Es ist schon bemerkenswert: Der gebürtige Passauer Christoph Schulz studiert in seiner Heimatstadt im vierten Semester - mehr Heimatverbundenheit geht eigentlich kaum. Fußballerisch allerdings ist er gefühlt schon eine Ewigkeit weg, im Ausland - zumindest aus niederbayerischer Sicht. Denn seit der B-Jugend pendelt der heute 23-Jährige nach Oberbayern, um seiner Leidenschaft zu frönen. Seit acht Jahren trägt er nun schon das Trikot des SV Wacker. "Inzwischen kann ich die Strecke zwischen Passau und Burghausen blind fahren", grinst Schulz.
Wobei, mittlerweile reißt er die knapp 80 Kilometer nicht mehr täglich ab: "Ich habe in Burghausen auch eine Wohnung. Mittwochs und donnerstags bin ich dann meistens bei meinen Eltern in Passau." Viel Aufwand für etwas, das er vor der eigenen Haustüre in der Dreiflüßestadt auch haben könnte. Viertliga-Fußball wird schließlich auch in Schalding gespielt - und das seit Jahren nicht schlecht. Warum tut er sich das also an? "Mir gefällt`s einfach in Burghausen. Ich bin glücklich mit meinem Leben", grinst Christoph Schulz und wird im selben Atemzug präziser: "Zunächst einmal habe ich höchsten Respekt davor, was in Schalding Jahr für Jahr geleistet wird. Aber Wacker - und auch Burghausen - ist über all die Jahre für mich zur Heimat geworden. Und dann ist der SV Wacker nach wie vor ein großer Name im bayerischen Fußball. Das Stadion, die gesamte Infrastruktur, das ist schon eine richtige Hausnummer." Nicht zu unterschätzen ist dabei ein Faktor, der über die subjektive Beurteilung eines jeden Trainers hinausgeht und die man nicht eben im Vorbeigehen erlangt: Wertschätzung. "Ich nehme es sehr wohl wahr, dass mir hier viel Respekt entgegengebracht wird. Ich denke schon, dass ich innerhalb der Mannschaft und des Vereins ein hohes Standing genieße."
In der Vorbereitung konnte Schulz endlich zurück auf den Platz, die Schmerzen waren weg. Flugs avancierte er auch unter Leo Haas wieder zu einer festen Größe - und gab in Aschaffenburg ein Traumcomeback. Mit einem Treffer und einer Vorlage avancierte er zum Matchwinner beim starken 2:1-Auswärtssieg bei der Viktoria. "Im System von Leo Haas fühle ich mich pudelwohl. Wir agieren mit Fünferkette, wobei ich als Außenverteidiger einen offensiveren Part ausfülle. Es taugt mir einfach, 90 Minuten die Linie rauf und runter zu rennen." Was er aber im Moment nicht machen darf, das Traumcomeback war nur von kurzer Dauer. Trotzdem ist Christoph Schulz weit davon entfernt, Trübsal zu blasen: "Freilich ist es bitter, jetzt wieder pausieren zu müssen. Aber ich bin sehr froh, dass ich zumindest das eine Spiel bestreiten konnte. So habe ich zumindest ein gutes Gefühl. Viel schlimmer wäre es, hätte ich nicht ran dürfen oder hätte ich ein schlechtes Spiel gemacht." Positiv gestimmt übt es sich eben gleich leichter in Geduld.
Auf sein Privat- und Berufsleben hat die Pandemie noch keine großen Auswirkungen. "Ich absolviere gerade noch wie vorgesehen ein Praktikum bei Wacker. Das Sommersemester an der Uni konnte zwar nicht wie geplant beginnen, doch die meisten Vorlesungen werden im Netz gestreamt. Ob ich jetzt im Hörsaal sitze oder vor dem Laptop, das macht eigentlich keinen großen Unterschied. Einzig meine Freunde, die kann ich im Moment nicht sehen." Sportlich spricht wenig bis nichts dafür, dass für den 23-Jährigen bald einschneidende Veränderungen anstehen, ein Jahr hat er ohnehin noch Vertrag an der Salzach. Ob er dereinst wieder mal in seiner Heimat Niederbayern der Kugel nachjagt? "Was kann man im Fußball schon ausschließen?", stellt er verschmitzt eine Gegenfrage. Soll heißen: Sag niemals nie! Derzeit gefällt es Christoph Schulz aber noch viel zu gut rund um die Wacker-Arena, als dass er an Abschied denken würde. Und auch wenn er 2020 bisher nur ein Blitzcomeback geben konnte, in Burghausen wissen sie auch nach der Krise sicher noch, was sie an ihrer Nummer 31 haben.