2024-05-10T08:19:16.237Z

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Markus Clemens redet im FuPa-Interview Klartext F: Weiderer
Markus Clemens redet im FuPa-Interview Klartext F: Weiderer

Clemens: »Wir werden die Seele des Vereins nicht verkaufen«

Jahresinterview SV Schalding-Heining - Teil 2: Mit Abteilungsleiter Markus Clemens, Spielertrainer Stefan Köck und Vorstand Wolfgang Wagner

Die Herausforderung Regionalliga wird für den SV Schalding-Heining von Jahr zu Jahr größer. Im zweiten Teil des Jahresinterviews verraten Vorstand Wolfgang Wagner und Manager Markus Clemens, wie sich die Grün-Weißen den Aufgaben stellen wollen. Zudem sind natürlich der Abgang von Torjäger Fabian Schnabel und der mögliche Sommer-Wechsel von Christian Seidl ein wichtiges Thema.

FuPa: Die Tabellensituation ist komfortabel, dennoch werdet ihr wohl noch mindestens zehn bis zwölf Punkte zum direkten Klassenerhalt bleiben. Hast du etwas Angst, dass sich vielleicht bei dem einen oder anderen Spieler ein gewisser Schlendrian einstellen könnte?
Stefan Köck (33): Ich habe in dieser Hinsicht keine Bedenken. Wichtig wird aber sein, dass wir wieder personell so gut über die Runden kommen, wie es in den vergangenen Monaten der Fall war. Wenn wir weiterhin von Verletzungen verschont bleiben, kann sich gar kein Schlendrian einstellen, weil wir dann einen gesunden Konkurrenzkampf haben werden. Wir haben einen guten Kader und haben auf allen Positionen Alternativen. Generell haben wir ohnehin keinen Typen im Team, die zu solchen Eigenschäften wie Überheblichkeit neigen. Wir sind absolut geerdet und wissen, dass wir nur erfolgreich sein können, wenn wir gut und konzentriert arbeiten. In der Regionalliga gibt es keine leichten Spiele, das wissen wir.

Was sicherlich verbesserungswürdig ist, ist die Anzahl der Gegentreffer: 47 Mal klingelte es schon in eurem Gehäuse. Ein Wert, mit dem man nicht zufrieden sein kann, oder?
Köck: Ganz klar, wir haben definitiv zu viele Gegentreffer bekommen. Ich bin ja selbst Defensivspieler, umso mehr wurmt mich dieser Wert. Gerade am Anfang der Saison hatten wir Probleme, haben uns viel zu viele individuelle Fehler geleistet, die gnadenlos bestraft wurden. Allein in den beiden Spielen gegen 1860 München und Illertissen haben wir elf Gegentreffer kassiert. Wir haben aber deshalb nicht einzelne Spieler an den Pranger gestellt, sondern geschaut, dass wir das mannschaftlich in den Griff bekommen. Wir können und müssen aber weiter daran arbeiten, um uns in diesem Bereich zu verbessern.

Es sieht so aus, als würden im Sommer wieder einige Spieler den Verein verlassen. Der SVS stand in den vergangenen Jahren stets für große Personalkontinuität, sowohl auf der Trainerposition als auch in Sachen kickendes Personal. Ist eine solche Beständigkeit in der heutigen Zeit überhaupt noch möglich?
Markus Clemens (43): Das ist eine gute Frage. Schlussendlich hat sich im Amateurfußball eine gewisse Kulturveränderung eingestellt. In vielerlei Hinsicht wird dem großen Profifußball nachgeeifert, leider nicht nur im sportlichen Bereich, sondern auch in anderen Dingen. Die Verbundenheit mit einem Verein nimmt zusehends ab, die Fluktuationen sind schon in den Ligen auf Kreisebene extrem hoch. Wir müssen versuchen, dem ganzen Rechnung zu tragen und für die Zukunft Maßnahmen zu treffen, um weiterhin eine gewisse Kontinuität zu haben. Wobei ich glaube, dass wir zu großen Teilen schon noch eine personelle Kontinuität haben.


Torjäger Fabian Schnabel ist nun doch noch kurz vor Ende der Wechselperiode gewechselt und hat sich dem Drittligisten FSV Zwickau angeschlossen. Ist sein Abgang überhaupt kompensierbar?
Clemens: Natürlich sind wir nicht erfreut, dass uns Fabian noch verlassen hat. Er hat eine sehr starke Vorrunde gespielt und hatte maßgeblichen Anteil, dass wir aktuell so gut dastehen. Es war aber immer klar kommuniziert, dass wir ihm keine Steine in den Weg legen werden, wenn er die Chance erhält, in den Profifußball zu gehen. Ich bin aber überzeugt, dass wir in der Offensive immer noch sehr gut aufgestellt sind. Mit Markus Gallmaier, Christian Seidl und Stefan Lohberger haben wir drei hervorragende Stürmer im Kader. Chris spielt jetzt erst ein Jahr bei uns und kann bestimmt noch ein paar Prozent draufpacken, auch bei Stefan ist noch viel Entwicklungspotenzial vorhanden. Markus macht seine Sache ohnehin großartig.

Köck zum möglichen Seidl-Abgang: »Die ganze Sache macht mich extrem traurig.«


Apropos Christian Seidl: Er wird wohl im Sommer nach Künzing zurückkehren. Er hätte eigentlich das notwendige Rüstzeug, um auf Sicht ein richtig guter Regionalliga-Stürmer zu werden. Wie traurig macht dich so etwas?
Köck: Sollte es wirklich so kommen, macht mich das als Sportler noch viel trauriger wie als Trainer. Wenn ich sehe, dass ein Spieler mit so einem Potenzial kommt, ihm ein sportlicher Fahrplan vor- und dargelegt wird, was man mit ihm vorhat und er das zu 100 Prozent umsetzt, dann ist das umso schwerer zu verstehen. Er hat in dem einen Jahr, dass er mittlerweile bei uns ist, gezeigt, was er drauf hat und welches Potenzial eigentlich noch in ihm steckt. Die ganze Sache macht mich extrem traurig.


