2024-04-30T13:48:59.170Z

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Interview der Woche mit Nico Moser.
Interview der Woche mit Nico Moser. – Foto: SV 1919 Johannisberg

"Eltville wird es schwer haben im Sommer"

Nachspielzeit mit Nico Moser +++ Der ehemalige Trainer der Spvgg. Eltville II über die Hintergründe für seinen ungewöhnlichen Rücktritt und wie es nun für ihn weitergeht

Eltville. Mit gerade einmal 25 Jahren coachte Nico Moser seit dem 13. Spieltag die Kreisoberliga-Mannschaft der Spvgg. Eltville, bis er am vergangenen Mittwoch noch auf dem Platz sein Amt niederlegte. Ungewöhnlich war sein Rücktritt vor allem deshalb, da sich sein Team im vorderen Tabellendrittel wiederfindet, mit dem Abstieg nichts zu tun hat und gerade mit 2:1 gegen den SV Hallgarten gewonnen hatte. Aber zurück zum Anfang- Nachdem Sven Klärner im Sommer zurücktrat, übernahm zunächst Daniel Dillitz die Truppe als Hauptübungsleiter. Der Saisonstart verlief überaus erfolgreich, nach neun Spieltagen befand sich das Team noch auf dem dritten Rang der Tabelle. Später im Jahr ließ die Mannschaft jedoch den ein oder anderen Punkt liegen, auch, weil sie wie Mosers Vorgänger Dillitz es erklärte, mit den „typischen Problemen“ einer Zweiten zu kämpfen hatte. Als Dillitz dann trotz Platz Fünf seinen Platz räumen musste, übernahm Moser das Team. In der Folge schlug sich Eltville II trotz kadertechnischer Probleme bis zuletzt wacker, rutschte nie tiefer ab als Rang Sechs und hat nichts mit dem Abstiegskampf in der Kreisoberliga zu tun. Umso verwunderlicher war daher die Entscheidung des Mittelfeldspielers am vergangenen Mittwoch, direkt im Anschluss an die Partie gegen den SV Hallgarten, sein Traineramt mit sofortiger Wirkung niederzulegen. Im Interview erläutert Moser die Hintergründe für diesen Entschluss, wie die Mannschaft darauf reagierte und wie nun seine Zukunftspläne aussehen.

FuPa: Hallo Nico, am vergangenen Mittwoch hast du direkt im Anschluss an die Partie gegen den SV Hallgarten dein Traineramt niedergelegt. Wie kam es dazu?

Nico Moser: „Das ist ein Prozess, der sich über mehrere Monate gezogen hat, aber das, was jetzt am Mittwoch passiert ist, hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Ich musste verletzungsbedingt wechseln, hatte nur eine Option auf der Bank und habe mich dazu entschieden, den Spieler auf einer ihm nicht-angestammten Position einzuwechseln, um die Mannschaft nicht zu sehr zu verwirren. Aufgrund dieser aus meiner Perspektive nachvollziehbaren Entscheidung kam es zu einer verbalen Auseinandersetzung mit einem Vereinsverantwortlichen. Dabei fielen beidseitig Kommentare, die so im Spiel vor Zuschauern, nicht getroffen werden sollten, zudem wurde sich in meinen Kompetenzbereich als Trainer eingemischt. Deswegen entschied ich mich schon im Laufe der Partie dazu, dass diese meine letzte bleiben sollte. Dieser Entschluss beruhte auf Gegenseitigkeit, was mir ebenfalls noch während des Spiels klargemacht wurde.“

FuPa: Du sprichst von einem sich über mehrere Monate anbahnenden Prozess. Gab es zuvor schon Zwischenfälle dieser Art?

Nico Moser: „Mir persönlich ist sowas zum ersten Mal passiert. Die Situation hat mir jedoch erneut gezeigt, wie im Verein mit Menschen umgegangen wird, nur dieses Mal musste ich es am eigenen Leib erfahren. Für mich stehen die Interessen des Vereins immer an erster Stelle, nicht die einer einzelnen Person, da mache ich nicht mit.“

FuPa: Wann genau hast du die Entscheidung dein Amt niederzulegen der Mannschaft mitgeteilt?

Nico Moser: „Direkt nach dem Spiel habe ich die Jungs zusammengerufen und ein paar Worte zum Spiel verloren. Quasi im selben Atemzug habe ich dann verkündet, dass es nach sechs Jahren auf und neben dem Platz für Eltville das letzte Mal war für mich, ohne genau auf das Warum einzugehen. Das konnten sich die meisten bereits denken, obwohl sie während des Spiels nichts vom Vorfall mitbekommen haben.“

FuPa: Wie hat die Mannschaft auf deinen Rücktritt reagiert?

