Nein, die Stimmung sei im Moment nicht besonders prickelnd, das gibt auch Stefan Köck (34) zu. Freilich hat auch er die lauter werdenden Unmutsbekundungen vernommen: "Die letzten beiden Jahren waren wir schon ein wenig verwöhnt. Jetzt wagen sich eben diejenigen umso heftiger aus der Deckung, die in der Zeit schweigen mussten." Klar, die Leistungen und die daraus resultierenden Erträge waren in den letzten Wochen äußerst überschaubar. In der Defensive wird der Gegner in schöner Regelmäßigkeit zum Toreschießen eingeladen, vorne haben die Schaldinger in den letzten fünf Partien einen Treffer - einen verwandelten Handelfmeter - zustande gebracht. Offensichtlich stimmt die Balance im Moment nicht im Spiel des SVS. Das hat natürlich auch Köck registriert, der aber, wie schon öfter betont, nicht in Panik verfallen, sondern ruhig und sachlich weiterarbeiten will: "Jetzt in Depressionen zu verfallen, wäre absolut kontraproduktiv. Solche Phasen, in denen es nicht läuft, gibt es immer mal wieder. Und für uns in Schalding ist es nach wie vor normal, dass wir jedes Jahr um den Klassenerhalt kämpfen müssen. Das darf man auch nicht vergessen."
Fürwahr, passiert ist bisher nichts Außergewöhnliches. Dass die Grün-Weißen im Tabellenkeller stecken, kommt nicht aus heiterem Himmel. Schalding belegt den ersten Relegationsrang, am rettenden Ufer haben Heimstetten, Memmingen und Augsburg II haben nur ein Pünktchen mehr auf der Habenseite. Ein Sturm im Wasserglas also, zu viel der Aufregung? Es stimmt schon, dass die Situation für Schalding wahrlich nichts Neues ist, doch der Leistungsabfall der letzten Wochen stimmt eben schon nachdenklich. "Wir schaffen es im Moment einfach nicht, eine Partie auf unsere Seite zu ziehen", weiß Köck. Zur Schaldinger Verteidigung sei auch gesagt, dass die personelle Situation zuletzt alles andere als rosig war. Gegen den Club standen mit Köck und René Huber zwei Akteure auf dem Spielberichtsbogen, die nicht fit waren und nur im absoluten Notfall zum Einsatz gekommen wären. Zudem nahm aus der zweiten Mannschaft Kilian Grabolle auf der Bank Platz, der bislang noch keine Minute in Liga vier absolviert hat. Demzufolge konnte Köck nur Andreas Jünger ins Geschehen schmeißen, um realistisch betrachtet noch eine Wende herbeiführen zu können.
"Besserung ist aber in Sicht. Nico Dantscher ist wieder ins Training eingestiegen, René Huber kommt immer besser in Schwung, man merkt, dass ihm die Arbeit im Training gut tut. Und auch bei mir selbst könnte es am Wochenende wieder gehen", erläutert Köck, bei dem zunächst von einer Muskelverletzung im Oberschenkel ausgegangen wurde. Weil aber nicht die erhoffte Besserung eintrat, ließ er sich noch einmal eingehend durchchecken und siehe da, die Schmerzen im Oberschenkel waren nur ein Symptom, aber nicht die Ursache. Vielmehr strahlte eine Verletzung im Bauchmuskel- und Gesäßbereich aus. Das sollte nun in den Griff zu bekommen sein. In vielen Einzelgesprächen will der Spielertrainer seiner verunsicherten Elf Selbstvertrauen einimpfen: "Wir werden natürlich auch die Fehler thematisieren, aber vor allem werden wir den Jungs positive Situationen ins Gedächtnis rufen. Das Wichtigste ist, dass wir nicht den Glauben an uns selbst verlieren. Denn in der Mannschaft steckt genügend Potential, diese schwierige Phase zu meistern." An den Trainingsabläufen will Köck nicht grundlegend herumdoktern: "Wir werden jetzt nicht weltbewegende Dinge machen. Das würde ja heißen, dass bisher alles schlecht war. Es geht darum, dass sich die Jungs Erfolgserlebnisse in den Übungseinheiten holen." Denn Fußball sei nun mal zum Großteil Kopfsache. Spielt der nicht mit, klappen die einfachsten Sachen nicht.
Das sieht auch Markus Clemens so. Der Sportliche Leiter will sich ebenfalls die Spieler zur Brust nehmen, aber nicht, um sie in den Senkel zu stellen: "Wir werden den Spielern alle Unterstützung zukommen lassen, die sie brauchen. Und wir dürfen die momentane Negativserie nicht zu hochhängen." Was Clemens damit genau meint? "Das ist alles Kopfsache. Wir brauchen uns nicht kleiner machen, als wir sind. Wir dürfen uns nicht in Selbstzweifel ergehen und müssen weiter an uns glauben. Mit Beharrlichkeit und Akribie werden wir weiterarbeiten, und dann wird wieder das Schalding auf dem Platz stehen, dass wir kennen." Auch für Clemens ist es elementar wichtig, dass die Mannschaft zeitnah ein Erfolgserlebnis verbuchen kann. Er hofft dabei, dass die Rekonvaleszenten schnell zurückehren mögen, denn: "Bisher konnten wir nur vier, fünf Wochen mit der gesamten Breite des Kaders arbeiten, wie wir uns das vorgestellt haben."