2024-04-25T14:35:39.956Z

Kommentar

Herforder Wahnsinn - Jürgen Höffner nimmt Stellung

Es war der Aufreger der letzten Woche. Ümit Yavuz und Kai Rieke diskutierten, wer an den hohen Gehaltszahlungen im Kreis Herford schuld ist. Nun meldet sich Jürgen Höffner,ehemaliger Vorsitzender des Bünder SV, zu Wort.

Spieler, Trainer oder doch der Verband? Wer ist denn nun der Hauptschuldige am Herforder Geldwahnsinn? Auslöser der Diskussion war Ümit Yavuz, Trainer des B-Ligisten Sancakspor Spenge, der den Spielern die Schuld für die utopischen Summen in den Herforder Kreisligen übergab. Kai Rieke, "Fußballchef" im Kreis Herford, schiebt die Verantwortung an die Vereine zurück. "Wenn jede Mannschaft ihren Spielern nur die Hälfte des Gehalts zahlen würde, was würde dann passieren?", fragte er sich. "Sie würden genau bei diesen Mannschaften bleiben. Weil es in anderen Ligen noch viel weniger gibt! Die Vereine schaukeln sich gegenseitig hoch und an den Spieler kann da keine Schuld gewiesen werden."

Jürgen Höffner, bis 2016 noch Vorsitzender beim BSV, teilt dabei Riekes Meinung. Höffner hatte bei seinem Herzensverein in seiner fünfjährigen Amtszeit eine Entschuldungspolitik betrieben, äußerst erfolgreich, findet er. "Wir waren im Prinzip immer hoch verschuldet", erinnert sich Höffner, der seit 25 Jahren in der Fußballbranche aktiv ist.

Als die Bünder in den zwischen den 1980er und den 2000er Jahren aus der Oberliga bis in die Bezirksliga heruntergereicht wurden (auch aufgrund fehlender finanzieller Möglichkeiten) , wurde jeweils immer mit viel Geld versucht, die jeweilige Klasse zu halten. Letztendlich kam es aber dennoch 2012 zum Absturz in die Kreisliga A. Zusammen mit seinem Schatzmeister und nun Vorsitzender Manuel Pierri erarbeitete Höffner dann einen Entschuldungsplan.

"In den letzten Jahren wurde eindeutig gezeigt, wie tief man fallen kann, wenn man sich nur auf einen Sponsor verlässt. Das sieht man nicht zuletzt an Muckum, Klosterbauerschaft oder Bustedt, die längst abgestiegen oder trotz großer Investitionen ihren Erwartungen nicht gerecht werden", kritisiert Höffner. "Fußball ist im Kreis Herford mittlerweile ein Geschäft", ist er sich sicher. Das habe sich aber in den letzten 25 Jahren immer weiter angedeutet, es schaukele sich immer weiter hoch. Und dabei war schon klar, welche Meinung der Bünder bei dieser heißen Diskussion vertritt:

"Kai Rieke hat 100%-ig recht", stellt er klar. "Die Vereine sind verantwortlich dafür, dass es diese Entwicklung in den letzten Jahren so gab. Ich meine, es gibt gute Beispiele, dass es möglich ist, ohne viel Geld Erfolge zu feiern." Beim BSV bekämen nur die Trainer ein echtes Gehalt, die Spieler nur Aufwandsentschädigungen. Dennoch weiß Höffner auch: "Wenn ich in die Zukunft schaue, dann weiß ich auch, dass wir sicher nicht mit den ersten Plätzen zu tun haben werde. Mannschaften wie Herringhausen sind uns da mittlerweile einfach meilenweit voraus."

Mit der Stellungnahme seines altes Bekannten Ümit Yavuz geht Jürgen Höffner sehr hart ins Gericht: "Ich kenne Ümit sehr gut. Er war beim BSV lange Zeit Jugendspieler und wurde dann Jugendtrainer. Er sagte immer, dass es ihm bei uns super gefallen würde. Wieso ging er dann nach Sancakspor, wenn nicht wegen des Geldes? Generell finde ich es sehr fragwürdig, dass er von der Jugendarbeit als Benachteiligten spricht, obwohl Spenge keine einzige Jugendmannschaft hat."

Dennoch spiele die Jugendarbeit bei der Vereinsfinanzierung tatsächlich die größte Rolle. "Sie ist das Teuerste in einem Verein", erklärt Höffner. "Mit den Beiträgen, die die Eltern zahlen, können keine Jugendmannschaften gestellt werden. Das ist viel viel teurer. Das meiste Geld dafür nehmen wir von den Sponsoren unserer ersten Mannschaft. Eine Seniorenmannschaft, speziell die Reserven, bekommen maximal Zuschüsse für einen Kasten Bier zum Aufstieg oder für eine Mannschaftsfeier", erzählt er schmunzelnd.

Alles schwarz reden möchte der ehemalige Staffelleiter dennoch nicht: "Es macht mir und allen anderen Beteiligten trotzdem noch einen riesen Spaß hier im Kreis Fußball zu erleben und letztendlich ist das das Wichtigste. Ich denke, dass wir gerade in ganz Bünde eine gute Basis haben, mit extrem vielen Mannschaften. Und das wird wohl auch so bleiben."

Aufrufe: 09.6.2019, 11:00 Uhr
Nico EbmeierAutor