2024-05-24T11:28:31.627Z

Interview
Es läuft: Christoph Schulz und Kollegen haben die letzten vier Partien auf beeindruckende Art und Weise gewonnen.
Es läuft: Christoph Schulz und Kollegen haben die letzten vier Partien auf beeindruckende Art und Weise gewonnen. – Foto: Mike Megapix

Ist der SV Wacker ein Titelkandidat, Christoph Schulz?

Einen Tag nach dem furiosen 5:2-Heimsieg gegen den 1. FC Schweinfurt 05 steht Burghausens Kapitän Christoph Schulz Rede und Antwort

Es schüttete wie aus Eimern, aber das machte niemandem etwas aus. Schickt man bei diesem Wetter normalerweise keinen Hund vor die Tür, hüpften und tanzten die Kicker des SV Wacker Burghausen noch Minuten nach Abpfiff auf dem Rasen herum und feierten lautstark mit den Fans. Das Adrenalin nach dem berauschenden 5:2-Heimsieg gegen den amtierenden Meister aus Schweinfurt musste raus. Mit Bayreuth und den Schnüdeln zwei große Titelkandidaten der Regionalliga Bayern geschlagen. Wo soll das noch hinführen? Wir haben uns mit Kapitän Christoph Schulz unterhalten.

FuPa: Christoph, es war ein Fußballfest gestern in der Wacker-Arena. Hast du die Geschehnisse schon verarbeitet?
Christoph Schulz (24): Ja, das geht schnell. Viel Zeit zum Feiern bleibt nicht, Freitag geht`s schon wieder weiter. (schmunzelt) Zusammen mit einigen anderen Spielern war ich noch beim Essen, das war`s aber dann auch schon.

Der Auftakt gegen Schalding war sehr enttäuschend. Seitdem aber lehrt ihr der Liga das Fürchten. Was genau ist nach dem Spiel gegen den SVS aus deiner Heimatstadt Passau passiert?
Eigentlich haben wir nicht viel geändert. Wir haben uns nicht verrückt machen lassen. Schalding war im Grunde genommen ein ordentliches Spiel von uns, wir haben es nur nicht geschafft, ein Tor zu machen. Und wie es dann so ist, fängst du dir hinten eins und dann wurde es gegen tiefstehende Schaldinger extrem schwer. Wir wussten das aber schon recht gut einzuordnen. Wir sind mit großer Überzeugung nach Unterhaching gefahren. Unsere Fans waren da, es entwickelte sich ein geiles Spiel - und dieses Mal lief`s für uns. Wir haben alles reingeworfen und nach zwei Balleroberungen zwei Tore gemacht. Danach wussten wir: Ok, wir können Haching schlagen, dann können wir auch alle anderen schlagen. Anschließend beim 8:0 gegen Rosenheim klappte einfach alles. Und dann kommst du eben in so einen Lauf rein.

– Foto: Mike Megapix


16 (!) Tore in den letzten drei Partien, ein Neuzugang Robin Ungerath aus der Bayernliga, der sensationell einschlägt. Warum läuft`s gerade offensiv so gut derzeit?
Sieben Tore in fünf Spielen, nicht so schlecht für den Anfang. (lacht) Robin hat echt einen Top-Einstand hingelegt. Wir sind ein Team, das angreifen will. Unser Trainer Leo Haas lässt uns offensiv spielen, das ist seine Philosophie. Und das zahlt sich gerade aus. In den letzten Jahren haben wir uns mitunter schwer getan, Tore zu machen. Umso schöner, dass es im Moment richtig flutscht. (schmunzelt)

Sogar du durftest dich gestern in die Torschützenliste eintragen, hast zum 2:1 getroffen.
Da stand ich halt auch mal richtig. (lacht) Ich würde mich als Außenverteidiger mit Offensivdrang bezeichnen, da komme ich eben auch des Öfteren mal nach vorne.

Ihr sprüht geradezu vor Spielfreude. Bei Ballgewinn schwärmen alle aus, jeder will unbedingt das Spielgerät haben. Täuscht der Eindruck?
Nein, der täuscht absolut nicht. Uns wird vom Trainerteam ständig erzählt: Ihr dürft Fehler machen, kein Problem! Und dann verfestigt sich bei unseren jungen Mannschaft einfach der Mut, immer den Ball haben zu wollen, auch wenn mal eine Aktion schiefgeht. Das zeichnet uns derzeit aus. Zudem muss ich unseren Mannschaftsgeist loben. Ich bin ja jetzt auch schon ein paar Jahre in Burghausen, aber so einen Zusammenhalt habe ich selten erlebt.


Vorbild Aschaffenburg?


Bayreuth geschlagen, Schweinfurt eindrucksvoll in die Schranken verwiesen. Salopp gefragt: Ist der SV Wacker jetzt ein Titelkandidat?
Ohmei, das kann ich nach fünf Spielen sicher nicht beantworten. (lacht) Es sind noch 33 Partien zu absolvieren, das sagt schon alles. Die letzten Partien ist es brutal für uns gelaufen, auf dieser Welle wollen wir noch eine Zeit lang reiten.

Am Freitag geht`s nach Aschaffenburg.
Und ich hoffe, dass wir pünktlich ankommen werden. (lacht) Zuletzt auf der Fahrt nach Weismain standen wir schon in München im Stau und sind dann erst knapp eine Stunde vor Spielbeginn am Stadion eingetroffen. Das Aufwärmprogramm hat das nicht groß gestört, aber die gewohnten Abläufe, die für viele Spieler sehr wichtig sind, haben wir nicht mehr gehabt. Wir versuchen immer, ca. 90 oder 105 Minuten vor Spielbeginn da zu sein. Das ist uns gegen Bayreuth nicht gelungen, trotzdem haben wir das Beste daraus gemacht. (grinst)

Die Viktoria hatte in der abgebrochen Saison 2029/21 auch einen super Lauf, stand bei Abbruch überraschend gar an der Spitze. Kann das ein Vorbild für euch?

Ja durchaus. Aschaffenburg hatte letzte Saison auch kaum jemand auf der Rechnung, dann haben sie mit Björn Schnitzer auch noch ihren besten Spieler verloren, standen am Ende aber trotzdem oben.

Es bleibt kaum Zeit zum Durchschnaufen. Alle drei Tage steht ein Spiel auf dem Programm. Wie gehst du damit um?
Die Belastung ist mega hoch, das Pensum brutal. Aber ich find`s auch geil. Ich bin mittlerweile schon in dem Rhythmus drin. Nachteil ist, dass du inhaltlich im Training nicht viel machen kannst. Es geht im Grunde nur um Regeneration. Aber ich will mich nicht beschweren, wir haben so lange warten müssen, bis wir endlich wieder spielen dürfen. Und wenn man gerade einen Lauf hat wie wir, dann macht das auch Spaß. (schmunzelt)

Das Interview führte Mathias Willmerdinger.

Aufrufe: 04.8.2021, 11:40 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor