2024-05-17T14:19:24.476Z

Ligavorschau
– Foto: FuPa

Ein Fernduell um den Aufstieg und Abstiegskampf pur

3. Liga Gruppe 6 - die "FuPa"-Prognose vor dem Re-Start.

Fünf Vereine spielen um den Ligaerhalt, mindestens drei um die Promotion. Die Drittliga-Gruppe 6 verspricht viel Spannung für die verbleibenden Runden.

Sie wird immer wieder als die stärkste aller Drittliga-Gruppen umschrieben. Und vielleicht ist sie derzeit auch die Packendste: Die Gruppe 6, in der Clubs vom rechten Zürichseeufer auf Vertreter aus dem Zürcher Oberland treffen.

Für diese Superlative sprechen etwa, dass gleich vier Vereine zu Beginn der Saison ernsthafte Aufstiegsambitionen anmeldeten. Mittlerweile ist aus dem Quartett ein Trio geworden, von dem aber wohl schnell nur noch Zwei übrig bleiben dürften.

Fast noch interessanter präsentiert sich die Lage um den Strich. Rein rechnerisch können fünf Teams noch absteigen. Und die Mannschaften im breiten Tabellenmittelfeld könnten zu Spielverderbern werden. Es wird spannend auf den Fussballplätzen der Region See/Oberland. "FuPa" wagt die grosse Prognose.

Aufstiegsrennen: Ein Fernduell zweier Goldküstenklubs

Vor der Saison wurde immer wieder ein Quartett an Aufstiegsfavoriten genannt: Pfäffikon, Stäfa, Meilen, Herrliberg. Mittlerweile scheint klar, dass daraus ein Duell wird. Ein Duell zwischen den beiden Goldküstenvereinen Herrliberg und Meilen.

Vergangene Saison noch Wintermeister, hat sich der FC Pfäffikon heuer selber aus dem Rennen um den Aufstieg genommen.
Vergangene Saison noch Wintermeister, hat sich der FC Pfäffikon heuer selber aus dem Rennen um den Aufstieg genommen. – Foto: FC Pfäffikon

Der FC Stäfa hat sich mit schwachen Spielen im Herbst selber aus dem Rennen genommen. Theoretisch noch Chancen hätte der FC Pfäffikon, der vier Punkte Rückstand auf Leader Herrliberg hat. Es müsste aber Alles für die Oberländer laufen. Realistischerweise werden sie kaum mehr entscheidend ins Aufstiegsrennen eingreifen. Schade für den FCP, grüsste er doch in der vergangenen Saison zur Pause als Wintermeister, ehe die Meisterschaft pandemie-bedingt abgebrochen wurde. Vermutlich hätte Pfäffikon damals den Aufstieg gepackt.

Doch Fussball ist kein Spiel der Konjunktive. Und so wird der FCP in dieser abgekürzten Saison wohl kaum mehr zur ernsthaften Gefahr für die beiden stärksten Teams der Gruppe. Die Jungs von Trainer Marcel Erismann haben es in der Vorrunde vergeigt.

Weniger Routine bei Meilen

So werden sich Herrliberg und Meilen ein ultra-spannendes Fernduell liefern. Gäbe es ein Wettbüro, lägen die Quoten aktuell wohl etwa bei 51 zu 49 Prozent – und zwar für den FC Meilen. Nach Verlustpunkten wäre Meilen nämlich voraus. Noch vier Spiele stehen an – zwei reguläre Meisterschaftsspiele sowie zwei Partien, die im Herbst nicht ausgetragen werden konnten und deshalb verschoben wurden.

Noch vier Spiele: Die Spieler des FC Meilen haben es in den eigenen Füssen.
Noch vier Spiele: Die Spieler des FC Meilen haben es in den eigenen Füssen. – Foto: FC Meilen

Die Meilemer haben es in den eigenen Füssen. Allerdings steigt das Team des aufstiegserprobten Trainers Kurt Kobel ohne wirklichen Test gleich mit dem schwierigen Auswärtsspiel in Wald in die Meisterschaft ein. Danach bestreiten die Meilemer ein Mammutprogramm, das an die Substanz geht. Auf der Allmend dürfte sich manch einer über den dicht gedrängten Spielplan, den der Fussballverband diktiert hat, geärgert haben.

Die grosse Unbekannte ist der Formstand dieser talentierten und – zumindest vor dem Unterbruch – gut eingespielten Formation. Zudem fehlen einige Stammspieler verletzungsbedingt oder aufgrund zu geringer Trainingspräsenz. Das Meilemer Kader ist also weniger routiniert als zuvor.

