"Den Reset-Knopf drücken"

Allerdings: Sich und seinen TuS sieht der ehemalige Delkenheimer Coach nicht unbedingt in der Lage, das Projekt Wiederaufstieg in der kommenden Spielzeit zu realisieren. "Vom Gruppenliga-Aufstieg zu reden wäre absolut vermessen. Wir müssen erst einmal wieder in ruhigere Fahrwasser kommen und den Reset-Knopf drücken", meint Becht, der der dritte Trainer in Nordenstadt im letzten halben Jahr ist, nachdem Erwin Kusenbach und Andreas Ludewig aufgrund der sportlichen Talfahrt geschasst wurden. "Kontinuität und Spaß müssen wieder zurückkehren", kommentiert der 40-Jährige die Situation auf Nordenstadts "Schleudersitz".

Personell muss auch der Verlust von vier "absoluten Hochkarätern" (Becht) aufgefangen werden. Gregor Schenk (Biebrich 02), Samir Azizi (Kastel 06), Andreas Ries (SV Frauenstein) und Patrick Hüthwohl (Blau-Gelb) zog es fast allesamt zu höherklassigen Vereinen. Einziger externer Neuzugang ist OIiver Herborn (FC Bierstadt). Darüber hinaus fallen in der Vorbereitung und auch zum Saisonstart ein gutes Dutzend Spieler wie zum Beispiel der in der vergangenen Spielzeit so schmerzlich vermisste Goalgetter Dennis Deider, dessen Ausfall in der Vorsaison schon nicht adäquat kompensiert werden konnte, aus. Die Personalie Deider unterstreicht auch, was Trainer Becht schon in der Vorbereitung, mit der er aufgrund der langen Verletztenliste nicht vollends zufrieden ist, bemerkt hat: "Gerade im Sturm sind wir relativ dünn besetzt."

Um dies zu bekämpfen setzt Becht auf das ganze Team: So tat sich besonders Maikel Pfaff hervor und könnte einen Stammplatz im Angriff erobern. "Ein sehr schneller und physisch starker Spieler", lobt Becht seinen Schützling.

Zweite Mannschaft perfektes Sprungbrett

Zudem strömen wie jedes Jahr zahlreiche A-Jugendliche in den Aktivenbereich. Durch den Aufstieg der Zweiten Mannschaft in die A-Liga ist das Sprungbrett von der Zweiten in die Erste, die nur noch eine Liga trennt, nicht mehr ganz so hoch wie noch in der vergangenen Zeit.

Die gute Nachwuchsschmiede in Nordenstadt – für Becht, hauptberuflich in der DFB-Talentförderung tätig, einer der vielen Gründe, nach seinem Sabbatjahr wieder in den Trainerbereich einzusteigen. "Der TuS ist ein gut geführter Verein und hat nebenbei noch ein enormes Potenzial an jungen Spielern. Mit Jens Ditthardt, in Personalunion Spielausschussvorsitzender und A-Jugendtrainer, sowie dessen Trainerkollegen Sebastian Schmanns und Florian John, die beide schon für die Aktiven spielen, ist die optimale Schnittstelle zwischen Junioren- und Männerbereich gegeben."

Dass es überhaupt zu einem Engagement beim TuS Nordenstadt kam, hätte Becht wohl bis vor einigen Monaten noch für unvorstellbar gehalten. "Ich hatte mich aus beruflichen und familiären Gründen zurückgezogen und eigentlich keinerlei Ambitionen auf einen Trainerjob gehabt, aber dass es dann so schnell ging, hat mich schon überrascht."

Mit Ex-Coach Ludewig im Rechtsstreit

Derweil hoffen die Nordenstädter, eine Baustelle abseits des Spielfelds in Kürze schließen zu können. Der ehemalige Trainer Andreas Ludewig, mit dem die Klub-Verantwortlichen nach Aussage des Ex-Coachs Mitte Mai für 2013/14 verlängert hatten, ehe sie sich für die Verpflichtung von Thorsten Becht entschieden, hat wegen ausstehender Zahlungen seitens des Vereins rechtliche Schritte eingeleitet. TuS-Spielausschuss-Chef Jens Ditthardt bestätigt den Vorgang, geht aber fest von einer außergerichtlichen Einigung aus: „Wir stehen in Kontakt und liegen nicht weit auseinander. Die Angelegenheit dürfte im Verlauf dieser Woche geklärt werden.“