Der FC Pipinsried wird seinen Regionalliga-Spielbetrieb wohl in eine GmbH ausgliedern. Ist das auch ein Modell, das für den SVS kurz- oder mittelfristig denkbar ist? Wie gut siehst du den Verein für die Zukunft aufgestellt?
Wolfang Wagner (51): Wir müssen uns als Verein in allen Bereichen ständig weiterentwickeln. Intern hinterfragen wir uns permanent, wo wir besser werden können. Aktuell sind wir dabei, die Strukturen weiter voranzutreiben und beschäftigen uns natürlich auch damit, wo wir in den kommenden drei, vier Jahren überhaupt hinwollen. Das sind die Fragen, die wir uns im Funktionärsbereich natürlich stellen. Ich bin aber grundsätzlich schon so eingestellt, dass ich eine Vereinsphilosophie ungern verlasse. Das heißt jetzt aber nicht, dass ich vom alten Schlag und neuen Dingen nicht aufgeschlossen bin. Das Ausgliederungsthema ist sicherlich sehr interessant. Wir dürfen uns neuen Dingen nicht verschließen, müssen uns aber immer vor Augen führen, was den SV Schalding-Heining stark gemacht hat. Es ist wichtig, dass man als Verein sein Gesicht und seine Identität nicht verliert. Man muss eine gesunde Mischung finden. Den Weg, den wir die letzten Jahre gegangen sind, hat uns als SV Schalding-Heining stark gemacht. Wir müssen uns den Herausforderungen, die Jahr für Jahr neue Dinge bringen, stellen.

Wagner: »Wir werden uns etwas anders aufstellen und die Aufgaben auf mehrere Schultern verteilen.«


Du wolltest deinen Vorstandsposten eigentlich abgeben, machst nun aber doch weiter. Wie kam es zum Sinneswandel?
Wagner: Ich bin jetzt in einem Alter, in dem man froh ist, mal etwas durchschnaufen zu können. Das habe ich jetzt erst in der Winterpause wieder gemerkt, die persönliche Kraft hat nämlich schon etwas ausgelassen. Die intensiven Jahren gehen nicht spurlos vorüber. Deshalb hatte ich eigentlich vor, mein Amt zur Verfügung zu stellen. Ich habe aber den Eindruck, dass wir als Verein noch nicht ganz so weit sind, dass ich diesen Schritt bereits jetzt vollziehen kann. Leute wie Markus Clemens, unser Schatzmeister Franz Kipfelsberger und ich sind mit viel Herzblut dabei und würden den Verein nie hängen lassen. Ich bin jetzt in der Pflicht, alles gut vorzubereiten. Wir werden uns etwas anders aufstellen und die Aufgaben auf mehrere Schultern verteilen. Das war auch die Grundvoraussetzung, dass ich weitermache, ansonsten funktioniert das Ganze nicht mehr. Die Zukunft des Vereins ist mir sehr wichtig, deshalb mache ich weiter. Ich glaube aber, dass wir in zwei Jahren so weit sind, dass ich dann abtreten kann.


Markus, auf dich wird wieder im Hinblick auf die kommende Saison wieder einige Arbeit zukommen, vor allem in Sachen Neuzugänge. Wirst du an dem Weg festhalten, auf Spieler aus der Region zu setzen oder wird es in Schalding demnächst auch zum Beispiel mal einen ehemaligen Zweit- oder Drittligaspieler geben, der beispielsweise aus einem anderen Bundesland kommt?
Clemens: Mei, wenn das weltberühmte Gesamtpaket passt, würde ich das nicht ausschließen. Bei einem Gesamtpaket zählen aber bei uns nicht nur Euro-Scheine dazu, sondern auch Dinge wie Wohnung, Studien- oder Arbeitsplatz. Wir haben aktuell auch den einen oder anderen Spieler im Kader, bei dem wir solche Pakete geschnürt haben. Die Philosophie des SV Schalding-Heining wird aber immer über allem stehen. Wir werden die Seele des Vereins nicht verkaufen. Sollte es irgendwann nicht mehr mit der Regionalliga klappen, weil alle andere Vereine GmbH´s oder Aktiengesellschaften gründen, werden wir trotzdem nichts machen, das den Verein gefährden würde. Wir wollen uns jedoch immer weiterentwickeln und der Konkurrenz in bestimmten Bereichen den einen oder anderen Schritt voraus sein.




Gibt es der Spielermarkt in der Region überhaupt noch her, mittelfristig Regionalligafußball spielen zu können?
Clemens: Wenn wir weiterhin kreativ sind, dann schon. Sowohl im sportlichen Bereich wie auch außerhalb des Platzes. Wir haben es auch in dieser Saison wieder geschafft, innerhalb kurzer Zeit, Spieler weiterzuentwickeln.


Was wünscht du dir sportlich gesehen für das Kalenderjahr 2018
Köck: Das Wichtigste, dass alle Spieler gesund bleiben. Wenn das so ist, werden wir auch die Liga halten. Wir sind positiv denkende Leute und werden das schon wieder hinbekommen.


Hier gehts zum ersten Teil des Schaldinger Jahresinterviews:


Das Interview führte Thomas Seidl.




Aufrufe: 031.1.2018, 11:18 Uhr
Thomas SeidlAutor