2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Beim SSV Jahn Regensburg avancierte Torsten Holm (li.) zum Aufstiegsheld.
Beim SSV Jahn Regensburg avancierte Torsten Holm (li.) zum Aufstiegsheld.

Torsten Holm - das schlampige Genie

Klassefußballer und Lebemensch: Der beim TSV Natternberg groß gewordene Angreifer war einer der besten Amateur-Torjäger in Ostbayern, der es vielleicht noch weiter nach oben hätte bringen können

Das Corona-Virus hat unseren Alltag momentan fest im Griff. Auf unabsehbare Zeit kann kein Fußball gespielt werden, deshalb möchten wir etwas in die Vergangenheit zurückblicken und uns den Typen widmen, die in den letzten Jahrzehnten herausragende Spielerpersönlichkeiten der regionalen Szene waren. Im 53. Teil lassen wir die bewegte Karriere von Torsten Holm (48) Revue passieren.

Schönstes Erlebnis deiner Laufbahn....
Das ist ganz schwierig zu beantworten, denn ich durfte in meiner langen Laufbahn zahlreiche Aufstiege feiern. Der Höhepunkt war wohl im Jahr 2000 der Aufstieg mit dem SSV Jahn Regensburg in die Regionalliga Süd. Als Bayernliga-Meister mussten wir Relegations-Duelle gegen den SV Sandhausen und FSV Frankfurt mit Hin- und Rückspiel bestreiten. Das waren packende Spiele, die für uns ein sehr gutes Ende hatten. Besonders war natürlich auch die Saison 1993/1994, in der ich beim TSV 1860 München unter Vertrag stand. Ich habe zwar in dieser Spielzeit keine einzige Minute gespielt, dennoch war es ein tolles Jahr, das mit dem Sprung in die erste Liga gekrönt wurde.



Bester Kicker, mit dem du in einer Mannschaft zusammen gespielt hast....
Da könnte ich problemlos ein paar Dutzend aufzählen. Absolut herausragend waren auf ihren Positionen Youssef Mokhtari beim SSV Jahn Regensburg und Nico Sbordone beim FC Ingolstadt.


Bei welchem Verein hattest du als Aktiver deine schönste Zeit...
Ich denke an fast alle meine Stationen mit viel Freude zurück. Eine Station gesondert zu nennen, ist fast nicht möglich. Ganz besonders hat mir aber die Zeit beim TSV Natternberg gefallen. Als Jungspund durfte ich an der Seite von vielen tollen Fußballern und Typen zweimal aufsteigen und meine ersten Erfahrungen im Herrenbereich machen.


Welches fußballerische Vorbild hattest du in deiner Jugendzeit...
Diego Armando Maradona


Was nervt dich am heutigen Fußballgeschäft....
Die ganzen neuen Regeln, die für mich zum Teil ziemlich sinnfrei sind. Verändert hat sich leider auch der Charakter der meisten Spieler, denn Fußball ist für die meisten längst nicht mehr die Freizeitbeschäftigung Nummer eins.


Hast du irgendetwas in deiner Laufbahn bereut...
Vielleicht hätte ich mehr aus meinem Talent machen können. Aber ich hatte als aktiver Spieler eine supertolle Zeit. Ich bin nie abgestiegen, habe viele tolle Leute kennengelernt und hatte viel Spaß.



Lieblings-Rückennummer...
9 oder 11. In meiner aktiven Zeit die typische Nummer für einen Stürmer. (schmunzelt)


Gibt es ein Spiel, das du nie vergessen wirst....
Die entscheidende Partie um den Regionalliga-Aufstieg mit dem SSV Jahn Regensburg gegen den FSV Frankfurt am 12. Juni 2000. Im rappevollen alten Jahn-Stadion haben wir mit 3:1 gewonnen und ich erzielte unsere ersten beiden Treffer. Gut, dass niemand wusste, wie wir uns am Vorabend auf diese Partie vorbereitet haben. (schmunzelt)


Bester Trainer, den du hattest....
Einen einzelnen Trainer kann ich bei dieser Frage unmöglich aufführen. Ich hatte in meiner Jugendzeit zwei herausragende Coaches, nämlich im Nachwuchs von Phönix Oberschleißheim den Vater des späteren Bundesligaprofis Michael Kostner und beim TSV Natternberg Albert Lemberger. Im Herrenbereich hat mich Karsten Wettberg sicherlich ein Stück weit geprägt, aber ich fand auch in meiner Zeit beim 1. FC Passau Günter Krinner und Edi Kirschner richtig gut. Bei Wacker Burghausen habe ich kaum gespielt, dennoch war Kurt Niedermayer für mich ein sehr guter Übungsleiter.


