2024-04-29T14:34:45.518Z

Allgemeines
Der FC Meilen greift nach der Sommerpause in der höchsten Regionalliga an.
Der FC Meilen greift nach der Sommerpause in der höchsten Regionalliga an. – Foto: Sabrina Seppi
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Ein Meilenstein für den Dorfverein

Der FC Meilen und das Abenteuer 2. Liga

Der FC Meilen strebt nach dem Aufstieg in die 2. Liga den Klassenerhalt an. Dass dies zwar machbar jedoch keineswegs einfach ist, zeigen andere Beispiele aus der Zürichsee-Region.

Der Jubel war immens, als der FC Meilen definitiv den Aufstieg in die 2. Liga feiern konnte. Es ist die Rückkehr in die höchste Regionalliga nach sage und schreibe 28 Jahren und der vierte 2.-Liga-Aufstieg in der Vereinsgeschichte.

1993 stieg Meilen ab und tingelte danach Jahr für Jahr zwischen der 3. und der 4. Liga hin und her. In den letzten Jahren spielte das Team aus dem Bezirkshauptort jedoch wieder mehr oder weniger konstant um den Aufstieg in die 2. Liga mit und entwickelte sich zu einer festen Grösse – nur eben in der 3. Liga.

Dies, obwohl das Potenzial für die 2. Liga im Bezirkshauptort eigentlich schon länger vorhanden wäre. «Dieses Ziel verfolgt der Verein schon länger», sagt FCM-Präsident Rolf Isenschmid. Er verweist darauf, dass Meilen in den letzten paar Jahren einige Male nahe dran war.

Nach 28 Jahren kehrt der FC Meilen mit Cheftrainer Kur Kobel in die 2. Liga zurück.
Nach 28 Jahren kehrt der FC Meilen mit Cheftrainer Kur Kobel in die 2. Liga zurück. – Foto: Sabrina Seppi

Immer wieder rauf und runter

Tatsächlich hätte es mit dem Aufstieg in Meilen eigentlich längst klappen müssen. Immerhin zählt der Verein 20 Mannschaften, über 450 Mitglieder und verfügt auf der Allmend über eine komplette Infrastruktur mit Rasen- und Kunstrasenplätzen. «Die Infrastruktur ist sicherlich 2.Liga-reif», sagt Isenschmid. Weshalb also hat es in all den Jahren nicht geklappt für Meilen mit dem Aufstieg?

Eine Erklärung dafür liefert Jakob Schwab, einst Juniorenobmann, dann lange Präsident und längst Ehrenpräsident des FC Meilen. «Es braucht immer einen unbedingten Willen, um aufzusteigen.» Er erinnert sich zurück an die anderen Aufstiege in die 2. Liga, welche die Meilemer Fussballer feiern durften.

Der Hauptplatz ist in gutem Zustand.
Der Hauptplatz ist in gutem Zustand. – Foto: Marco Huber

1970 war es erstmals soweit. Die zweite Promotion folgte 1985, ehe der FCM 1992 erneut in die höchste Regionalliga aufstieg, dort jedoch nur ein kurzes Gastspiel von einer Spielzeit hatte. «Es war schon damals so, dass man ohne punktuelle Verstärkungen im Kader nicht bestehen konnte», erklärt Schwab. Und es wurde teilweise eine Spesenentschädigung für externe Spieler entrichtet.

Das Los des Bezirkshauptorts

Einen Grund dafür, weshalb es seit nunmehr fast 30 Jahren nicht geklappt hat mit Fussball auf höchster Regionalliga-Stufe, sieht Vereinspräsident Rolf Isenschmid im breiten Sportangebot, das die Gemeinde Meilen zu bieten hat. Es ist dies wohl das Los jedes Bezirkshauptorts.

Der FC Meilen teilt die Sportanlage Allmend mit einigen anderen Vereinen.
Der FC Meilen teilt die Sportanlage Allmend mit einigen anderen Vereinen. – Foto: Marco Huber

Auf dem Sportplatz Allmend sind neben dem FC unter anderen auch der Schwimmclub, der Leichtathletikclub, der Landhockeyverein, der Unihockeyclub, der Handballclub und der Tennisclub domiziliert. Dazu kommen in Meilen weitere traditionsreiche Vereine wie etwa der Skiclub, der Veloclub, der Drachenbootverein oder die verschiedenen Turnvereine.

