Der TSV 1860 München hat sich von Maurizio Jacobacci getrennt. Frank Schmöller ersetzt ihn interimsweise bis zum Jahresfinale. Doch wie geht es danach weiter?
München – Findige Fans ahnten bereits am Dienstagvormittag, dass beim TSV 1860 München etwas im Busche sein könnte. Über die Agentur lief die Meldung, dass Friedhelm Funkel kurz vor seinem 70. Geburtstag noch mal Lust verspürt, einen Trainerjob zu übernehmen. Er habe wieder „ein bisschen Blut geleckt“, teilte der einstige Spezialist für besonders schwere Fälle mit.
Funkel, der die Löwen bereits einmal trainiert hatte (2013/14) – und den Ex-Sportchef Günther Gorenzel vor exakt einem Jahr als möglichen Nachfolger von Michael Köllner in Stellung brachte. Eine Nachfrage ergab allerdings, dass Funkels Sehnsucht nach Adrenalin an der Seitenlinie wohl doch nicht so groß ist, zumindest scheint ihn 1860 aktuell nicht zu reizen. Per WhatsApp teilte er mit, er sei im Urlaub – „und denke momentan nicht darüber nach, noch mal was zu machen“.
Funkel ist also raus. Ebenso Daniel Bierofka, von dem es jüngst noch Signale gegeben hatte, er sei wieder offen für einen Job. Ob Marc-Nicolai Pfeifer eine „Short List“ oder „Long List“ in seiner Schublade liegen hat wie im Frühjahr Gorenzel, sein Ex-Partner in der Geschäftsführung, ist nicht bekannt. Sicher scheint jedoch, dass auch der folgende Name in einer Übersicht möglicher Kandidaten auftauchen wird: Tobias Schweinsteiger, Ex-Trainer des VfL Osnabrück, der vieles von dem mitbrächte, was ihn in der momentanen Lage für einen Job bei 1860 qualifizieren würde. Er stammt aus der Region, wäre verfügbar – und kann eine Story vorweisen, die jeder an der Grünwalder Straße 114 liebend gerne nachgeahmt sähe.
Als Schweinsteiger im Spätsommer 2022 in Osnabrück übernahm, stand der VfL vermeintlich abgeschlagen auf Tabellenplatz 12 – mit neun Punkten Rückstand auf Platz zwei. Mit 70 Punkten, von denen der Rosenheimer 64 holte, stiegen der Club von der Bremer Brücke am Ende auf. Ohne den Umweg Relegation – und mit einem Offensivfußball, der den Löwen gerade nach Catenaccio-Fan Jacobacci gut zu Gesicht stehen würde. Bekennender 1860-Fan ist der kleine Bruder von Weltmeister Bastian Schweinsteiger übrigens auch.
Gegenüber unserer Zeitung wollte der 41-Jährige nicht sagen, ob sich bereits ein Verantwortlicher aus Giesing bei ihm gemeldet hat – dementiert hat er es aber auch nicht. „Zu dem Thema gibt’s von mir keinen Kommentar“, sagte er: „Außer dass 1860 als Junge aus der Region immer ein interessanter Verein ist. Im Moment bin ich aber noch damit beschäftigt, meine Zeit in Osnabrück aufzuarbeiten.“
Ein Schnellschuss in der Trainerfrage ist wohl auch nicht zu erwarten. Pfeifer hat mit der Jacobacci-Entlassung den undankbarsten Job erledigt, mit Frank Schmöller eine Übergangslösung installiert, die schlüssig ist – und an der aufgrund der 15-Tage-Regelung bis zum Jahresfinale in Mannheim (20. Dezember) nicht gerüttelt werden muss. Den neuen Coach wird dann maßgeblich ein Mann mitbestimmen, der selber frühestens kurz vor Weihnachten einen festen Job bei 1860 erhält: Christian Werner, Sportgeschäftsführer in spe. Ein promovierter Sportwissenschaftler, der sicher auch eigene Ideen hat, wer den Löwen nach dem extrovertierten Michael Köllner und dem autoritären Jacobacci guttun könnte. (Uli Kellner)