2024-04-25T14:35:39.956Z

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Die Waldkircher Pokalhelden! | Foto: Patrick Seeger
Die Waldkircher Pokalhelden! | Foto: Patrick Seeger

4:0-Triumph: Waldkirch holt den Pokal!

Finalsieg über Bötzingen vor 3050 Zuschauern im Freiburger Möslestadion

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Ganz allein saß Alex Fischinger am Mittelkreis. Und konnte doch die ganze Welt umarmen. Gerade hatten seine Fußballer den größten Erfolg in der Vereinsgeschichte von 1972 wiederholt: Unerwartet deutlich sicherte sich der SV Waldkirch mit 4:0 (2:0) im Finale gegen den FC Bötzingen den südbadischen Pokalsieg. Zum ersten Mal seit zehn Jahren steht damit wieder ein südbadischer Verbandsligist in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals.
„Ich hab geheult wie ein kleines Kind“, offenbarte Fischinger seine großen Gefühle nach dem Triumph. Lange ließen die Elztäler ihren in sich versunkenen Trainer am Mittelkreis allerdings nicht hocken. Dann federte Fischinger, katapultiert aus vielen Waldkircher Händen, bis zu vier Meter über den Rasen im Freiburger Möslestadion. Und die obligatorische Bierdusche verpassten die Mannen ihrem Coach auch noch. Die zweite kam dann sogar vom Gegner. Bötzingens Betreuer Mike Baaske gratulierte mit einem frischen Schuss an Gerstensaft über Fischingers Kopf - zugleich eine schöne Geste und bezeichnend für den ohnehin sportlich fairen Umgang der Finalgegner. Schon vor dem Duell hatten Fischinger und sein Trainerkollege Jens Scheuer die gemeinsame Pokalfeier betont.


Vor dem Anpfiff hatten die Elztäler derweil kurzzeitig Sorgen um einen 22-jährigen Angreifer. Doch hat Waldkirch seinen „Wolle mit dem Zauberschwamm“: Die heilenden Hände von Wolfgang Koch, dem wohl einzigen Betreuer in der Verbandsliga mit einem eigenen Fanclub, verhalfen Gildas Asongwe sogleich zu einer Hauptrolle: Asongwe, der sich beim Aufwärmen noch schmerzverzerrt an die Hüfte gegriffen hatte, setzte seinen Flugkopfball an den Pfosten des Bötzinger Tores (6.). Überhaupt schien der Spielfilm dieses munter florierenden Endspiels für den kamerunischen Angreifer des SVW fortan die Rolle des tragischen Helden vorzusehen: Asongwe scheiterte nach Kopfballableger von Josef Tohmaz erst freistehend an Keeper Jäger (24.), dann an einem Bötzinger Feldspieler auf der Linie (46.).




Es hätte wohl, so kurz nach Wiederanpfiff, die frühzeitige Entscheidung bedeutet: Denn der SVW führte zu diesem Zeitpunkt bereits mit 2:0 – und das überaus verdient. Die Elztäler, stimmlich getragen von der überwiegenden Mehrheit unter den 3050 Zuschauern, konterten mit ihrem Dreier-Angriff Asongwe – Tohmaz – Nopper auch weitaus gefährlicher als die Ligakollegen aus Bötzingen. Und Asongwes Stürmerkollegen besaßen an diesem Tag jenen Schuss Coolness, der dem Afrikaner zunächst abging: Erst schob Tohmaz nach einem Fehler in der Bötzinger Zentrale flach und abgeklärt zur Waldkircher Führung ein (18.), dann leitete Fabian Nopper den Ball per Hackentrick zum 2:0 über die Torlinie (31.). Ein ohrenbetäubender Böller aus der Waldkircher Fanecke erstickte jedoch für kurze Zeit die Stimmung im Mösle.

Wo war eigentlich Bötzingen? Bis auf rare drei Minuten, in denen Fabian Beckert per Kopf an der Hand von Keeper Lukas Lindl und an der Latte scheiterte (7.) und dann Lindl gegen Stipe Malenica noch einmal parierte (9.), wirkten die Kaiserstühler vor dem Seitenwechsel seltsam gehemmt. FCB-Trainer Scheuer setzte mit der Hereinnahme von Sven Althauser (37.) frühzeitig ein offensives Signal.

Und in der Tat hätte das Spiel in der zweiten Halbzeit noch einmal kippen können: Beckert (53., 70), Althauser (53.), Olveira (55.) und Aslan Ulubiev (66.) ließen jedoch Gelegenheiten zum Anschlusstreffer ungenutzt. Zudem agierte Bötzingen in seinen Angriffsbemühungen immer wieder zu umständlich. Zögernd im Abschluss, unpräzise im Passspiel – die Kaiserstühler machten sich das Leben trotz guter Ausgangspositionen auch selbst schwer. Als dann auch noch Julian Burg einen indirekten Freistoß aus acht Metern nicht mal aufs Tor brachte (71.), war die Sache erledigt. „Es war wie verhext“, urteilte Scheuer über das Bötzinger Offensivspiel. Für Asongwe fand die Geschichte hingegen doch noch ein Happy-End: Erst prallte sein Schuss nach einem Konter vom Innenpfosten zum 3:0 ins Tor (77.), und in der Nachspielzeit ließ Asongwe gar den vierten Waldkircher Treffer folgen (93.).

So schwebten die Elztäler am Ende im siebten Himmel, allen voran ihr Trainer: Alex Fischinger, Fan des 1. FC Köln, durfte innerhalb weniger Wochen erst die Rückkehr seines Lieblingsklubs in die erste Bundesliga und nun den Pokalsieg mit Waldkirch feiern. Sein Wunsch für die Auslosung im DFB-Pokal verwundert wenig: „Ich hoffe, dass unsere Glücksfee ein Geißbock ist.“


FC Bötzingen - SV Waldkirch 0:4 (0:2)
Bötzingen: Jäger, Nothstein, Olveira, A. Ulubiev, Burg, Beckert (84. Imamovic), Malenica, Kaltenbach, Weik (37. Althauser), Gjuliqi (57. Gelantia), Buderer (62. Gutmann).
Waldkirch: Lindl, Armbruster, Nopper (7. Barbarosa), Beck, Tohmaz (85. Spiegler), J. Schützler (90.+1 D. Schützler), Asongwe, Fritz, Yordanov, Klein (90. Müller), Klüber (79. Dufner).
Tore: 0:1 Tohmaz (18.), 0:2 Nopper (31.), 0:3 Asongwe (77.), 0:4 Asongwe (90.+3).
Schiedsrichter: Simon Hirzel (SG Hecklingen/Malterdingen)
Linienrichter: Steffen Fante, Robert Drews
Zuschauer: 3050 (Möslestadion Freiburg).
Aufrufe: 014.5.2014, 19:47 Uhr
Matthias Kaufhold (BZ)Autor