Für Ehrenpräsident Jakob Schwab ist die Bedeutung des Aufstiegs des FCM für die Gemeinde Meilen immens. «Der FC ist der grösste Verein in Meilen und geniesst in der Gemeinde eine gute Verankerung.» Trotz des Wachstums in der Juniorenabteilung sei der FCM immer ein Dorfverein geblieben.

Er betont zudem, dass es der Vereinsführung immer wieder gelungen sei ein gutes Beziehungsnetz innerhalb der Gemeinde aufzubauen und zu pflegen. «Die Unterstützung des Fussballclubs durch die Gemeinde funktioniert tiptop», hält Schwab fest.

Enge Zusammenarbeit: Gemeindepräsident Christoph Hiller (FDP), Liegenschaftenvorsteherin Irene Ritz-Anderegg (SP) und FCM-Präsident Rolf Isenschmid (von links).
Enge Zusammenarbeit: Gemeindepräsident Christoph Hiller (FDP), Liegenschaftenvorsteherin Irene Ritz-Anderegg (SP) und FCM-Präsident Rolf Isenschmid (von links). – Foto: Jakob Schwab

Höhere Liga, grösserer Aufwand

Der jetzige Aufstieg ist nicht zuletzt das Verdienst von Trainer Kurt Kobel, dem dieses Kunststück mit dem FC Männedorf bereits zwei Mal gelungen ist. Erst per letztem Sommer hat der Uetiker vom FC Herrliberg zum FC Meilen gewechselt. Präsident Isenschmid betont: «Wir haben ihm nicht das Ziel gesteckt, dass er umgehend aufsteigen muss.» Das es nun geklappt hat, sei natürlich umso schöner.

Nach den Aufstiegsfestivitäten beginnt in Meilen schon bald die Vorbereitung auf die erste Saison seit Urzeiten in der höchsten Regionalliga. Aus Sicht des Vereins bedeutet dies zunächst einmal, dass ein grösseres Budget bereitgestellt werden muss. Immerhin fallen nur schon für die obligatorischen Linienrichter höhere Kosten an.

Ausserdem muss der FCM bergseits des Hauptplatzes bei den Sandbecken der beiden Weitsprung-Anlagen sogenannte «Hard-Top-Abdeckungen» installieren, damit die Linienrichter nicht bei jeder zweiten Aktion in den Sandkasten trampen. «Da sind wir zusammen mit der Gemeinde dran», versichert Präsident Isenschmid.

Vor dem ersten 2.Liga-Heimspiel muss der Abstand zwischen Weitsprung-Anlage und Seitenlinie noch baulich angepasst werden.
Vor dem ersten 2.Liga-Heimspiel muss der Abstand zwischen Weitsprung-Anlage und Seitenlinie noch baulich angepasst werden. – Foto: Marco Huber

Erfahrung und Talent

Den Klassenerhalt will der Verein grundsätzlich mit eigenen Spielern schaffen. «Wir müssen uns mit dieser Mannschaft sicher nicht verstecken», sagt Sportchef Remo Staubli. Die Qualitäten des Teams sieht er vor allem in der Offensive. «Das sind wir ziemlich breit aufgestellt.»

In der Tat verfügt Meilen mit Torjäger Marco Ruckstuhl und dem talentierten Felix Mühlbauer über zwei Stürmer, die mindestens über 2.-Liga-Niveau verfügen. Ruckstuhl versuchte sich in der Vergangenheit auch schon beim FC Freienbach in der Interregio.

Der FC Meilen kann zudem auf weitere Spieler mit Erfahrungen in höheren Ligen in seinen Reihen zählen. Samuel Zimmermann spielte für Wettswil-Bonstetten in der 1.Liga-Erfahrung (WB), Andrej Barbarez unter anderem für Goldau in der 2. Liga interregional.

Attraktive Adresse in der Region

Dazu sollen idealerweise zwei bis drei erfahrene Verstärkungsspieler zum Team stossen. Trainer Kurt Kobel spricht von einer «Achse mit gestandenen 2.-Liga-Spielern» – in der Verteidigung, im Mittelfeld und im Angriff. Auch von einem zweiten Goalie ist die Rede.

