2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines

Bierofka heiß auf den Rückrundenstart - 1860 ist bereit

Zwei Youngster vielleicht dabei

In Sechziger-Kreisen gilt Daniel Bierofka als nimmermüder Perfektionist, als ehrgeiziger Trainer, der mit demselben Feuereifer zu Werke geht, der ihn schon als Spieler ausgezeichnet hat.

Vor diesem Hintergrund könnte man meinen, dass der Taktiktüftler dankbar sein müsste, fast drei Monate Zeit gehabt zu haben zwischen dem letzten Punktspiel gegen Schalding-Heining (3:0 am 1. Dezember) und dem Liga-Neustart an diesem Samstag in Nürnberg. Jedoch: Auch die längste Vorbereitung verliert ihren Wert, wenn gegen Ende selbst der Trainer vor Ungeduld zu platzen droht. „Es zieht sich am Schluss wie ein Kaugummi“, sagte Bierofka entwaffnend ehrlich.

Auch den Spielern sei anzumerken, dass sie endlich von der Leine gelassen werden wollen: „Du trainierst, du spielst – aber dieses Wettkampf-Adrenalin, das fehlt einfach.“ Exakt 84 Tage ohne das stimulierende Hormon werden vergangen sein, wenn am Samstag um 13 Uhr der Anpfiff ertönt. Und der Wiederauftakt beim ersten Verfolger – er übt nicht nur auf Bierofkas Adrenalin-Abstinenzler einen speziellen Reiz aus. Das wohlige Vorab-Prickeln machte sich auch am Ticketschalter bemerkbar. „Bis heute wurden exakt 12.211 Tickets an Sechzger-Fans verkauft“, meldete Pressesprecher Joachim Mentel. Maximal 4000 Clubberer werden ihnen im weiten Rund des Max-Morlock-Stadions entgegen brüllen. Selbst Bierofka, der fast alles in seinem Fußballerleben erreicht hat, lässt sich vom mutmaßlichen Rekordauswärtszuspruch beeindrucken. „Das ist schon außergewöhnlich“, sagte der Ex-Profi: „Ich weiß nicht, wie viele Fans in der Bundesliga auswärts mitfahren, aber wir sind alle sehr froh, dass wir so viel Begeisterung für dieses Spiel entwickeln konnten.“

Natürlich rührt diese Begeisterung auch daher, dass seine Löwen weiterhin als Topfavorit in der Regionalliga Bayern gelten. Alle Welt rechnet ja damit, dass der Tabellenführer seinen Start-ZielTriumph ungebremst fortsetzt und es nur noch darum geht, sich in 16 Sparrings-Duellen für die Aufstiegs-Playoffs einzuspielen (Termin 24./27. Mai). Was Bierofka von dieser These hält, ist an seinem Blick abzulesen. Schon bei der ersten Frage in diese Richtung verdrehte er die Augen. „Wenn wir es als Muss ansehen, verkrampft die Mannschaft nur“, sagte er: „Ziel ist, innerhalb der nächsten zwei Jahre aufzusteigen.“ Er jedenfalls werde „einen Teufel tun und die Spieler zusätzlich unter Druck setzen“.

Lieber sprach er über seinen Kader, der zwar kaum von außen verstärkt wurde (Ausnahme: der noch nicht ganz fitte Michael Görlitz), dafür aber eine interne Blutauffrischung erfahren hat. Eines dieser Talente, die Bierofka sichtlich Freude bereiten, heißt Noel Niemann, 18 – und sollte sich den Samstag sicherheitshalber freihalten. „Nachdem Nico Karger noch fraglich ist, könnte ich mir vorstellen, dass ich ihn einfach in den Bus packe“, verriet Bierofka, der die Vorzüge des Außenbahn-Flitzers so schildert: „Er hat einen unheimlichen Speed, ein überragendes Tempodribbling – und er hat dieses gewisse Näschen für Tore.“ Einziger Nachteil des Leichtgewichts (1,73 m, 63 Kilo): „Körperlich muss er ein bisschen zulegen. Noch lässt er sich zu leicht wegschieben.“ Auch der ein Jahr jüngere Leon Klassen, 17, hätte seine Sache „überragend gut gemacht“, fügte er hinzu. Der Linksverteidiger mit den russischen Wurzeln habe aber das Pech, in Christian Köppel und Phillipp Steinhart zwei etablierte Spieler vor sich zu haben. Generell glaubt Bierofka aber, dass die Seinen gerüstet sind für die Aufgaben, die vor ihnen liegen.


„Wir fahren positiv nach Nürnberg“, sagte er, „denn wir können unsere gute Ausgangsposition noch weiter verbessern.“ Aus sieben Punkten Vorsprung können zehn werden. Im schlechtesten Fall auch vier, „aber selbst dann hätten wir noch alles in der eigenen Hand“. Entscheidend für Bierofkas Löwen ist: Der Ball rollt wieder – und jede Menge angestautes Adrenalin will raus.

Aufrufe: 023.2.2018, 11:08 Uhr
Uli Kellner - Münchner MerkurAutor