2024-05-08T14:46:11.570Z

Interview
Fürs Vereinsjubiläum 2025 will Schwabl eigenes Bier brauen lassen.
Fürs Vereinsjubiläum 2025 will Schwabl eigenes Bier brauen lassen. – Foto: Stefan Matzke / sampics

Aufsteiger in die 2. Bundesliga? Reisinger: „Wir werden 2025 Erster, Haching Zweiter“

1860- und Haching-Präsident im Doppelinterview

Robert Reisinger und Manfred Schwabl sprechen im 2. Teil des Interviews über die Zukunft des TSV 1860 München und er SpVgg Unterhaching.

München – Zwei Rivalen, zwei ambitionierte Projekte. Die Löwen wollen bis 2029 zurück in der Bundesliga sein – als alte und neue Nummer zwei im Freistaat. Die SpVgg Unterhaching setzt auf eine Partnerschaft mit der ewigen Nummer eins, dem FC Bayern – und will Millionen in die Hand nehmen, um den Sportpark nebst der angrenzenden Liegenschaften zu kaufen.

Beide Präsidenten waren sich bei unserem Treffen in Aying einig: Man muss sich etwas einfallen lassen, um in der erlösschwachen 3. Liga zu bestehen. In Teil eins unseres Interviews hatte Robert Reisinger seine neuen Geschäftsführer und deren Visionen gelobt („Sie nehmen alle mit“), Manfred Schwabl sprach derweil von „Pflöcken“, die seine Hachinger in den Boden rammen, um ligaunabhängig überlebensfähig zu werden. Heute, im zweiten Teil, geht es vor allem um Weichenstellungen – und natürlich um die Favoritenfrage vor dem S-Bahn-Derby am Sonntag im Sportpark (19.30).

„Kernpunkt soll die gemeinsame Entwicklung und Förderung regionaler Top-Talente sein.“

Manfred Schwabl über die mögliche Kooperation mit dem FC Bayern.

Inzwischen ist es mehr als ein Gerücht, dass Haching und der FC Bayern künftig gemeinsame Sache machen wollen. Wie sehr ängstigt Sie diese drohende Kooperation, Herr Reisinger?
Reisinger: Ich kenne weder die Inhalte dieser angeblichen Kooperation noch deren Zweck. Deshalb kann ich das überhaupt nicht beurteilen. Das halte ich jetzt wie der Manni: Ich habe meine eigenen Baustellen, und nur um die kümmere ich mich.
Herr Schwabl, was können Sie über diese geplante Kooperation mit dem Rekordmeister sagen?
Schwabl: Kernpunkt soll die gemeinsame Entwicklung und Förderung regionaler Top-Talente sein. Das wäre das Hauptthema und das würde ja auch absolut Sinn machen. Wenn man sich da gegenseitig befruchten kann – was spricht dagegen? Wenn es so weit kommt, werden wir die Eckpunkte bekannt geben, aber ich kann jetzt schon alle beruhigen: Die meisten Gerüchte stimmen nicht ansatzweise. Generell muss ich als Vereinsvorsitzender natürlich schauen: Wie stellst du dich für die Zukunft auf? Wenn ich irgendwann aufhöre, möchte ich einen Verein übergeben, der wirtschaftlich so stabil ist, dass keiner mehr die Achterbahnfahrt der Gefühle hat wie ich die letzten zehn Jahre.

„Allein schon von der Kraft des Namens und der Potenz des Vereins muss 1860 in der 3. Liga immer vorne mitspielen.“

Robert Reisinger

Auch bei 1860 steht nach der Saison eine Art Weichenstellung an. Ein neuer Verwaltungsrat muss gewählt werden – insbesondere das „Bündnis Zukunft 1860“ wirkt sehr angriffslustig mit seinen Kandidaten. Wie nervös machen Sie die oppositionellen Bestrebungen?
Reisinger: Gar nicht, denn wie schon mal erwähnt: Jeder, der sich für 1860 München engagieren will, muss die Interessen von 1860 München im Auge haben. Deswegen kann es aus meiner Sicht keine Opposition geben.

Robert Reisinger: „Jeder, der sich für 1860 engagieren will, muss die Interessen von 1860 im Auge haben.“
Robert Reisinger: „Jeder, der sich für 1860 engagieren will, muss die Interessen von 1860 im Auge haben.“ – Foto: Stefan Matzke / sampics
Also sehen Sie dem 16. Juni entspannt entgegen?
Reisinger: Was heißt entspannt? Ich freue mich auf jedes engagierte Mitglied, das bei uns ein Amt übernehmen und sich einbringen will.
Die angekündigte Etatsenkung auf 4,5 Millionen Euro sorgt bei Fans mit Zweitliga-Hoffnung für unruhige Nächte.
Reisinger: Ich glaube, in dieser 3. Liga sind ein paar Mannschaften vor uns, die froh wären, wenn sie so frühzeitig einen 4,5-Millionen-Etat hätten, dazu 15.000 Zuschauer bei jedem Heimspiel und den Löwen als starke Marke. Klar: Geld schießt Tore, aber 1860 München ist ja der beste Beweis dafür, dass selbst mit hohem Budget sportliche Erfolge ausbleiben können. Das haben wir in der letzten Zweitligasaison erfahren – und auch in der zurückliegenden Saison, als wir mit einem 6,5-Millionen-Etat ins Rennen gegangen sind. Probieren wir halt mal einen anderen Ansatz. Eines ist aber auch klar: Allein schon von der Kraft des Namens und der Potenz des Vereins muss 1860 in der 3. Liga immer vorne mitspielen.

