2024-06-14T14:12:32.331Z

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King Manu hofft auf einen Profivertrag bei Fortuna Düsseldorf.
King Manu hofft auf einen Profivertrag bei Fortuna Düsseldorf. – Foto: Christof Wolff
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04/19 drückt King Manu bei Fortuna die Daumen

Sollte das Talent beim Zweitligisten einen Profivertrag unterschreiben, profitieren die Ratinger finanziell: Sie bekommen eine Ausbildungsentschädigung. Was der Verein sonst noch in der Jugendarbeit macht und warum sich das auch langfristig auszahlen kann

Für Fortuna Düsseldorf hat King Samuel Manu inzwischen sein Zweitliga-Debüt gegeben: Am 12. November sollte der damals 19-Jährige helfen, die 0:1-Niederlage bei Greuther Fürth abzuwenden. Cheftrainer Daniel Thioune wechselte den 1,93 Meter großen Mittelfeldakteur als kopfballstarken Zielspieler für lange Bälle ein, da der Kader der Düsseldorfer seinerzeit noch dünner besetzt war als ohnehin schon. Zum Ausgleich reichte auch Manus Einwechslung nicht, aber zu den Vereinen, die da ganz genau hingeschaut haben, gehört auch Ratingen 04/19.

Denn der gebürtige Düsseldorfer wechselte 2019 von der SG Unterrath in die U17-Auswahl der Ratinger und blieb bis zum Jahr 2022 im Klub. Unter Trainer Martin Hasenpflug schnupperte Manu dann auch in den Oberliga-Kader hinein, doch da sich 04/19 nicht mit seinem Berater einigen konnte, wechselte das Talent zum damaligen Liga-Konkurrenten MSV Düsseldorf und von dort in diesem Sommer in die Regionalliga-Reserve der Fortuna. „Wir konnten unser Angebot damals nicht ausreichend verbessern“,sagt Michael Schneider, der zweite Vorsitzende von 04/19, der aber mit Blick auf Manus Zeit bei Fortuna ergänzt: „Wir drücken ihm natürlich die Daumen, dass er es in den Profi-Bereich schafft.“

Das ist nicht uneigennützig, denn immerhin würden die Ratinger direkt finanziell profitieren: Sobald Manu einen Profivertrag unterschreibt, wird eine Ausbildungsentschädigung für alle seine Jugendvereine fällig, also auch für 04/19. Die Summe errechnet die Deutsche Fußball-Liga (DFL), sie wird bei Vertragsunterschrift fällig, egal, ob das Talent danach im Profibereich eingesetzt wird oder auf der Bank sitzt.

Talente sollen gefördert werden

„Es war nicht unser Fokus, dass King Profi wird“, betont Schneider dennoch, „eigentlich versuchen wir, alle Talente zu halten.“ Das ist für den Oberligisten aber nicht immer einfach. Einmal gibt es anderswo andere finanzielle Anreize oder sportliche Aussichten – ob realistisch erreichbar oder nicht, sei dahingestellt. „Viele A-Junioren gehen lieber auf die Bank eines Regionalligisten als bei einem Oberligisten zu spielen“, weiß Schneider. „In dem Bereich ist leider viel Berater-gesteuert, und die wollen ihre Klienten dann in Profi-Ligen unterbringen.“ Zum anderen gebe es ein „Hauptproblem“, sagt Schneider, dass „oft die Arbeitszeit der Jungs mit unseren Trainingszeiten kollidiert, wenn etwa die Arbeitsstätte weiter weg ist.“ Das ist laut Schneider auch der Grund, warum Defensiv-Talent Noah Jecksties, der es aus der Ratinger B-Jugend bis ins Oberliga-Team schaffte, inzwischen nicht mehr bei 04/19 ist, sondern beim VfB Speldorf in der Landesliga.

Aus der eigenen Jugend ins Oberliga-Team hatten es in der jüngeren Vergangenheit auch Fynn Leon Eckhardt (inzwischen SV Budberg) und Tobias Peitz (Wuppertaler SV) geschafft. Letzterer war dann in die Regionalliga zum SV Straelen gewechselt, diesen Weg ging 2019 schon Ole Päffgen (heute KFC Uerdingen) als ehemaliger 04/19-Jugendspieler, auch Diamant Berisha zog es als ein Eigengewächs im Jahr 2020 in die höhere Spielklasse zum FC Schalke 04 II. „Auf Sicht wollen wir aber nicht nur ein Sprungbrett sein für Spieler, die in die Regionalliga wollen, sondern selber mit diesen Spielern im oberen Oberliga-Bereich oder mittelfristig auch in der Regionalliga aktiv sein“, sagt Schneider, dessen Team auf Rang zwei überwintert und sich spätestens bis Ende März Gedanken machen muss, ob es einen Antrag auf die nächste Regionalliga-Saison stellen will.

Leistungs- und Breitensport abgedeckt

Mit 30 Mannschaften im Spielbetrieb ist Ratingen 04/19 „der größte Fußballverein im Kreis eins“, wie Schneider sagt. „Wir sind damit jetzt am Maximum, was die Kapazitäten der Anlagen angeht“, sagt der zweite Vorsitzende und ergänzt: „Wir sind bestrebt, in jeder Altersklasse immer eine Leistungsmannschaft zu haben, aber auch den kompletten Breitensport abzudecken.“

Den nominell höchsten Leistungsstand haben die C-Junioren, die in Staffel 1 der Regionalliga antreten und damit der höchsten Spielklasse dieser Altersklasse. Fortuna Düsseldorf, Bayer 04 Leverkusen, Borussia Dortmund oder Borussia Mönchengladbach heißen die Gegner unter anderem. „Sinn und Zweck dieser C-Jugend ist, dass wir den Trainern und Jugendlichen so eine Chance geben. Das ist etwas Einmaliges, etwas Besonderes für den Klub. Deswegen haben wir gesagt: Wir machen das. Und für den Bekanntheitsgrad unseres Vereins ist das überragend“, sagt Schneider.

Allerdings muss sich die Frage der Nachhaltigkeit stellen. Aus dem Kader der Vorsaison, der die Regionalliga hielt, sind nur noch acht Spieler in Ratingen. „Wir versuchen, so viele wie möglich zu halten, aber es ist letztlich eine Sache der Kinder und ihrer Eltern“, erklärt Schneider, der nicht nur acht C-Junioren, sondern auch einen Co-Trainer an Borussia Mönchengladbach verloren hat. Dass also ein U15-Fußballer irgendwann den direkten Weg in die erste Senioren-Mannschaft von 04/19 geht, scheint auch deswegen Utopie. Warum leistet man sich trotzdem diesen Aufwand? Schneider entgegnet: „Wenn die Spieler in der C-Jugend bei uns waren und später zum Beispiel von Regionalligisten im Seniorenbereich nicht genommen werden, sind wir im Rennen, weil sie die Anlage und den Verein von früher kennen.“ Auch eine Möglichkeit, von Jugendarbeit zu profitieren.

Aufrufe: 023.12.2023, 10:30 Uhr
Georg AmendAutor