Sinnloseste Regel im Fußball....
Da gibt es mittlerweile so viele, dass ich darauf gar nicht näher eingehen mag.


Größte Enttäuschung deiner Karriere...
Ich bin mittlerweile seit über zehn Jahren als Trainer tätig und wurde in dieser Zeit einmal entlassen. Mit der DJK Ammerthal schaffte ich im Sommer 2016 den Aufstieg in die Bayernliga und wurde dann ein paar Monate später, obwohl wir als Neuling sportlich im Soll waren, freigestellt. Vor allem die Art und Weise wie das damals abgelaufen ist, hat mich schon etwas enttäuscht.


Lieblings-Fußballschuh...
Der gute alte Adidas Copa Mundial


Wo hast du auswärts nie gerne gespielt....
Auf Sandplätzen habe ich nicht wirklich gerne gespielt, ansonsten sind mir viele Auswärtsfahrten in sehr guter Erinnerung geblieben. Gerade die Busfahrten mit Passau und Landshut waren sensationell, denn heimwärts flossen die Goaßmaßen oft in Strömen. Als wir daheim ankamen, stiegen wir selten nüchtern aus dem Bus aus. (lacht)



In der Bundesliga-Aufstiegssaison 1993/1994 stand Holm im Kader des TSV 1860 München
In der Bundesliga-Aufstiegssaison 1993/1994 stand Holm im Kader des TSV 1860 München



Zur Person:
Torsten Holm ist in Duisburg geboren, aufgrund der beruflichen Situation seines Vaters verschlug es ihn aber früh nach Bayern. Seine Anfänge machte der Angreifer bei Phönix Oberschleißheim, ehe die Familie Holm in den 80er Jahren nach Niederbayern kam. Beim TSV Natternberg fand das Top-Talent eine sportliche Heimat. Mit der TSV-Ersten stieg der Torjäger innerhalb von zwei Jahren von der Kreis- bis in die Bezirksoberliga auf. 1992 wechselte Holm zum TSV Dasing in die Landesliga Süd und machte dort auf sich aufmerksam. Der TSV 1860 München nahm den Jungspund unter Vertrag und der Wahl-Niederbayer gehörte zum Kader, der 1994 den Aufstieg in die 1. Bundesliga schaffte. Für den großgewachsenen Center hatte der damalige Löwen-Coach Werner Lorant aber keine Verwendung mehr und deshalb wechselte dieser zum 1. FC Passau in die Bayernliga. Nach zwei Spielzeiten an der Danziger Straße folgte ein halbjähriges Gastspiel bei der SpVgg Landshut, bevor Holm einen Vertrag beim aufstrebenden SV Wacker Burghausen unterschrieb. Beim Regionalligisten konnte er sich allerdings nicht durchsetzen und ging dann zur SG Post-Süd Regensburg.


Zwischen 1999 und 2002 hatte Torsten Holm die wohl beste Phase seiner Laufbahn. Der Vollblutfußballer war einer der Garanten, dass der SSV Jahn Regensburg im Jahr 2000 den Sprung in die Regionalliga Süd schaffte. Nach einem sehr kurzen Gastspiel bei Carl-Zeiss Jena lief Holm noch für die SpVgg Weiden und den ESV Ingolstadt an, bevor ein weiteres erfolgreiches Kapitel begann. Beim FC Ingolstadt 04 zählte der Routinier in der Bayernliga zum Stammpersonal und 2006 schafften die Schanzer den Sprung in die Regionalliga, die seinerzeit noch die dritthöchste Spielklasse in Deutschland war. Als Spielertrainer feierte Holm beim SV Manching in zwei Amtsperioden große Erfolge, auch beim FC Gerolfing lief es wie am Schnürchen. Bei der DJK Ammerthal spielte Torsten Holm erstmals nicht mehr, wurde aber mit den Oberpfälzern 2016 Landesliga-Meister. Dennoch wurde er wenig Monate später von seinen Aufgaben entbunden und coachte dann kurzzeitig den Kreisklassisten ST Kraiberg. Seit Sommer 2018 betreut der gebürtige Rheinländer den Landesligisten TSV Bad Abbach.


Aufrufe: 014.5.2020, 11:15 Uhr
Thomas SeidlAutor