2024-04-25T14:35:39.956Z

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Schwabens Bezirksvorsitzender Christoph Kern ist einer von drei Kandidaten, die am 25. Juni als Präsident des Bayerischen Fußball-Verbandes kandidieren.
Schwabens Bezirksvorsitzender Christoph Kern ist einer von drei Kandidaten, die am 25. Juni als Präsident des Bayerischen Fußball-Verbandes kandidieren. – Foto: Walter Brugger

BFV-Präsidentenkandidat Christoph Kern: Musik spielt in den Kreisen

Schwabens Bezirksvorsitzender ist gegen Ämterhäufung, sucht den Kontakt zur Basis und will im Falle seiner Wahl die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilen

Wenn am 25. Juni im niederbayerischen Bad Gögging ein neuer, der dann sechste Präsident in der Geschichte des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) gewählt wird, gibt es eine echte Premiere: Die Delegierten haben tatsächlich eine Wahl. Gleich drei Kandidaten bewerben sich um die Nachfolge von Rainer Koch, der nach 18 Jahren an der BFV-Spitze nicht mehr antritt. Neben dem aktuellen Vizepräsident Robert Schraudner (Oberbayern) und Landesliga-Spielleiter Christian Bernkopf (Niederbayern) stellt sich auch der schwäbische Bezirksvorsitzende Christoph Kern.

In der Vergangenheit liefen die Wahlen nach einem einfachen Prinzip ab. Bereits im Vorfeld war fast alles geklärt, ein Kandidat stellte sich dem Votum – und wurde in der Regel nahezu einstimmig per Handzeichen gewählt. Insofern ist es schon bemerkenswert, dass es diesmal für das höchste Ehrenamt im bayerischen Fußball gleich drei Bewerber gibt. Ob die Delegierten aus den bayerischen Kreisen und Bezirken in der geheimen Abstimmung letztlich wirklich die Auswahl unter Schraudner, Bernkopf und Kern haben, bleibt eine spannende Frage. Denn beim Verbandstag gibt es die berüchtigte „Nacht der langen Messer“, in der so mancher Kandidat noch seinen Rückzug erklärt. Sei es, weil ihm keine Siegchance signalisiert wird oder weil noch kurzfristig Koalitionen geschmiedet werden – inklusive Postengeschacher.

Kern kandidiert nur als Präsident - und setzt damit ein Zeichen

Auf etwaige Absprachen will sich der promovierte Jurist Kern nicht einlassen. „Ich stehe für einen anderen Stil, für Transparenz“, betont der 39-Jährige. Um das zu unterstreichen, kandidiert Kern ausschließlich als Präsident, verzichtet auf alternative Nominierungen für die Wahl der Vizes. Entscheiden die Delegierten anders, wäre der gebürtige Unterfranke, der als Staatsanwalt und Richter einst nach Kempten kam und mittlerweile im Landkreis Augsburg heimisch geworden ist, also gar nicht im Präsidium vertreten. „Das Risiko gehe ich ein – und ich möchte damit ein Zeichen setzen. Es geht mir nicht darum, irgendeinen Posten zu besetzen. Ich möchte mit meinem Konzept überzeugen. Gelingt das nicht, werde ich mich mit voller Kraft weiter um den Fußballbezirk Schwaben kümmern“, so Kern.

Wie sieht nun sein Konzept aus? Ein Stück weit sind da die strategischen Ziele, die sich der Verbandsvorstand selbst gesetzt hat und hinter denen Kern steht. Dazu zählen etwa Bürokratieabbau, weitere Digitalisierung, Gewinnung von Ehrenamtlichen und Schiedsrichtern, den Rückgang an Teams in allen Bereichen bei den Männern, Frauen und dem Nachwuchs zu stoppen. Kern will zudem eigene Schwerpunkte setzen. Dazu gehört, den Menschen an der Basis zuzuhören. In Schwaben hat er bereits einige Vereine persönlich besucht, sich die Problemfelder vor Ort schildern und zeigen lassen. „Als Verband müssen wir vor allem die Interessen der Vereine in den Mittelpunkt stellen, die Meinungen der Ehrenamtlichen vor Ort in Entscheidungsprozesse einfließen lassen und das Gefühl vermitteln: der BFV ist für uns da“, betont der Präsidentenkandidat.

