Löwen-Coach Bierofka "Die Messe ist noch nicht gelesen"

Aber nach einem zwischenzeitlichen Spannungsabfall sei das „Adrenalin jetzt spürbar“ – bei der Mannschaft des TSV 1860 und beim Trainer selbst. Einen positiven Start bei der zweitplatzierten U 21 des 1. FC Nürnberg wollen die Löwen hinlegen, um der Konkurrenz gleich zu zeigen, dass sie ihrer Favoritenrolle gewachsen sind. Der Druck durch das enorme Fanaufkommen (über 12.000 Mitreisende) und die entsprechende Erwartungshaltung lässt sich nicht wegdiskutieren, auch wenn Bierofka seit Wochen sein Bestes versucht. Gestern sagte er: „Ich werde den Teufel tun und diese Mannschaft jetzt unter Druck setzen, dass sie aufsteigen muss. Dann würde sie nur verkrampfen.“

Interne Vorgabe sei die Dritte Liga binnen zwei Jahren. ­Bierofkas Interpretation: „Natürlich würde ich es mir wünschen, dass es heuer klappt, aber nach der Hauruck-Aktion im Sommer müssen wir jeden Tag froh sein, eine solche Mannschaft hier zu haben. Wir können jetzt perspektivisch arbeiten.“

Am Etat für beide Szenarien wird gestrickt

Hinter den Kulissen wird am Etat für beide Szenarien gestrickt, auf der sportlichen Bühne muss Bierofka bis auf Weiteres auf „das extra Quäntchen Qualität“ (Achillessehnen-Patient Timo Gebhart) verzichten. „Bei ihm müssen wir Tag zu Tag schauen und hoffen, dass wir es hinkriegen.“ Auch Winterzugang Michael Görlitz sei noch kein Thema für den Kader, bei Nico Karger (Knieprobleme) werde es sich kurzfristig entscheiden. Sollte der Flügelstürmer ausfallen, könnte die Stunde von Noel Niemann (18) schlagen. „Dann könnte es schon passieren, dass ich ihn mit in den Bus packe“, kündigte Bierofka an. „Ich weiß gar nicht, wie viel Noel eigentlich wiegt – wahrscheinlich keine 60 Kilo. Aber er ist ein explosives Leichtgewicht und hat dieses Näschen für Tore.“ Problem: „Er lässt sich im Zweikampf noch zu einfach wegschieben, da muss er noch zulegen.“

Kein sportliches Problem hat ­Bierofka auf der Torwartposition. Höchstens ein zwischenmenschliches, nachdem Marco Hiller den Vorzug vor Zugang Hendrik Bonmann (Ex-BVB) erhalten hat. Es habe „keinen Grund“ gegeben, was an der Rangfolge der Hinrunde zu ändern, erklärte der Coach. Aber: „Die Messe ist noch nicht gelesen. Marco weiß, dass er Henne im Nacken hat. Ich werde genau hinschauen, was passiert.“ Einstweilen muss sich Bonmann mit der Rolle als Totopokal-Torwart begnügen.