2024-05-08T14:46:11.570Z

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Mann der Praxis: Andreas Gschaider kam in der eigenen Reha auf die Idee der Fitnessapp.
Mann der Praxis: Andreas Gschaider kam in der eigenen Reha auf die Idee der Fitnessapp. – Foto: privat

B42: Eine Erfolgsgeschichte für Amateursportler wird zum UEFA-Partner

„Spielen Sie die Saison ihres Lebens“ - selbst der FC Bayern ist dabei

Nicht nur die Fitness steht bei der B42-App im Fokus. Auch ein Zeichen gegen Rassismus, Ausgrenzung und Homophobie ist das Ziel.

Erding – Ein Erdinger Polizist wird zum App-Entwickler und bringt mit B 42 Fußballer in ganz Europa auf Trab. Das ist die Geschichte von Andreas Gschaider. „Spielen Sie die beste Saison ihres Lebens“, lautete der Slogan der App, die er und sein Team vergangenes Jahr veröffentlichten. Inzwischen geht die App durch die Decke.

Die ersten Überlegungen für eine Fitness-App hatte der heute 38-Jährige, als Gschaider mit fortschreitendem Alter auf dem Platz langsam der Dampf ausging, er aber noch ein paar Jahre mit den Jüngeren mithalten wollte. Bis auf vier Jahre Unterbrechung im Leistungszentrum der SpVgg Landshut hatte er immer beim TSV Velden gespielt – in der Bezirks- und Landesliga. Zehn Jahre führte Gschaider die Mannschaft als Kapitän aufs Feld, bis vor zwei Jahren trainierte er die Truppe noch.

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B42-App: Not macht erfinderisch

Damals fand er jedoch keine fußballspezifischen Angebote zur Unterstützung, und so bildete sich Andreas Gschaider selbst fort. Er belegte eine Menge an Trainer- und Fitnesskursen, wurde zudem Ernährungsberater. Später schrieb er den Mobility-Trainer Benjamin Heizmann an. Zusammen starteten sie die ersten Veröffentlichungen auf PDFs unter dem Namen „Soccer-Fit-You“.

Kurz darauf verletzte sich Gschaider schwer auf dem Fußballfeld und musste eine Reha absolvieren: „Hier bin ich das erste Mal mit dem Prinzip der neuronalen Ansteuerung in Kontakt gekommen und habe erleben dürfen, wie effektiv ein professionelles Rehatraining den Verlauf der Genesung beeinflussen kann.“

B42-App: Reha geht auch zu Hause

Dies sei ein Augenöffner gewesen, um zu sehen, dass jeder Fußballer auch zu Hause begleitend zu einer Reha einiges machen kann. Es kamen in der Folge viele PDFs zum Thema Rehabilitation hinzu. Gschaider lernte Leute kennen, die sich am Aufbau einer App interessierten. Darunter der junge Entwickler Jonas Meier, und zusammen schaffte man es, im Juni 2019 die App B 42 an den Start zu bringen.

Die ersten Erfolge kamen schnell. Bereits im November lud Apple das Team nach Berlin ein und machte B 42 sogar einmal zur „App des Tages“. Das Performance- oder das Comeback-Training von B 42 nutzten mittlerweile über 100 000 Spielerinnen und Spieler, erzählt Gschaider: „Über 600 Vereine sind zudem dabei – aus der näheren Umgebung etwa Buchbach, die BSG Taufkirchen oder die Frauen aus Forstern.“

Vater und Sohn: Amateursportler-App wird zu europaweitem Startup.
Vater und Sohn: Amateursportler-App wird zu europaweitem Startup. – Foto: privat

B42 unterstützt vor allem Amateursportler*innen

Von den Nutzern gibt es immer wieder tolle Reaktionen, wie der 38-Jährige erzählt: „Viele melden sich mit ihrer Geschichte, wie ihnen die App nach einer Verletzung geholfen hat.“ Es soll zwar eine App hauptsächlich für den Amateurbereich sein, aber auch in Profivereinen ist B 42 nicht mehr unbekannt. So wird sie von Thomas Broich und Jerome Polenz im Nachwuchszentrum von Eintracht Frankfurt genutzt.

Wichtig neben dem Erfolg ist es für die Macher von B42 aber auch, Zeichen zu setzen. Man will eine Stimme gegen Rassismus oder Homophobie erheben, erzählt Andreas Gschaider: „Wir wollen, dass beim Fußball Geschlecht, sexuelle Orientierung oder Hautfarbe keine Rolle spielen.“ Unter anderem unterstützte man bereits die Aktion „We kick Corona“ oder die Kampagne „Grätsche gegen Rechts“. Man wolle zudem den Frauenfußball hervorheben, dessen Anerkennung stärken. Lina Magull, die Kapitänin des FC Bayern, ist Markenbotschafterin. Mit ihr und weiteren Spielerinnen habe es bereits gemeinsame Aktionen gegeben, erzählt Gschaider.

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Magulls erster Post zur App hat sogar gleich den DFB-Präsidenten erreicht. Die Aktionen sollen weiter ausgebaut werden, so Gschaider: „Wir bekommen hoffentlich bald noch weitere sehr prominente Botschafter mit hinzu.“ Es besteht derzeit bereits eine Partnerschaft mit den Fußballverbänden aus Bayern, Thüringen und Schleswig-Holstein, um einen weiteren Mehrwert zu erhalten.

Vor Kurzem kam ein weiteres Highlight hinzu: Das Team von B 42 wurde Kooperationspartner der UEFA in der Kampagne „reimagine Football“. B 42 setzte sich dabei in der Kategorie Amateurfußball gegen 300 Startups aus aller Welt durch.

B42 in Kooperation mit der UEFA

Wie kann ich den Amateurfußball während Corona digital unterstützen? – ein Ziel innerhalb der Kampagne ist es, darauf Antworten zu finden. Gschaider: „Wir wünschen uns zudem, unsere wichtigen Bemühungen im sozialen Bereich mit prominenter Hilfe zu stärken.“ Als Partner bei dieser UEFA-Aktion sind Vereine wie Manchester City oder Ajax Amsterdam dabei.

„Natürlich muss man mit der App auch ein bisschen Geld verdienen und die Leute, die daran arbeiten auch bezahlen“, sagt der 38-Jährige. Dafür kündigte er zum Ende des Jahres auch seinen Job als Polizist, in diesem war er 20 Jahre lang tätig: „Den Job an den Nagel zu hängen, schmerzt schon ein wenig, aber eine parallele Arbeit an B 42 ist mit dem Beamtenrecht leider nicht vereinbar. Schließlich verlässt der Familienvater (verheiratet, ein Sohn) das finanziell sichere Umfeld.

B42: Sozialer Aspekt im Vordergrund

Der soziale Aspekt bleibe bei B 42 trotzdem im Vordergrund, betont Gschaider. Und dafür stehe schon die Zahl der App – der Baseballspieler Jackie Robinson hatte die 42 als Rückennummer. Er spielte als erster Schwarzer ab dem Jahr 1947 in der Major League und wurde zur Symbolfigur für Rassenintegration im dortigen Profisport.

Die App selbst erlebt eine ständige Weiterentwicklung. Neu hinzu kommt in Kürze, dass sich ganze Vereine registrieren können. Die Trainer sollen die Möglichkeit erhalten, Ergebnisse ihrer Spieler miteinander zu vergleichen.

(Bernd Heinzinger)

Aufrufe: 029.12.2020, 09:31 Uhr
Münchner Merkur (Nord) /Autor