2024-05-08T14:46:11.570Z

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SVS-Vorstand Wolfgang Wagner ist stolz auf die Entwicklung seines Vereins und erklärt, warum Regionalliga-Fußball in Schalding so wichtig ist. F: Wagner
SVS-Vorstand Wolfgang Wagner ist stolz auf die Entwicklung seines Vereins und erklärt, warum Regionalliga-Fußball in Schalding so wichtig ist. F: Wagner

»Regionalliga ist und bleibt für uns eine geile Geschichte«

Jahresinterview SV Schalding - Teil 2: Mit Abteilungsleiter Markus Clemens, Chefcoach Mario Tanzer, Michael Pillmeier und Vorstand Wolfgang Wagner

Im zweiten Teil des großen Schaldinger Jahresrückblicks erklären die Protagonisten Markus Clemens, Mario Tanzer, Michael Pillmeier und Wolfgang Wagner warum es kurz vor der Winterpause wieder besser lief, was von der Vorbereitung auf die entscheidende Saisonphase zu erwarten ist und wie der SV Schalding für die Zukunft aufgestellt ist.

FuPa: Das 0:0 zuhause gegen Jahn Regensburg war ein starker Auftritt, von da an waren die Leistungen wieder stabiler. Gab`s für dich einen Moment Mario, von dem du sagen würdest, das war der Turnaround?
Mario Tanzer (40): Ich denke, wir haben die Kuve mit dem Spiel in Amberg wieder bekommen. Da lief es ja auch zunächst alles andere als gut, wir sind früh in Rückstand geraten und haben anschließend zwei Riesen-Ausgleichschancen liegenlassen. Dann kam auch noch die Verletzung von Escherich dazu und wir mussten umstellen. Wir haben Buchi nach hinten beordert und von da an lief`s. In den folgenden Spielen haben wir von Nummer eins bis Nummer elf unsere Leistung gebracht.

Zuhause lief es aber weiterhin nicht wie gewünscht.
Mario Tanzer: Es war aber auch das ein oder andere Heimspiel dabei, das gut war. Bayern zum Beispiel hätten wir schlagen müssen, so kurios es sich anhören mag. Aber die spielen in diesem Jahr keine gute Runde, abr wir haben es halt nicht geschafft, ein zweites oder drittes Tor zu machen. Und dann werden wir zum Schluss nach einer Standardsituation bestraft. Das hat aus meiner Sicht extrem weh getan.

Die ersten zwölf Saisonspiele hat die Mannschaft nach einem Rückstand keinen einzigen Zähler geholt. Das wurde nach dem Jahn-Spiel anders: In Schweinfurt ein 0:2 aufgeholt, in Amberg zurückgekommen und auch im Heimspiel gegen Bayreuth nach einem 0:2-Rückstand noch ein 2:2 geschafft. Was war das einschneidende Erlebnis, dass es zum Schluss raus wieder aufwärts ging?
Markus Clemens (41): Ein einschneidendes Erlebnis in dem Sinne gibt es eigentlich nicht. Ich weiß, dass wir einfach Typen haben, die das wieder hinbiegen. Das macht den SV Schalding auch aus. Ob das Michi Pillmeier, Beppo Eibl oder Sebastian Escherich sind, unsere Führungsspieler, die nehmen das Heft des Handelns dann schon wieder in die Hand. Deswegen entgleitet uns langfristig auch nichts, auch wenn wir mal eine Schwächephase haben. Wir haben ne richtig gute Truppe beisammen, das Umfeld passt. Wir haben eine besonnene Vereinsführung, bei uns gibt`s keine solche Strömungen, das einer auf den anderen draufhaut. Wir sind alle fokussiert. Und wenn wir das auch im Frühjahr so beibehalten, werden wir die Klasse auch wieder halten.

Als es dann wieder besser lief, habt ihr trotzdem gegen uninspirierte Illertisser 0:1 zuhause verloren und seid gegen offensiv nicht gerade gefährlich in Erscheinung tretende Buchbacher über ein 0:0 nicht hinausgekommen. Sind es genau diese Punkte, denen man nachtrauert?
Michael Pillmeier (27): Ja kann man so sagen. Es war ja gerade in der Phase, in der wir merkten, es geht wieder aufwärts. Ganz bitter war zum Schluss Buchbach, weil die von Anfang an mit dem einen Punkt zufrieden waren. Die musst du halt dann einfach schlagen. Auch Illertissen war extrem ärgerlich. Wir hatten die Partie im Griff und verlieren durch einen blöden Elfmeter in der Nachspielzeit. Aber wir können das schnell abhaken, das belastet uns nicht mehr. Da wurde höchstens am Montag danach kurz darüber gesprochen und dann ist das vergessen. Das wird uns im Frühjahr in keinster Weise mehr beeinflussen.

Dreier-oder Viererkette? »Da wird oft zuviel hineininterpretiert.«

Wolfgang, die Regionalliga wird immer stärker. In dieser Spielzeit ist das Niveau noch einmal gestiegen. Es ist aber nach wie vor so, dass die Liga ziemlich ausgeglichen ist und auch der SV Schalding, trotz einer eher verkorksten Hinrunde, noch alle Möglichkeiten auf den Klassenerhalt hat. Macht es Hoffnung, dass man trotz der Punktverluste noch voll in Schlagdistanz ist?
Wolfgang Wagner: Die Hoffnung ist sehr groß. Man muss sich ja nur mal die Ergebnisse ansehen: Aschaffenburg schlägt den Jahn, Buchbach gewinnt gegen Bayern, wir holen einen Dreier im Grünwalder gegen die Junglöwen. An jedem Spieltag gibt`s zwei Ergebnisse, wo du denkst, ja gibt`s denn sowas. Das bestätigt eben, wie ausgeglichen die Liga ist. Und auch wenn wir eine vermeintlich verkorkste Hinrunde inklusive der Heimschwäche absolviert haben, so haben wir doch eine stattliche Punkteanzahl aufs Konto gebracht. Wichtig wird natürlich ein guter Start sein, aber das wissen die sportlich Verantwortlichen ja besser als ich. Wir haben es die letzten Jahre bewiesen, dass wir mit einem starken Trainingslager im Rücken im Frühjahr nochmals eine Schippe drauflegen können. Wir wissen, dass es ein Kampf bis zum Schluss wird. Aber zum Schluss wird es wieder reichen, davon bin ich überzeugt.

Mario, du bist als akribischer Trainer bekannt und wirst dir auch zuletzt viele Gedanken gemacht haben. Wie wilst du die Mannschaft dahin bringen, dass sie erneut den Klassenerhalt schafft? Wirst du vielleicht sogar an der Ausrichtung etwas ändern?
Mario Tanzer: Die Erfahrung zeigt, dass man nicht zuviel nach vorne planen kann. Weil konkrete Pläne sind ja immer mit dem einen oder anderen Namen verbunden. Und in der Vorbereitung kann immer sehr viel passieren. Das muss nicht immer negativ sein, wenn sich beispielsweise jemand verletzt. Es kann sich auch einer in den Vordergrund spielen, den man vorher nicht unbedingt auf dem Zettel hatte. Deswegen gehen wir das genauso an, wie wir es die letzten Jahre gehandhabt haben. Wir sind im Trainerteam richtig gut aufgestellt. Das ist durch Rudi Vogel und Markus Bauer wesentlich besser geworden. Wir haben genau unsere Pläne, die wir im Januar und im Februar auch so durchziehen wollen. Deshalb lassen wir das alles auf uns zukommen. Wir hatten letztes Jahr eine gute Vorbereitung und ich gehe davon aus, dass wir dieses Jahr eine noch bessere absolvieren werden.

Und taktische Flexibilität muss man in dieser Klasse sowieso an den Tag legen.
Mario Tanzer: Wir variieren ja zwischen Dreier-und Viererkette. Und wir haben das intern auch oft genug durchdiskutiert. Sind wir mit Dreierkette besser? Mit Viererkette schlechter? Wir können da keinen Unterschied erkennen. Da wird zu oft zu viel hineininterpretiert.

