2024-04-25T14:35:39.956Z

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Die SG Nieder-Wiesen (hier gegen die SG Spiesheim) ist traurig.
Die SG Nieder-Wiesen (hier gegen die SG Spiesheim) ist traurig. – Foto: BK/Axel Schmitz

Beide Fußball-Feste abgesagt

Der attraktive Verbandspokal findet überraschend ohne die SG Nieder-Wiesen und die SG Lonsheim statt

Alzey. Es ist nicht alltäglich, dass sich B-Klassisten wie die SG Nieder-Wiesen/Oberwiesen/Erbes-Büdesheim oder C-Ligisten wie die SG Lonsheim/Nack für den Fußball-Verbandspokal qualifizieren. Eben diese beiden Underdogs der deutschen Fußball-Pyramide hatten es aber geschafft. Sie waren in der Gruppe der elitären Mannschaften, die mit dem 1. FC Kaiserslautern um den Südwestpokalsieg spielen dürfen.

Beide Gegner standen bereits fest

Aber wohlgemerkt: waren. Denn nun sind sie schon rausgeflogen, ehe überhaupt auch nur ein Tropfen Schweiß geflossen ist. Zwar wussten sie bereits, gegen wen sie ihrer ersten Runde am Wochenende des 15./16. August spielen sollten. Mit dem VfL Gundersheim beziehungsweise TuS Framersheim waren das sogar für ihre Verhältnisse interessante Gegner. Doch dann wurden sie aus der Liste gestrichen. Die Spielleitung hatte zwischenzeitlich bemerkt, dass sie nicht teilnahmeberechtigt sind. Obwohl sie in der vergangenen Runde das Kreispokal-Halbfinale erreicht hatten.

Im SWFV gerieten sechs Klubs in die gleiche Falle

Wie der SG Nieder-Wiesen und der SG Lonsheim erging es sechs weiteren Mannschaften im Verbandsgebiet. Sportlich waren sie qualifiziert. Doch blieb ihnen die Zulassung wegen eines kuriosen Statuts zum Verbandspokal verwehrt. Da die Spielleitung dieses Problem erst bei der elektronischen Erfassung der Spielpaarungen entdeckte, wurden die sechs Außenseiter von der Fußball-Basis richtig kalt erwischt. Jürgen Veth, der Verbandspokal-Spielleiter, bedauert die Sache, sagt aber auch: „Die Vereine hätten seitens der Kreisvorsitzenden erst gar nicht gemeldet werden dürfen. Sie waren nicht teilnahmeberechtigt. Genau wie die zweiten Mannschaften“.

Ursache ist, dass die Spielordnung einen Unterschied macht zwischen Spielgemeinschaften, die ab Bezirksliga aufwärts und A-Klasse abwärts im Einsatz sind. Oberhalb der A-Klasse braucht es einen federführenden Verein, auf dessen Namen alle Spieler eingetragen sein müssen. Also auch die, deren ursprüngliche sportliche Heimat beim oder einem der SG-beteiligten Klubs liegt. Bis zur A-Klasse ist das anders. Da genügt der Zusammenschluss der Vereine, damit alle Fußballer dieser Klubs für die neue Allianz spielberechtigt sind.

In dieser Form sind die unterklassigen SG Nieder-Wiesen und SG Lonsheim organisiert. Da aber in der Verbandsliga die Regelung des höherklassigen Spielbetriebs gilt, erfüllte keiner der beiden Klubs die Zulassungsvoraussetzung.

Lothar Renz, dem Kreisvorsitzenden des Fußball-Kreises Alzey-Worms, ist die Sache sehr, sehr unangenehm: „Das ist blöd gelaufen“, räumt der Gundheimer bedauernd ein. Er war ja sogar vor wenigen Wochen kurz vorm Zusammenschluss mit der SG Nieder-Wiesen/Oberwiesen von TuS Erbes-Büdesheim gefragt worden, ob die Pässe auf die neue sportliche Heimat umgeschrieben werden müssen. Das hatte er verneint, weil es in der B-Klasse tatsächlich nicht erforderlich ist. Aber keiner hatte auf dem Schirm, dass die SG Nieder-Wiesen/Oberwiesen – genau wie die SG Lonsheim – im Verbandspokal mitmischen und dort eine andere Regelung gilt als auf Kreisebene.

Kurzfristig eine Heilungschance eröffnet

Nachdem das Missgeschick aufgefallen war, wurde – laut Lothar Renz – allen sechs Vereinen das Angebot gemacht, diesen Verwaltungsakt des Umschreibens der Pässe adhoc noch nachzuholen. Ein Klub habe die Chance genutzt. Fünf andere, darunter die SG Nieder-Wiesen und die SG Lonsheim – verzichteten. Und wurden deshalb aus dem diesjährigen Tableau des Verbandspokals gestrichen. Der VfL Gundersheim und TuS Framersheim ziehen daher kampflos in die nächste Runde ein.

Wäre keine Ausnahme möglich gewesen?

Die Wahrscheinlichkeit, dass die SG Nieder-Wiesen oder die SG Lonsheim in die höheren Sphären des Verbandspokals einziehen würde, war so gut wie Null. Deshalb wurde im Führungszirkel des SWFV-Spielbetriebs mit dem Gedanken gespielt, eine Ausnahme zu machen und von einem Ausschluss der betroffenen Klubs abzusehen. Es hätte wohl am Ende keinem wehgetan, wenn man ein Auge zugedrückt hätte. Letztlich setzte sich aber die Auffassung durch, dass das Regelwerk streng einzuhalten sein. Wohl aber wird sich der Spielausschuss des Südwestdeutschen Fußballverbands in einer seiner nächsten Sitzungen eben mit dieser Passage der Zulassungsordnung auseinandersetzen. Einige Kreisvorsitzende wünschten, dass künftig beide Organisationsformen von Spielgemeinschaften am Verbandspokal teilnehmen dürfen. Ob sie sich durchsetzen, steht freilich auf einem anderen Blatt.

Für die SG Nieder-Wiesen bedeutet der Verbandspokal-Ausschluss den Verlust eines attraktiven Pflichtspiels, das „sicher 300 Zuschauer bei uns hätten sehen wollen“, erläutert Heiko Walther. Klar, dass der Vorsitzende der SG Nieder-Wiesen von dieser Entwicklung enttäuscht ist. Auch, weil sicher ein paar Euro in der Vereinskasse geblieben wären. Vorwürfe gegenüber der Spielleitung oder gar gegenüber dem Kreisvorsitzenden wollte er jedoch nicht erheben. Wohl aber warf er die Frage auf, wie ein ehrenamtlicher Vereinsmitarbeiter mit Statuten zurechtkommen soll, die so komplex sind, dass sogar Funktionäre, die häufiger damit zu tun haben, längst nicht mehr alle Facetten auf dem Schirm haben können.

Aufrufe: 01.8.2020, 21:30 Uhr
Claus RosenbergAutor