Nico Moser: „Da niemand damit gerechnet hatte, vor allem nach einem Spiel das du mit Ach und Krach 2:1 gewinnst, natürlich sehr überrascht und schockiert. Es haben sich einige Menschen, auch neutrale Zuschauer, die den Vorfall live miterlebt haben, bei mir gemeldet und ich habe viel Zuspruch erhalten. Das ist natürlich schön, aber in erster Linie geht es mir darum, dass ich mit mir selbst im Reinen bin.“

FuPa: Würdest du jetzt, mit ein paar Tagen Abstand zu dem Zwischenfall die gleiche Entscheidung wieder treffen?

Nico Moser: „Ja doch, weil ich sonst meine eigenen Prinzipien, der Verein steht über allem und jedem, über den Haufen geworfen hätte.“

FuPa: Wie man nicht schwer raushören kann, wirst du dem Verein nicht erhalten bleiben. Wie geht es nun für dich persönlich weiter? Hast du beispielsweise Ambitionen selbst noch einmal auf dem Platz zu stehen, mit 25 Jahren befindest du dich doch eigentlich im besten Fußballeralter?

Nico Moser: „Theoretisch ja (lacht). Leider habe ich jedoch ein Talent dafür mich immer wieder aufs Neue zu verletzen. Deswegen habe ich schon relativ früh damit begonnen, mir parallel zu meiner Aktivenzeit, sozusagen ein zweites Standbein im Fußball aufzubauen, indem ich verschiedene Jugendmannschaften trainiert habe. Als ich dann erneut mit Sprunggelenksproblemen zu kämpfen hatte, bot mir Sven vor der abgelaufenen Spielzeit an, bei ihm als Co-Trainer einzusteigen, damit ich auf diese Art und Weise der Mannschaft und dem Fußball erhalten bleibe. Leider hatte ich jetzt vor kurzem auch noch einen schweren Autounfall, bei dem ich in erster Linie froh bin, überlebt zu haben und nicht querschnittsgelähmt zu sein, weswegen mein Comeback in weiter Ferne liegt. Daher werde ich mich im Sommer darauf fokussieren einen neuen Verein zu finden, um weiterhin als Trainer fungieren zu können.“

FuPa: In dieser Saison gibt es eine Menge Trubel um den Verein Spvgg. Eltville. Neben deinem Rücktritt am Mittwoch, gab es zuvor auch schon in der Verbandsliga-Mannschaft einen Trainerwechsel während der Saison. Wie schätzt du die Stimmungslage im Verein ein?

Nico Moser: „Als man sich von Daniel Dillitz und Thorsten Becht getrennt hat, hat sich die Stimmung im Verein peu à peu verändert und ist irgendwie komisch geworden. Komisch soll nicht heißen, dass die Stimmung schlecht war, aber das kollektive „Eltviller-Bube-Gefühl“ schwindet langsam. Es fehlen Leute, manche lassen sich nicht mehr blicken, was natürlich schade ist. Mit dem, was ich so gehört habe, kann ich sagen, dass es Eltville schwer haben wird im Sommer.“

FuPa: Zum Abschluss kommen wir nochmal zum Sportlichen. Wie bewertest du die Saison deines ehemaligen Teams? Warst du bis zuletzt zufrieden mit dem Saisonverlauf?

Nico Moser: „Mein Vorgänger hat es ziemlich treffend beschrieben. Es ist eine typische Zweite Mannschaft, die natürlich mit der Kreisoberliga immer noch auf einem guten Niveau spielt, jedoch Woche für Woche vor der Herausforderung steht, in einer neuen Konstellation auf den Platz zu gehen. Diese Aufgabe haben wir meiner Meinung nach insgesamt mehr als ordentlich gemeistert. Zuletzt war es zwar sehr schwierig, da wir, coronabedingt und trotz der Spielabsagen der Ersten Mannschaft, nur gerade so elf Leute auf den Platz bekommen haben, weswegen wir den ein oder anderen Punkt verloren haben. Sportlich haben wir trotzdem das Beste aus der Situation gemacht und hatten als Team immer eine Menge Spaß zusammen, den ich mir bis zu einem gewissen Zeitpunkt auch nie habe nehmen lassen.“

Aufrufe: 030.3.2022, 19:00 Uhr
Tim StammAutor