2024-05-02T16:12:49.858Z

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Taskin Akkay (weißes Hemd): Der Präsident von Türkgücü München bezeichnet sich selbst als Stadionsucher, jetzt tüftelt sein Verein aber auch an einem eigenen Kulturzentrum.
Taskin Akkay (weißes Hemd): Der Präsident von Türkgücü München bezeichnet sich selbst als Stadionsucher, jetzt tüftelt sein Verein aber auch an einem eigenen Kulturzentrum. – Foto: IMAGO/kolbert-press/Ulrich Gamel

Akkay hofft auf „St. Pauli-Effekt“: Türkgücü München will Sport- und Kulturzentrum in Riem bauen

Fertigstellung 2025?

Türkgücü München sucht eine Heimat und will ein Kulturzentrum bauen - für mehrere Sportarten, Nationen und vielleicht sogar mit einem Kindergarten.

München – In zwei Jahren wird Türkgücü München 50 Jahre alt. Es ist schon längst an der Zeit, dass der Verein eine Heimat findet, sagt Präsident Taskin Akkay. Aktuell trainiert der Regionalligist auf der Bezirkssportanlage in Neuperlach. Die teilt er sich mit dem SV Gartenstadt Trudering (A-Klasse), NK Hajduk München (Kreisliga) und der SG Siemens-Ost (Behördenliga).

Sogar zu Drittliga-Zeiten trainierte Türkgücü auf demselben Gelände wie die Breitensport-Vereine. „Als Regionalligaklub dürfen wir den Anspruch haben, unter besseren Bedingungen zu trainieren“, sagt Akkay. Er merkt an, dass Türkgücü nach dem FC Bayern und dem TSV 1860 der Klassen-höchste Münchner Verein ist. Und dann kommt lange nichts: Die nächsten Stadtklubs spielen Bezirksliga.

„Raus aus dem Container“, hat sich Türkgücü jetzt zum Motto gesetzt. An der Heinrich-Wieland-Straße wurden selbst die Profi-Geschäfte aus einer provisorischen Hütte geregelt. Auch jetzt, da der Verein zurück im Amateurbereich ist und mit dem Größenwahn vergangener Tage abgeschlossen hat, ist das für den Präsidenten kein Zustand. „Wir können nicht mal zusammen WM schauen“, ärgert er sich über das fehlende Vereinsheim.

Türkgücü München will in Riem bauen: Regionalligist plant Sport- und Kulturzentrum

Das soll in Riem gebaut werden. Türkgücü knüpft an die alten Pläne für ein Nachwuchsleistungszentrum an und ist bereits in Gesprächen mit der Stadt. Nach dem gescheiterten Profi-Abenteuer will sich der Verein jetzt über den Fußball hinaus erweitern und ein Kulturzentrum errichten. Er will mehrere Fußballplätze, eine Multifunktionshalle und eine Event-Halle bauen. Ein eigenes Stadion plant Türkgücü nicht, Akkay will im Grünwalder Stadion spielen.

„Es soll eine Begegnungsstätte der Kulturen entstehen“, erklärt Selen Schaeffer, Türkgücüs Referentin für Öffentlichkeitsarbeit: „Wir wollen einen Ort für alle Nationen schaffen, wo sich jeder willkommen fühlt.“ Akkay hofft auf einen „St.-Pauli-Effekt“ als integrativer Verein.

Nachhilfe, Deutschkurse und Beschneidungsfeste will Türkgücü anbieten. Vielleicht sogar auch einen integrativen Kindergarten eröffnen, der vor allem geflüchtete Kinder aus Syrien oder der Ukraine betreut. Von den NLZ-Plänen aus Profi-Tagen ist der Verein abgerückt. Liebäugelt aber damit, das Sportzentrum erweitern zu können, sollte es sportlich doch wieder einmal einen Höhenflug geben.



Frauenmannschaft und Hallensport: Türkgücü will sich massiv erweitern – neue Heimat schon 2025?

Außerdem gründet Türkgücü eine Frauenmannschaft, kündigt die Vereinsspitze an. In der neuen Halle will Türkgücü außerdem ein Basketball- und Volleyball-Team unterbringen. „Wir wollen verschiedene Branchen aktivieren“, erklärt Akkay. Er hofft, dass Mitgliederzahl dadurch steigt.

Der Klub hat also große Pläne, die auch zeitnah in die Tat umgesetzt werden sollen. Akkay hofft, Ende 2023 mit dem Bau zu beginnen und das neue Kulturzentrum pünktlich zum Vereinsjubiläum 2025 einzuweihen. Die Kosten stemmt Türkgücü nach eigenen Angaben mithilfe vieler kleiner Sponsoren.

Verein fürchtet Vorbehalte: „Wir sind keine Glaubensgemeinschaft. Türkgücü ist eine Brücke der Integration“

Die Vereinsführung befürchtet einen Aufschrei in München, wenn die Pläne falsch verstanden werden. Türkgücü spürt, dass viele Münchner noch immer Vorurteile gegen den türkischen Verein haben. „Wir sind keine Glaubensgemeinschaft. Wir sind eine Sportgemeinde“, sagt Schaeffer: „Sport schafft interkulturelle Begegnung. Türkgücü München leistet einen großen Beitrag zur Integration – nicht nur von Türken in Deutschland. Diese Rolle wollen wir wahrnehmen und verstärken. Türkgücü ist eine Brücke der Integration.“ Akkay merkt mit einem Zwinkern an, dass in der ersten Mannschaft von Türkgücü mehr Deutsche spielen, als bei der Reserve des FC Bayern. (moe)

Aufrufe: 09.12.2022, 11:10 Uhr
Moritz BletzingerAutor