„Wir haben jetzt nicht den Aufstiegsdruck wie 1860 als Traditionsverein.“

Manfred Schwabl

Was ist mit Haching, Herr Schwabl? Muss die SpVgg nächste Saison oben mitspielen oder ist es wichtiger, junge Talente wie Gibson Nana Adu ins Schaufenster zu stellen?
Schwabl: Das eine schließt das andere nicht aus. Heuer war wichtig drinzubleiben, von daher halte ich den Ball total flach. Was bringt es, den 25. Dreijahresplan aufzustellen? Ich freue mich, dass wir so viele Talente ins Schaufenster stellen können. Der Nachwuchs ist mir heilig, nur deswegen mache ich das Ganze noch, und man merkt es auch – die Zuschauer akzeptieren den Weg. Wir haben jetzt nicht den Aufstiegsdruck wie 1860 als Traditionsverein.

Manni Schwabl: „Der Nachwuchs ist mir heilig, nur deswegen mache ich das Ganze noch.“
Manni Schwabl: „Der Nachwuchs ist mir heilig, nur deswegen mache ich das Ganze noch.“ – Foto: Stefan Matzke / sampics
Wie sehr schmerzt es, Herr Reisinger, dass Haching am Sonntag als Favorit ins Spiel geht?
Reisinger: Als Favorit? Das ist eine Momentaufnahme…
Schwabl: So viele Spiele haben wir nicht mehr (lächelt)…
Reisinger: Wie viele sind es noch? Vier? Also sind es noch zwölf Punkte. Bei sechs Punkten Rückstand… Okay, das wird hart, sonst hätte ich jetzt eine Wette angeboten. Wir haben ja schon mal gewettet – um Schinkennudeln. In der Abstiegssaison war das...

„Ich denke, das wird ein Duell auf Augenhöhe. Ich sehe Haching nicht als Favorit, aber uns auch nicht.“

Robert Reisinger vor dem S-Bahn-Derby.

Schwabl: Bin ich da noch was schuldig?
Reisinger: Das machen wir am Sonntag. In deinem Schmerz damals wollte ich nicht auf Wetteinlösung pochen (grinst).
Schwabl: Okay, dann sind es jetzt zwei Portionen Schinkennudeln. Das hat sich hoch verzinst – mit Vertragsstrafe. Du kannst also gerne deine Partnerin dazu einladen.
Reisinger: (lächelt, ehe er ernst fortfährt) Ich denke, das wird ein Duell auf Augenhöhe. Ich sehe Haching nicht als Favorit, aber uns auch nicht. Hätten wir eine bessere Vorrunde gespielt, würden wir jetzt vielleicht punktgleich dastehen – oder ein Stück besser als Haching. Aber Angst habe ich nicht, die habe ich generell nicht.

„Wir als Erster – und Haching darf dann gerne als Zweiter nachziehen.“

Robert Reisingers Wunsch für die kommende Saison.

Und wer steigt 2025 eher auf: 1860 oder Haching?
Reisinger: Wir als Erster – und Haching darf dann gerne als Zweiter nachziehen (lacht).
Schwabl: So weit schaue ich noch gar nicht in die Zukunft. Erst mal muss ich dafür sorgen, dass wir 2025 beim 100-Jährigen ein gutes eigenes Bier auf den Markt bringen.
Reisinger: Wir hatten schon ein eigenes Bier, von Hacker – mit Sechzger-Label!

„Nein, warum auch? Macht ja Spaß, zumindest meistens.“

Robert Reisinger schließt eine weitere Amtszeit über 2025 hinaus nicht aus.

Sie haben ja vorhin ganz leise Rückzugsgedanken geäußert, Herr Schwabl. Wie lange geben Sie sich noch in vorderster Front bei der SpVgg?
Schwabl: Mei, irgendwann musst du den Laden ja übergeben. Ich hab zwar vor, dass ich wie Jopi Heesters 108 werde, aber irgendwann würde ich mir das gerne etwas ruhiger anschauen. Ich habe ja schon angefangen, junge Leute aufzubauen. Im Management passt es schon mal ganz gut. Nächstes Jahr wollen wir dann auch im Präsidium mit der Verjüngungskur anfangen. Ich sage mal: Der Zeitpunkt ist offen, und man muss die Zügel ja auch nicht komplett aus der Hand geben. Speziell kann man ja noch viel Erfahrung an die Jungen weitergeben. Es wird nicht so sein, dass ich sage: Jetzt macht ihr mal, ich schalte das Handy aus, denn da würde meine Frau ganz schnell durchdrehen, wenn ich nur noch zu Hause wäre (lacht).
Herr Reisinger, Sie sind im Januar auch altersmäßig ein Sechzger geworden. Wie lange planen Sie noch im Präsidentenamt?
Reisinger: Ich bin bis 2025 gewählt, danach schauen wir.
Klingt nicht so, als würden Sie ausschließen, nochmal anzutreten…
Reisinger: Nein, warum auch? Macht ja Spaß, zumindest meistens.

Aufrufe: 027.4.2024, 10:32 Uhr
Uli KellnerAutor