Regionale Probleme erfordern regionale Lösungen

„Die Musik spielt in den Kreisen und wir müssen bereit sein, regionale Lösungen zu finden. Probleme, die in Sonthofen auftreten, können in Hof gänzlich unbekannt sein. In den großen Städten wie Augsburg, Nürnberg oder München ist die Situation eine ganz andere wie auf dem flachen Land. Darauf müssen wir eingehen, damit alle, die Spaß am Fußball haben, unseren Sport ausüben können.“ Als Beispiel für regionale Lösungen nennt Kern das Thema Reservenrunden. Es gibt es nur noch wenige solcher Klassen, die meisten Männerteams sind im aufstiegsberechtigten Spielbetrieb integriert. Ein Antrag von Klubs aus dem Ries, die Reservenligen zwingend wiederzubeleben, hatte beim schwäbischen Bezirkstag keine Mehrheit gefunden. „Wir versuchen nun gemeinsam mit den Vereinen, die eine echte Reserve wollen, eine Lösung zu finden, die andere bayerische Regionen gar nicht brauchen“, berichtet Kern.

Gewinnt der zweifache Familienvater die Wahl, bräuchte Schwaben einen neuen Bezirksvorsitzenden. Hat Kern dort seine mögliche Nachfolge schon geregelt? „Das ist noch offen. Grundsätzlich sehe ich den Bezirk gut aufgestellt. In Schwaben haben wir einen Generationswechsel eingeleitet, die Lücken von langjährigen Verbandsmitarbeitern durch gute, junge Mitarbeiter geschlossen. Und wir werden auch für den Bezirksvorsitz zeitnah eine gute Lösung finden, sollte ich Präsident werden“, so Kern, dem zudem wichtig ist: „Ich möchte die Verantwortung teilen. Egal ob in ganz Bayern oder in Schwaben, der BFV muss sich breit aufstellen. Ich halte nichts von einer Ämterhäufung.“

Regionalliga Bayern soll in der jetzigen Form weiter bestehen

Starke Persönlichkeiten an seiner Seite können dem Verband bei der Umsetzung der Ziele nur guttun, ist Kern überzeugt, der dabei etwa an die aktuelle BFV-Vizepräsidentin und Vorsitzende des DFB-Frauen- und Mädchenausschusses Silke Raml und den aktuellen BFV-Schatzmeister Jürgen Faltenbacher denkt. Der wurde kürzlich zum neuen Spielleiter der 3. Liga berufen. Womit Faltenbacher an zentraler Stelle beim DFB sitzt, wenn es darum geht, dass die Regionalliga Bayern in der jetzigen Form bestehen bleibt. „Das ist unser gemeinsames Ziel“, betont Kern.

Sollte Christoph Kern in Bad Gögging gewählt werden, wäre dies übrigens ein Novum in der 76-jährigen Verbandsgeschichte. Bislang kamen die Präsidenten Hans Huber, Ludwig Franz, Ernst Knoesel, Rainer Koch (alle Oberbayern) sowie dem Niederbayern Heinrich Schmidhuber allesamt aus Altbaiern.

Zur Person

Christoph Kern ist gebürtiger Unterfranke, begann als Jugendspieler beim Tuspo Obernburg und schlug früh die Schiedsrichterlaufbahn ein. Nach Schwaben kam der promovierte Jurist, weil er als Richter nach Kempten versetzt wurde. Dort schloss er sich dem SSV Wildpoldsried an, dem er auch nach dem Umzug in den Landkreis Augsburg die Treue hält. Die Funktionärskarriere beim Bayerischen Fußball-Verband startete Kern im Bezirks-Schiedsrichterausschuss, stieg dort zum schwäbischen Obmann auf und wechselte dann als Vorsitzender ins Sportgericht Bayern. Seit 2021 ist der 39-Jährige Bezirksvorsitzender in Schwaben und gehört damit dem Verbandsvorstand an.

Aufrufe: 015.6.2022, 09:30 Uhr
Walter BruggerAutor