2024-05-02T16:12:49.858Z

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Christoph Hartmüller kann sich auch vorstellen, den Startplatz für den DFB-Pokal per Losentscheid zu vergeben.
Christoph Hartmüller kann sich auch vorstellen, den Startplatz für den DFB-Pokal per Losentscheid zu vergeben. – Foto: Timo Babic/TSV Gau-Odernheim

»Ein hohes Gesundheitsrisiko«

Trainer vom TSV Gau-Odernheim und des SC Weselberg stehen der Fortsetzung des Pokals ablehnend gegenüber

Gau-Odernheim. Freitagabend trafen sich die Fußballer vom TSV Gau-Odernheim zum ersten Mal seit über einem halben Jahr zu einer Art Training. Spaß hat es gemacht, sagt Coach Christoph Hartmüller. Effizient war es nicht. Eher aussagekräftig. Nämlich dahingehend, dass es eine Weile brauchen wird, bis wieder ans „richtige Fußballspielen“ zu denken sei. Und sicher länger als nur drei Wochen. Alles andere sei mit Blick auf die Verletzungsgefahr einfach nur riskant.

Dabei hatten die Spieler um Kapitän Daniel Diel in den vergangenen Monaten nicht gerade auf der faulen Haut gelegen. Der Torhüter beispielsweise arbeitete fleißig an seiner nächsten Sportlaufbahn, die Triathlon heißen könnte. Aber, sagt Christoph Hartmüller: „Das sind doch alles keine Bewegungen, die dem Fußball-Wettkampf ähnlich sind. Dieses dauernde Stop-and-Go, der Körperkontakt, die Drehungen und Wendungen – daran will der Körper doch erst wieder einmal herangeführt werden“.

Dienstagabend fällt wohl die Entscheidung

Möglicherweise wird er sein Team trotzdem in drei Wochen in ein Pflichtspiel schicken müssen. Der Verbandspokal steht noch aus. Am Dienstag treffen sich die Klubs mit der Spitze des Südwestdeutschen Fußballverbands. Dann soll entschieden werden, was mit Viertel-, Halbfinale und Endspiel geschehen soll. Stand jetzt ist vorstellbar, dass die Pokalserie abgebrochen wird. Aber eben auch, dass sie im Eilverfahren durchgeboxt wird.

Mitentscheidend könnte sein, was die Landesregierung am Nachmittag in ihrer neuen Corona-Verordnung verfügt. Ob das Fußballspielen mit Kontakt und Wettbewerb wieder erlaubt wird. Was vor einer Woche noch wie ein übereilter Beschluss gewirkt hätte, könnte wegen landesweit sinkender Inzidenzzahlen nun Wirklichkeit werden. Hessen und sein Fußballverband haben es vergangenen Freitag vorgemacht, wie schnell Restriktionen aufgehoben sind. Dort sind seit Samstag wieder Testspiele möglich. Ein Szenario, das auch in Rheinland-Pfalz zumindest nicht ausgeschlossen werden kann.

Im Südwestdeutschen Fußballverband pocht die Pokalspielleitung seit Monaten für eine sportliche Lösung. Trainer aus dem Amateurlager mahnen jedoch, dass dieser Zug wegen unzulänglicher Vorbereitungschance längst abgefahren ist. Felix Assel, Spielertrainer beim SC Weselberg, hat bereits angekündigt, dass er im Viertelfinale nicht aktiv auf dem Feld mitwirken wird. „Ich weiß, was es heißt, schwere Verletzungen auskurieren zu müssen. Das kann und möchte ich weder mir noch meinem Arbeitgeber zumuten“, sagt der 27-Jährige, dessen Elf als Nächstes gegen den TSV Gau-Odernheim auflaufen muss. Oder eben nicht.

Die Trainer denken weiter. Pokalspiele können in die Verlängerung gehen. 120 Minuten sind im gewohnten Sportbetrieb schon viel. Aber für Fußballer, die monatelang nicht einmal mit einer ähnlichen Belastung konfrontiert waren? Und dann die Mannschaft, die bis ins Finale einzieht. Ihr drohen drei Spiele innerhalb von einer Woche. Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit.

Könnte Probleme geben, Testspiele zu vereinbaren

Die Gesundheit ist nicht das einzige Problem, das Trainer aus dem Amateurbereich sorgt. Wenigstens ein oder zwei Testspiele sollten es sein, ehe es in den bedeutenden Pokal-Wettbewerb geht. Doch gegen wen? „Wenn überhaupt, dann bleiben nur hessische Vereine“, mutmaßt Christoph Hartmüller. Ob die Lust darauf haben, wagt er zu bezweifeln. Und hierzulande? Eher unwahrscheinlich. Welcher Verein möchte schon seine Spieler wegen eines Testspiels zurück ins Training holen? Ganz abgesehen davon, dass die neue Punktspielserie erst Mitte August wieder starten soll. Da wäre die erste Juli-Woche ein geeigneter Zeitpunkt, das Training wieder aufzunehmen. Und nicht die erste oder zweite Juni-Woche.

Der 1. FC Kaiserslautern, der als Drittligist ranghöchster Verein im Wettbewerb ist, wünscht sich eine „sportliche Lösung“. Er will, dass der Pokalsieger – und damit der SWFV-Vertreter im finanziell lukrativen DFB-Pokal - ausgespielt wird. Es klingt für die Pfälzer nach der wirtschaftlich besten Lösung.

Denn würde der Pokal abgebrochen, müsste der 1. FCK die übrigen sieben Klubs für das Überlassen des DFB-Pokalrechts entschädigen. Der SC Weselberg hat bereits eine anspruchsvolle Forderung in Raum gestellt. Fände sich kein Kompromiss, könnte es zum Losentscheid kommen. „Nicht die schlechteste Lösung“, sagt Christoph Hartmüller mit einem Augenzwinkern. Denn sie birgt die höchste Wahrscheinlichkeit, dass der TSV Gau-Odernheim den DFB-Pokal erreicht. Sportlich würde ihn diese große Bühne reizen. Zweifellos auch die Mannschaft. Ob sich der TSV Gau-Odernheim diesen Aufwand jedoch zumuten möchte, steht auf einem anderen Blatt. Schon das Verbandspokal-Viertelfinale vor gut zweieinhalb Jahren gegen den 1. FC Kaiserslautern war, bei aller Begeisterung für das Spiel, auch eine Herkulesaufgabe für die Petersberger. DFB-Pokal, wahrscheinlich mit Hygieneauflagen und womöglich mit einer begrenzten Zahl von Zuschauern, wäre da noch einmal eine ganz andere Hausnummer.



Aufrufe: 031.5.2021, 09:00 Uhr
Claus RosenbergAutor