Mit Korbinian Tolksdorf kommt im Winter ein Neuer aus der Landesliga. Er wird sich jetzt erst mal in der Vorbereitung zeigen müssen und dann kann man sagen, was man von ihm erwarten kann oder?
Mario Tanzer: Er bringt die Grundvoraussetzungen mit. Pille hat es angesprochen, man braucht eine extreme Fitness. Man muss bereit sein, an den Anschlag zu gehen. Das weiß ich von Korbinian, er läuft dreimal die Woche den Lusen rauf. Ich weiß also, dass ich einen Spieler bekomme, der es gewohnt ist, das Maximale aus seinem Körper herauszuholen. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass sich solche Spieler bei uns immer durchgesetzt haben.

»Was Aschaffenburg oder Schweinfurt macht ist mir egal.«

Markus, du schaust auch immer wieder über den Tellerrand hinaus. Spielst du gedanklich schon Szenarien wie zum Beispiel eine mögliche Relegation durch?
Markus Clemens: Nein. Mit solchen Szenarien kannst du dich nicht befassen. Ich könnte mich jetzt theoretisch auch mit der zweiten Liga befassen. Nein, im Ernst. Wir beschäftigen uns nur mit uns selber, das ist das einzige, was für uns zählt. Am Montag geht das Training los, Mitte Februar geht`s ins Trainingslager in die Türkei - wir arbeiten unser Programm ab. Wir können ja nur auf uns schauen. Ich kann ja nicht sagen was Aschaffenburg macht, was sich in Schweinfurt tut. Das ist mir auch egal. Wir wollen am ersten und am letzten Spieltag die maximale Leistung bringen, und wenn wir das schaffen, wird`s am Ende wieder reichen.

Ihr seid auch noch im Pokal dabei und habt das sehr attraktive Los Würzburger Kickers gezogen. Feine Sache oder?
Michael Pillmeier
: Ja defintiv, das ist ein Highlight. Es ist super, wenn man im Pokal überwintert und weiß, auf welchen Gegner wir uns freuen können. Und gerade mit den Kickers kommt eine sehr interessante Mannschaft zu uns. Klar schwingt bei uns noch das verlorene Pokalfinale 2014 ein wenig mit, aber das meine ich gar nicht negativ. Das spornt uns nur noch mehr an. Es wird sicher ein super Spiel, auf das wir uns sehr freuen. Was dann am Ende rauskommt, wird man sehen.

Sieht man sich hier am Reuthinger Weg um, hat sich der Verein 2015 toll entwickelt. Unter anderem wurde die neue Tribüne fertiggestellt. Darf man auch im kommenden Sommer die großen Namen wie SSV Jahn oder Unterhaching begrüßen?
Wolfgang Wagner: Da bin ich mir sogar ziemlich sicher. Mittlerweile spielen wir ja das dritte Jahr in der Regionalliga, da gewohnt man sich ja auch dran. Jeder freut sich auf Regionalliga in Schalding. Ihr habt es ja gerade angesprochen, wir haben viel für das Umfeld getan. Ich denke, wir haben hier ein schönes Schmuckkästchen. Wir sind jetzt noch an der Parkplatzsituation dran, aber ansonsten sind die Arbeiten an der Sportanlage nahezu abgeschlossen. Und wenn der Jahn noch einmal kommen würde, da hätte ich sicherlich nichts dagegen.

Wie wichtig ist es für den Verein, dass in Schalding weiter Regionalliga-Fußball angeboten werden kann?
Wolfgang Wagner: Für die Zukunft ist es sehr wichtig. Denn die Regionalliga-Mannschaft ist für die Fußball-Abteilung und auch für den Nachwuchsbereich das Zugpferd Nummer eins. Aber es ist halt kein Wunschkonzert, Regionalliga ist und bleibt für uns eine geile Geschichte. Wir sind froh, in dieser Liga spielen zu können. Das ist schon eine große Hausnummer für uns. Aber der Verein wird ohne Regionalliga nicht untergehen, auf das ist das Ganze nicht aufgebaut. Die Rolle als Underdog nehmen wir gern ein und fühlen uns damit pudelwohl. Die Gegner, die nach Schalding kommen, nehmen uns mittlerweile ernst und das ist das Tolle.

Schafft der SV Schalding den Klassenerhalt 3.0?
Markus Clemens: Ja, vier Ausrufezeichen. (lacht)


Das Interview führten Thomas Seidl und Sebastian Ziegert.

















Aufrufe: 020.1.2016, 14:00 Uhr
ts/mwiAutor