2024-04-30T13:48:59.170Z

Pokal
F: Varoga
F: Varoga

Die Pokalsieger ohne Pokal

Die Damen der TuSG Ritterhude gingen im Krombacher-Pokal quasi leer aus - Krombacher und der NFV versuchen sich an einer Erklärung

Erst vor wenigen Tagen sorgte die Nachricht, dass die Frauenmannschaft von Holstein Kiel wegen des möglichen Bundesligaaufstieges der Herrenmannschaft den Verein verlassen müsse, für großen Unmut. Mittlerweile ruderte der Verein zwar zurück, die Benachteiligung, die Frauen im Fußball gegenüber ihren männlichen Kollegen erfahren, ist dennoch aktuell. Am eigenen Leib mussten das die Frauen der TuSG Ritterhude und des FC Hambergen in ihrem Pokalfinalspiel erfahren. Während die Herren des SV BW Bornreihe II sich als Gewinner über einen Pokal, ein üppiges Preisgeld und reichlich Freibier freuen durften, fielen die Prämien bei den Frauen deutlich geringer aus. Die Organisatoren vom Niedersächsichen Fußballverband und dem vermeintlichen Sponsor Krombacher haben uns den Grund erklärt.

Jubelnd stehen sie vor einem riesigen Krombacher-Aufsteller, Krombacher-Banner zieren die Banden des Platzes und gewonnen haben sie der offiziellen Ausschreibung zufolge den "Krombacher-Pokal". Da stellt sich natürlich die Frage, warum Krombacher als vermeintlicher Sponsor die Frauen im Vergleich zu den Männern so sehr benachteiligt.

Zum Vergleich: Die Gewinner im Herren-Pokal freuten sich über ein sattes Preisgeld von 300 €, 200 Liter Freibier und natürlich einen Pokal. Die Zweitplatzierten der TSG Wörpedorf-Grasberg-Eickedorf bekamen immer noch 200 € und 100 Liter Freibier. Bei den Frauen sah das ganz anders aus. Die TuSG Ritterhude wartete vergeblich auf einen Pokal, bekam 50 €, 10 Liter Bier, Leibchen und einen Ball. Die Zweitplatzierten vom FC Hambergen bekamen lediglich 25 € Preisgeld, Leibchen und etwas Bier.

"Es ist eine Frechheit"

Da zu diesem Zeitpunkt alle Spielerinnen und Trainer davon ausgegangen sind, dass Krombacher sowohl den Herren- als auch den Damenpokal gesponsert hatte, war der Unmut bei den Gewinnern natürlich entsprechend groß: "Wir waren total enttäuscht und sind uns extrem blöd vorgekommen", so Ritterhudes Co-Trainerin Nathalie Duchemin nach dem Spiel. "Wir haben uns dann irgendwie diskriminiert gefühlt, weil wir eben auch wussten, was die Herren bekommen haben. Zudem fanden wir es sehr frech, dass wir dann vor diesem Banner ein Bild machen sollten und somit Werbung für Krombacher machen mussten", ärgerte sich auch Spielführerin Tina Gärtner.

"Nein, die Krombacher Brauerei ist nicht Sponsor des Frauen-Kreispokals"

Während es in den letzten Jahren auch für die Frauen immer reichlich Freibier und einen Pokal gab, war es in diesem Jahr allerdings anders. Denn seit dieser Saison ist Krombacher nicht mehr als Sponsor für die Frauen verantwortlich, sondern hat sich auf den Herrenbereich fokussiert: "Nein, die Krombacher Brauerei ist nicht Sponsor des Frauen-Kreispokals im Kreis Osterholz, darüber hinaus in keiner Region, in denen der Krombacher Pokal ausgespielt wird", erklärt Ulrike Weyel, die für den Sponsoring-Bereich von Krombacher verantwortlich ist. "Seit der Saison 2017/18 wurde das Sponsoring der Damen freigegeben, weil wir uns aus konzeptionellen Gründen auf das Sponsoring der Herren- und Altherren-Wettbewerbe im Kreispokal fokussiert haben. Das hat nichts mit unserer generellen Wertschätzung des Frauenfußballs im Kreis Osterholz zu tun. Hier sind andere Sponsoren sicherlich besser aufgestellt als wir."

Warum aber nennt sich der Osterholzer Kreispokal der Damen offiziell "Krombacher-Pokal" und warum mussten sich auch die Damen für ein Foto hinter dem Krombacher-Aufsteller platzieren? Das sei laut Weyel einem unglücklichen Fehler zuzuschreiben: "Der Pokal firmiert als Krombacher Pokal sehr wahrscheinlich aufgrund einer Meldung des Fußballkreises Osterholz; Krombacher hat hier keinen Input gegeben." Viel mehr hätte man von Seiten des NFV den Aufsteller als "schönes Motiv" gesehen und die Frauen auf demselben Platz wie die Männer, mit den Krombacher-Bannern am Rand, spielen lassen, damit auch die Frauen mehr Zuschauer bekämen.

"Auch wir lernen dazu"

Letztendlich war es nun also so, dass der NFV die Preise für die Frauen selber finanziert hat und diese dementsprechend nicht so hoch ausfallen konnten. "Der Spielausschuss hat aus dem Fundus des Kreises beiden Vereinen je einen Satz Leibchen und zwei kleine Fässer Bier direkt vor Ort übergeben. Das ist offenbar nicht so gut angekommen", erklärt Eckehard Schütt, NFV-Vorsitzender des Landkreises Osterholz. "Ich nehme dies zum Anlass, dieses auf der nächsten Vorstandssitzung zu thematisieren. Gleichfalls wird der Spielausschuss beim Staffeltag im August die Vereine dazu befragen, ob sie lieber einen Pokal anstelle eines vernünftigen Spielballs (DerbyStar) wünschen. Wir haben es gut gemeint und wollen in keinem Fall eine Benachteiligung der Frauen. Das verbietet sich. Auch wir lernen dazu."

Für Ritterhudes Trainer Ralf Haase liegt das Problem tiefer: „Es ist einfach nur unglaublich, dass Frauen- und Männerfußball anscheinend immer noch nicht gleichberechtigt sind. Warum sind die Frauen es nicht wert? Man stelle sich den Fußball mal ganz ohne Frauen vor. Von der E-Jugend bis zur Bundesliga. Im Stadion in der Bundesliga ist fast die Hälfte weiblich. Wer fährt die kleinen Jungs zu ihren Spielen? Das sind oft die Mütter und jeder fängt mal klein an. Vielleicht bringt der Frauenfußball nicht in jedem Verein das meiste Geld. Aber die Frauen an sich, Spielerfrauen, Mütter, Zuschauerinnen, die machen den Männerfußball mit populär.“ Vielleicht wäre das Anlass genug, auch die Frauen im Fußball mehr wertzuschätzen..
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Aufrufe: 08.5.2018, 14:29 Uhr
Lena VarogaAutor