Die Aufstiegsmannschaft dürfte grösstenteils zusammen bleiben.
Die Aufstiegsmannschaft dürfte grösstenteils zusammen bleiben. – Foto: Sabrina Seppi

Das Kader soll breiter werden. «Um in der 2. Liga bestehen zu können, brauchen wir sicherlich ein 30-Mann-Kader», sagt Sportchef Staubli. Er gibt sich zuversichtlich. «Nach dem Aufstieg sind wir sicher eine attraktive Adresse für Spieler aus der Region, die 2. Liga spielen wollen.»

Spielmacher nicht mehr dabei

Allerdings gibt es in den Reihen der Meilemer den einen oder anderen Abgang zu verkraften. Der Namhafteste ist sicherlich der von Spielmacher Benjamin Tritten. Er wird den Club höchstwahrscheinlich in Richtung Red Star II verlassen, wo er mit früheren Kumpanen aus Zeiten im FCZ-Nachwuchs den Aufstieg in die 2. Liga interregional anstreben will. Trittens Abgang hat sich bereits seit einiger Zeit abgezeichnet.

Die Lücken mit Spielern aus dem eigenen Nachwuchs zu stopfen, dürfte in Meilen schwierig werden. Seit Jahren schon gilt die Juniorenabteilung insgesamt als eher dünn besetzt. So verfügt der FCM beispielsweise derzeit über keine A-Junioren.

Das Dilemma der Seeclubs

Dass die Mission 2. Liga nicht einfach wird, weiss Trainer Kobel aufgrund seiner Vergangenheit beim FC Männedorf nur zu gut. Ein Blick in die Region zeigt: Es scheint generell schwierig zu sein für die Seeclubs, sich in der 2. Liga zu halten.

Zuletzt ist Männedorf gescheitert. Herrliberg wurde vor einigen Jahren nach dem Abstieg in die 3. Liga beinahe durchgereicht. Ähnlich erging es dem FC Küsnacht, nachdem beim Goldküstenclub das Geld nicht mehr floss. Nun hat der FCK die Devise herausgegeben, mit talentierten, eigenen Spielern mittelfristig in die 2. Liga aufzusteigen. Dorthin zurück will auch der FC Stäfa, der andere rechtsufrige Verein mit langer 1.- und 2.-Liga-Historie.

Mit ein Grund für dieses Dilemma dürfte «Footeco» sein, das Nachwuchsprogramm des FC Zürich. Dieses zieht viele Talente aus den Dorfvereinen an. Falls ebendiese jungen Spieler dann den Durchbruch beim FCZ nicht schaffen und zu ihrem Stammverein zurückkehren, bekunden sie oftmals Mühe, sich wieder zu integrieren.

Trotz moderner Sportanlage liefert die Nachwuchsabteilung derzeit zu wenige Spieler für die Aktiven.
Trotz moderner Sportanlage liefert die Nachwuchsabteilung derzeit zu wenige Spieler für die Aktiven. – Foto: Marco Huber

Unterschiedliche Interessen

Erschwerend kommt für die Vereine hinzu, dass es generell immer mehr junge Erwachsene in die Stadt zieht sei es nun wegen des Jobs oder aufgrund des Studiums. Immer wieder kommt es dann vor, dass sich solche Personen, dann einem der unzähligen Clubs aus der Stadt Zürich anschliessen und ihrem Stammverein zwangsläufig den Rücken kehren.

Dazu kommen vermehrt unterschiedliche Interessen, welche die talentierten jungen Fussballer verfolgen. Das stellt auch Meilens Ehrenpräsident Jakob Schwab fest. Dies sei der Grund, weshalb drei Trainings pro Woche, wie es sich nach seiner Ansicht für eine 2.-Liga-Mannschaft gehören würde, teilweise gar nicht möglich sind.

Für die jetzige Meilemer Mannschaft hofft Schwab darauf, dass die Leistungsträger zusammenbleiben und dass die Verantwortlichen die nötigen punktuellen Verstärkungen holen – wie damals, als der FC Meilen in den 1970er-, 1980er- und 1990er-Jahren auch schon in der höchsten Regionalliga spielte.

Aufrufe: 05.7.2021, 08:37 Uhr
Marco HuberAutor