2024-05-17T14:19:24.476Z

Interview
F: Martinschledde
F: Martinschledde

Martin Simov: »Ich bin kein neuer Tedesco«

40-jähriger Trainer des SV Spexard führte den Club vom letzten Tabellenplatz auf Rang sechs. Im großen FuPa Ostwestfalen Interview sprechen wir mit einem echten Sympathieträger.

Wir schreiben den 4. August 2017. Nur wenige Tage zuvor hatte SV Spexard Trainer Olaf Sieweke das Handtuch geworfen und sein Amt niedergelegt. Der Westfalenligist hatte einen totalen Fehlstart hingelegt und alle Spiele verloren – 0 Punkte, Tabellenletzter und nun auch trainerlos. Doch dann nahte Rettung in Form von Martin Simov. 14 Spiele und neun Siege später, im März 2018, steht der SV Spexard auf Rang sechs – nur drei Punke hinter Topteams aus Stadtlohn oder Vreden. Kein Wunder also, dass der 40-Jährige mit der markanten blonden Mähne als „Messias“ oder „Retter“ gefeiert wird – auch wenn die Dornenkrone fehlt.

Grund genug für FuPa Ostwestfalen mit dem äußerst sympathischen Martin Simov über seine Arbeit beim SV Spexard zu sprechen.

Herr Simov, wie kam es dazu, dass Sie sich bereiterklärt haben, den SV Spexard zu übernehmen?

Das war eigentlich recht spontan. Ich wohne Spexard und hatte zufällig zu Saisonbeginn beim Spazierengehen ein Spiel angeschaut. Als dann die Anfrage kam, brauchte ich nicht lange zu überlegen. Der SV Spexard ist ein toll aufgestellter, gut geführter Verein, daran änderte ja auch dieser total in die Hose gegangenen Saisonstart nichts.


Gab es keine Bedenken oder Zweifel zu scheitern?

Überhaupt nicht. Für mich war es vielmehr eine Herausforderung, auf die ich mich freute, als die Angst hier möglicherweise scheitern zu können. Es war ja nicht so, dass ich nicht wusste, was auf mich zukommen würde. Ich kannte viele Spieler von früher – als ich noch Trainer in Harsewinkel war – und stand zusätzlich durch meine Selbstständigkeit als Physiotherapeut mit einigen in Kontakt. Natürlich wurde da auch mal über Fußball in Spexard gesprochen, ist doch ganz klar.


Das klingt, als wären Sie sehr überzeugt...

Von einer Mannschaft, die Tabellenletzter war? Ja, warum auch nicht. Ich hatte vom ersten Moment Vertrauen in den Kader und war überzeugt davon, dass wir gemeinsam da unten rauskommen.


Was haben Sie verändert? Gab es einen „Schlüsselmoment“?

Also von diesen ominösen „Turnarounds“ halte ich nichts. Bei uns war das harte Arbeit – vor allem Trainingsarbeit. Statt nur dreimal, habe ich die Jungs viermal die Woche trainieren lassen. Auch die Trainingsdauer mussten wir etwas hochschrauben. Generell lässt sich sagen, dass ich andere Schwerpunkte gesetzt habe, als mein Vorgänger.


Steckt hinter dem typischen „Simov-Smile“ also doch ein kleiner „Quälix“?

Nicht wirklich. Aber ich lasse einfach gern hart trainieren. Für mich ist das einfach die Grundlage für dauerhaften Erfolg. Das harte Training haben wir auch über die gesamte Zeit durchgezogen, daran ändere ich nichts. Meine Spieler haben das mittlerweile auch verinnerlicht.


Der Erfolg gibt Ihnen recht. Was zeichnet Ihre Trainermentalität ansonsten aus?

Diese Frage müssten Sie eigentlich anderen Personen stellen. Es fällt einem doch immer schwer, über sich selbst reden zu müssen. Ich würde es mal so formulieren: Martin Simov ist sicherlich kein neuer Demenico Tedesco oder so. Der derzeitige Erfolg ist sicher schön und wir genießen ihn auch, aber die Ehre gebührt eigentlich den Spielern, die stehen schließlich auf dem Platz.


Da standen die aber auch in den ersten vier Saisonspielen...

Für mich ist das Wichtigste, dass die Harmonie in der Mannschaft stimmt. Verstehen sich deine Spieler untereinander und kommen sie mit dir als Trainer gut klar, ist alles gleich viel leichter. Das ist doch im Beruf genauso. Motivierte Mitarbeiter sind bereit mehr zu leisten – genauso ist es beim Fußball auch. Wenn es einem darüber hinaus noch gelingt, die Spieler individuell sowie die Mannschaft insgesamt als Einheit weiterzuentwickeln, dann weißt du, dass dies der richtige Weg ist.


Was machen Sie dafür, dass das Mannschaftsgefüge so homogen ist?

Ich setze auf einen offenen Dialog mit dem Team. Jeder kann alles äußern. Das Zwischenmenschliche liegt mir am Herzen. Viele unterschätzen es, aber Dialoge sind ein wichtiger Bestandteil der Trainingsarbeit. Ich persönlich führe nicht explizit Einzelgespräche, sondern suche lieber das Gespräch in großen Gruppen oder sogar vor der versammelten Mannschaft. So fühlt sich kein Spieler ausgelassen, alle sind auf einem Wissenstand und ziehen voll mit.


Sportlich bewundern viele Ihr System.

Ist das so? Wir haben beim SV Spexard jetzt eine Grundordnung, die wir immer aufrecht erhalten – über die volle Spieldauer, unabhängig von der Ausgangslage. Aus dieser Grundordnung heraus wollen wir unser Spiel aufbauen. Natürlich gelingt das nicht immer, aber wir müssen ja auch noch was haben, dass wir im Training verbessern können.


Vervollständigen Sie diesen Satz: Der SV Spexard landet am Ende der Saison...

Netter Versuch. Wir warten ab und schauen was möglich ist. Aber die Momentaufnahme des sechsten Tabellenplatzes genießen wir natürlich. Nach einem 2:1-Auswärtssieg wie beim SV Schermbeck bekommen meine Jungs auch mal einen Tag frei und wir haben den Erfolg ein bisschen gefeiert. Auch das muss mal sein.


Zuckerbrot und Peitsche – so so. Wir bedanken uns für das tolle Gespräch, Martin Simov!

Ich danke Euch. Macht weiter so!

Aufrufe: 01.3.2018, 15:00 Uhr
FuPaAutor