Luxusproblem auf dem Langacker

Herrliberg hingegen kann aus dem Vollen schöpfen. Für das Team spricht sicherlich die Breite, aber auch die Qualität des Kaders. Seit Jahren schon baut der FCH systematisch talentierte, junge Spieler ein, die dann über die Jahre zu Leistungsträgern werden. Es ist dies mitunter das Verdienst von Cheftrainer Beni Benz, der damit gleichwohl ein Luxusproblem geschaffen hat. Der Staff hat beinahe zu viele Akteure auf den verschiedenen Positionen zur Auswahl.

Viel Breite im Kader: Der FC Herrliberg ist ebenfalls Favorit für die Promotion.
Viel Breite im Kader: Der FC Herrliberg ist ebenfalls Favorit für die Promotion. – Foto: FC Herrliberg

In seinen verbleibenden Partien gegen Rüti II und Mönchaltorf sind die Herrliberger Favorit. Aber Achtung: Die Rütner haben den Ligaerhalt noch nicht auf sicher. Und Spiele gegen Mannschaften, die sich gegen den Abstieg wehren, sind in der Regel nicht einfach.

Nicht gerade leicht ist das Fernduell mit Meilen aber für die Beteiligten beider Seiten nicht. Das hat viel mit emotionalen Verbindungen zwischen den beiden Rivalen zu tun. Man kennt sich halt.

Da wäre einmal Kurt Kobel. Er war bis vor einem Jahr noch Cheftrainer auf dem Langacker. Dies nachdem er früher mit dem FC Männedorf zwei Mal den Aufstieg in die 2. Liga geschafft hat. Da wäre aber auch sein Sohn Karim Baumberger. Dieser ist Assistenztrainer beim grossen Kontrahenten. Zudem amtet Kobels guter Kollege Erich Koch ebenfalls in Herrliberg als Torhütertrainer.

Das Fernduell zwischen Herrliberg und Meilen – es dürfte insbesondere am Familientisch sowie in den Kollegenkreisen dieser Direktbeteiligten schon längst das vorherrschende Thema sein. Es ist also angerichtet für ein spannendes Aufstiegsrennen.

Abstiegskampf: Vier Teams im Sumpf

Auch der Abstiegskampf ist voll lanciert. Vier Teams müssen sich ernsthafte Sorgen machen. Dabei haben die Reserven des FC Rüti sicherlich die beste Ausgangslage, auch wenn sie es mit zwei der Topteams – Herrliberg und Pfäffikon – zu tun bekommen und Spielmacher Benjamin Karalic wegen einer Sperre noch eine Weile fehlt. Wenn nicht alles wie verhext läuft, können die Rütner gar mit zwei Niederlagen die Klasse halten.

Für den FC Weisslingen sieht es da schon schwieriger aus. Mit den Partien gegen Wetzikon II, Stäfa und Wald steht ein happiges Schlussprogramm an. Dabei müssen sich die beiden Interimstrainer Olaf Irrgang und Dani Haag als Feuerwehrmänner beweisen.

Sie haben die Equipe eher kurzfristig übernommen, nachdem Ex-Coach Paco Sanchez vorzeitig aus dem laufenden Vertrag ausgestiegen ist. Für "Wislig" könnte die Spielzeit bitter enden. Wer weiss: Vielleicht hat Sanchez diesen Braten gerochen...

Heusser als Männedörfler Glücksbringer?

Abstiegsgefährdet sind auch die Reserven des FC Männedorf. Der grosse Vorteil der Fischotter ist, dass sie die vermutlich genetisch bedingte Charakterstärke haben, in wichtigen Spielen über sich hinauszuwachsen. Dies haben die Männedörfler mehrfach bewiesen – zuletzt beim Sommermärchen 2019, als die Truppe von Trainer Matthias "Mätz" Heusser im Alles entscheidenden Direktduell mit Meilen II siegte und aufstieg.

Apropos Heusser: Dieser stand als Spieler und Trainer jahrelang in Diensten des FC Meilen. Seit seinem damals für viele Kenner der Szene überraschenden Wechsel auf das Widenbad, haben Männedorfs Reserven noch nie gegen Meilen verloren. Dies könnte ein gutes Omen für Aufeinandertreffen mit Meilens A-Auswahl sein.

Die Reserven des FC Männedorf können im Abstiegskampf auf ihre Heimstärke zählen.
Die Reserven des FC Männedorf können im Abstiegskampf auf ihre Heimstärke zählen. – Foto: FC Männedorf

Zwar findet die wegweisende Partie nicht im Hexenkessel Widenbad statt, sondern in der "Fremde", doch haben die Männedörfler gute Erinnerungen an das letzte Gastspiel auf der Allmend. Dort gewannen sie im Herbst 2019 trotz Meilemer Überlegenheit 1:0. Ein Exploit ist der Widenbad-Elf durchaus zuzutrauen.

An der Motivation fehlt es nicht. Viele Männedörfler Spieler kennen Meilen-Coach Kobel von früher gut und wollen ihm und seiner Mannschaft nur zu gerne ein Bein stellen. Für Meilen wiederum wäre es das höchste aller Gefühle, vor eigenem Anhang und erst noch gegen den Erzrivalen den Aufstieg zu feiern.

Aus Männedörfler Sicht ist es selbst im Falle einer Niederlage denkbar, dass man sich auf Kosten von Weisslingen über den Strich rettet. Für die Widenbad-Elf spricht dabei nicht zuletzt, dass sie Akteure aus der ersten Mannschaft einsetzen können. Etwas 2.-Liga-Erfahrung dürfte im Abstiegskampf kaum schaden.

Schlechte Karten für Zollikon

Als Schlusslicht hat der SC Zollikon die schlechtesten Karten in diesem Abstiegspoker. Zunächst müsste das Team von Trainer Tomas Hermida in Männedorf punkten. Danach folgt das Heimspiel gegen Hinwil.

In dieser schwierigen Konstellation werden es die Zolliker höchstens mit jeder Menge Wettkampfglück schaffen, noch aus dem Tabellenkeller herauszukommen. Viel wahrscheinlicher scheint, dass der Gang in die 4. Liga droht.

Wird der Abstieg Tatsache, haben die Zolliker eine Saison Zeit, um sich neu neu zu orientieren. Ein grosser Pluspunkt ist dabei die gute Nachwuchsabteilung. Mit eigenen Junioren dazu einigen Routiniers könnte sich ein neuer, starker Kern bilden,. Garantiert wird sich Zollikon nicht den Erzrivalen aus der Nachbargemeinde Küsnacht zum Vorbild nehmen, der nun doch schon eine Weile in der 4. Liga herumdümpelt.

Das wird Zollikon kaum passieren, nur schon aufgrund der unterschiedlichen Vergangenheit verglichen mit dem Ex-Erstligisten von nebenan. So ist es den Zollikern auf alle Fälle zuzutrauen, dass sie bald den Wiederaufstieg schaffen.

Für den FC Stäfa zählt in erster Linie der Regionalcup.
Für den FC Stäfa zählt in erster Linie der Regionalcup. – Foto: FC Stäfa

Die Überraschung: Stäfa wird Boden gut machen

Gemessen am selbstgesteckten Ziel "Wiederaufstieg in die 2. Liga" hat der FC Stäfa bislang in einigen Spielen enttäuscht und musste bittere Niederlagen einstecken. Zum fehldenden Glück kam noch Pech dazu. Und dies ausgerechnet für das Team von Trainer Urs Fritschi, der von Beruf Kaminfeger ist.

Nun liegt der Fokus bei den Stäfnern primär auf dem Cup-Spiel gegen den FC Greifensee. Im Gegensatz zur Meisterschaft kann Stäfa dort noch Einiges erreichen. In der Liga wird die Frohberg-Elf Boden gutmachen. Das sind sie ihren Fans und insbesondere ihrer frenetischen Fankurve, "scharfe Egge" schuldig.

Der FC Hinwil ist und war eine der grössten Überraschungen dieser Saison.
Der FC Hinwil ist und war eine der grössten Überraschungen dieser Saison. – Foto: FC Hinwil

Diese hat es im Übrigen auch schon fertiggebracht, gleich zwei rote Karten zu provozieren – so geschehen beim Auswärtsspiel in Pfäffikon. Spielen die Stäfner mit ebenso viel Enthusiasmus, ist ihnen auch der Einzug in den Cupfinal zuzutrauen.

Hinwil im gesicherten Mittelfeld

Die positive Überraschung dieser Gruppe ist der FC Hinwil. Die Oberländer spielen eine mehr als ansprechende Saison und werden sich im gesicherten Mittelfeld und in Sichtdistanz zu den besten fünf etablieren.

Damit ist das "Bollwerk vom Bachtel" zwar etwas über Wert klassiert, aber das wird auf dem Sportplatz Hüssenbüel niemanden ernsthaft kümmern.

Die Enttäuschung: Zollikon droht die Relegation

Der FC Mönchaltorf ist ebenfalls eine dieser Mannschaften, die aktuell über ihrem Wert klassiert sind. Vermutlich ist beim Team von Trainer Beat Bühler nun aber nach der langen Pause die Luft ernst recht draussen. Deshalb kann "Mönchi" nicht mehr an die starke Herbstrunde anknüpfen und verliert einige Tabellenplätze. Nutzniesser könnten Stäfa, Wetzikon II oder Wald sein.

Die grosse Enttäuschung dieser Gruppe ist aber zweifelsohne der SC Zollikon. Es spricht wenig dafür, dass der Verein nach Jahren in der 3. Liga – in denen sie auch ein paar Mal um den Aufstieg in die 2. Liga mitspielte – die Klasse halten kann.

Aufrufe: 030.5.2021, 18:56 Uhr
Redaktion regional-fussball.chAutor