2024-05-08T14:46:11.570Z

Analyse
Alles im Griff? Der ehemalige Landesligaspieler Markus Petzold soll mit seiner Übersicht und Ballruhe dazu beitragen, dass der FC Horgau bei seinem zweiten Ausflug in die Bezirksliga die beste Saison der Vereinsgeschichte spielen kann.
Alles im Griff? Der ehemalige Landesligaspieler Markus Petzold soll mit seiner Übersicht und Ballruhe dazu beitragen, dass der FC Horgau bei seinem zweiten Ausflug in die Bezirksliga die beste Saison der Vereinsgeschichte spielen kann. – Foto: Oliver Reiser

Horgau wird zum „gallischen Dorf“

Zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte ist der FCH in die Bezirksliga aufgestiegen und will sich mit seinen Mitteln behaupten

Der Startschuss in der Bezirksliga Nord fällt am Wochenende. Voher unterzieht sich der Aufsteiger FC Horgau, der sich als das „Gallische Dorf“ in der Liga sieht, dem Kick-off-Check des Augsburger Landboten. Nichtsdestotrotz: Vollkommen ohne finanzielle Mittel und ohne Königstransfers möchte man die beste Saison der Vereinsgeschichte spielen. Der Klassenerhalt wäre das Tüpfelchen auf dem i.

Hin & weg

Die Rothtaler haben ihren ehemaligen Stammtorhüter Marco Fischer verloren. Den 26-Jährigen zog es nach langer Verletzungspause mit dem Wunsch auf mehr Spielzeit zum Kreisligisten FC Emersacker. „Das ist natürlich sehr schade, zumal es für uns ein großes Risiko birgt, mit nur zwei Torhütern für beide Herrenmannschaften in die Saison zu starten“, bedauert Stroh. Auch André Zupur hat den FC in Richtung SV Adelsried verlassen. Großen Erfahrungsschatz bringt hingegen Winterneuzugang Markus Petzold mit. Der 33-Jährige kam vom Landesligisten SV Bad Heilbrunn. Auch der 21-jährige Christian Herr (SpVgg Auerbach-Streitheim) schloss sich dem Bezirksliga-Aufsteiger an. „Zusätzlich haben wir noch ein paar A-Junioren hochgezogen, die ebenfalls einen guten Eindruck machen“, ist Stroh mit dem diesjährigen Kader zufrieden.

Coach & Co.

Seit 14 Jahren ist Franz Stroh nun beim FC Horgau, acht Jahre davon als Spielertrainer. Er brachte die Kleeblätter von der Kreisklasse bis in die Bezirksliga. Doch diese Ära wird nun ein schleichendes Ende nehmen. Die Funktion als Co-Trainer bekleidet Manuel Schmid, der ebenfalls das Traineramt der zweiten Mannschaft innehat. In der kommenden Saison werden die Rollen schließlich getauscht, bis Stroh zum Ende der Saison 2022/23 endgültig aufhört. Mit auf dem Platz stehen wird Stroh bis zum Ende seiner Karriere. „Solange die drei noch davor steht, quäle ich mich und trainiere regelmäßig mit“, will der 38-Jährige auf personelle Engpässe vorbereitet sein, denn zu groß seien urlaubs- und krankheitsbedingte Ausfälle in den letzten Jahren gewesen. Daniel van den Kerkhoff bleibt Torwarttrainer.

Glücks- & Sorgenkinder

Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren ist der FC Horgau bislang vom Verletzungspech verschont geblieben. Als echter Glücksgriff kristallisierte sich Markus Petzold heraus – menschlich sowie fußballerisch. „Er zeigt unseren jungen Spielern, was Übersicht und Ballruhe bedeutet“, ist Stroh glücklich über seinen erfahrenen Neuzugang. Darüber hinaus seien Michael Vogele, Fabian Tögel und Tobias Kirschner im besten Fußballeralter. „Die wollen sich natürlich nochmals beweisen und in der Bezirksliga alles geben“, so Stroh.

Plus & Minus

Jahr für Jahr hadert man beim FC Horgau mit der Chancenverwertung. Auch in der diesjährigen Vorbereitung ließ der Aufsteiger einiges an Effizienz vor dem gegnerischen Kasten vermissen. Besonders unzufrieden war der Spielertrainer mit der Offensiv-Leistung gegen Wörleschwang im Toto-Pokal (2:1). Darüber hinaus müssen die Rothtäler noch daran arbeiten, die Kluft zwischen erfahrenen und jungen Spielern zu schließen. Stroh hofft, „dass die jungen Spieler noch einen Ticken mehr investieren und versuchen, an unsere erfahrenen Spieler heranzurücken.“ Der große Trumpf des FCH könnte der Zusammenhalt sein. Die Spieler kennen sich teilweise seit 15 Jahren. Kaum eine andere Bezirksliga-Mannschaft hat ein derart starkes Gefüge. Fehler in der Absprache sucht man vergebens. Jedes Rädchen greift ins nächste. Der Schlüssel für eine erfolgreiche Saison?

Test & Taktik

Taktisch bildet der FC Horgau nahezu alles ab. Ob 4:3:3, 4:4:2 oder 5:4:1 – „Wir haben alles in petto und passen uns dem Gegner an“, sagt Franz Stroh. Das sei ebenfalls mit ein Grund für die Meisterschaft in der Kreisliga gewesen. Auch hier profitiert der Aufsteiger von dem langjährigen Zusammenhalt. Mit der Vorbereitung sei man „grundsätzlich zufrieden“ gewesen. Gegen ehemalige Liga-Konkurrenten wie Zusmarshausen (0:0), SSV Anhausen (6:5) und Dinkelscherben (2:2) konnte gut mitgehalten werden. In der kommenden Saison „werden die Spiele jedoch sowieso vorwiegend defensiv behaftet sein“, weiß Stroh.

Wunsch & Wirklichkeit

Vom Abteilungsleiter bis zum letzten Spieler in der A-Klasse – der FC Horgau kämpft im Verbund um den Klassenerhalt. „Wir wollen die beste Saison aller Zeiten spielen“, nimmt Stroh kein Blatt vor den Mund. Es ist der größte Wunsch des 38-Jährigen, seine aktive Trainerkarriere damit zu beenden. Ein Blick in Richtung Wirklichkeit bringt die Grün-Weißen jedoch schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Beim ersten Ausflug in die Bezirksliga vor zwei Jahren kassierte man stolze 84 Gegentreffer und holte lediglich 14 Punkte. „Letztlich sind wir das gallische Dorf – Asterix und Obelix sozusagen“, schmunzelt Stroh. Denn im Vergleich zu vielen anderen Bezirksligisten bekommt beim FC Horgau kein einziger Spieler Fahrtgeld, Punkte-Prämie oder sonstige Entschädigungen. Selbst die Trainingsanzüge kaufen sich die Spieler selbst. „Der Klassenerhalt wäre in solch einer Liga ein Ausrufezeichen“, weiß der 38-Jährige.

Prognose

Der FC Horgau hat in seiner ersten Bezirksliga-Saison viel Lehrgeld zahlen müssen. Zudem sorgten immer wieder Verletzungen für Probleme. Jetzt sind die meisten Kicker im besten Fußballeralter und die Mannschaft hat eine gute Mischung zwischen alt und jung. Bleiben alle gesund, kann es für den Klassenerhalt und somit für die beste Saison der Vereinsgeschichte durchaus reichen.

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Aufrufe: 02.8.2021, 20:03 Uhr
Augsburger Landbote / Nikolai VrazicAutor