2024-05-08T14:46:11.570Z

Ligabericht
F: Büschefeld
F: Büschefeld

Nach „Drawert-Rücktritt“: Jetzt spricht der Ex-Trainer

Markus Drawert hört sofort beim SV Löhne-Obernbeck auf. Entscheidung kam nicht spontan, sondern reifte schon länger im Kopf, erzählt der Coach im Gespräch mit FuPa Ostwestfalen. Hohe Testspielniederlage war dann der Auslöser.

Sie gehen ab sofort getrennte Wege: Markus Drawert ist nach der 1:11-Testspielniederlage gegen die U19-Bundesliga-Mannschaft vom SV Rödinghausen als Trainer des Herforder A-Ligisten SV Löhne-Obernbeck zurückgetreten. Die hohe Niederlage war der letzte Impuls für einen Entschluss, der bei Drawert schon seit Saisonbeginn nach zwei heftigen Pleiten und vier Niederlagen insgesamt reifte und den er dann nun entschieden umsetzte. Ausführlich und sehr offen-emotional, gleichwohl selbstkritisch und analytisch hat Markus Drawert im Gespräch mit FuPa Ostwestfalen zu seinen Beweggründen Auskunft gegeben.

Markus Drawert war im fünften Jahr Trainer in Obernbeck, erlebte den Abstieg in die B-Liga, den sofortigen (und zudem ungeschlagenen) Wiederaufstieg und eine sehr stabile erste Saison als „Aufsteiger“ in der Herforder A-Liga. Er erinnert sich an Phasen seines Entschlusses zum Rücktritt, denn das 1:11 war nur der letzte Funke: „Diese Entscheidung kam nicht spontan. Sie wächst seit Wochen, vielleicht Monaten. Ich habe mit dem SVLO gerade in der vergangenen Saison emotional alles aus meinem Repertoire aufgeboten, um die Jungs immer wieder neu zu motivieren (Anmerkung: Der SVLO startete in 2017/2018 die ersten elf Spiele sieglos, kämpfte sich dann stetig nach oben, rutschte wieder mit fünf Pleiten ab und rettete sich in den letzten zwei Spielen. Eine echte Achterbahnfahrt). In der Vorbereitung zur neuen Saison merkte ich nach der ersten deutlichen Testspielniederlage. Moment, etwas läuft nicht rund. Es haben sich viele Kleinigkeiten angesammelt, die ich nicht wegleugnen kann. Ich spürte ja auch in den letzten Monaten schon, dass es etwas im Verein rumort.“


»Das macht mich unendlich traurig, das ist kaum zu ertragen.«

Nicht jeder, sagt er, war ein Freund von Markus Drawert. Er, der immer vorbildlich und sehr auf Schutz bedacht seine Mannschaft aus der offenen Kritik nahm und die wenigen guten Momente selbst bei einer Niederlage hervorhob, sagt zu seinen Gefühlen: „Natürlich sitze ich nach einer 2:7-Niederlage wie jüngst beim SV Enger-Westerenger im Auto und leide. So eine Niederlage zerrt an mir. Ich lege für jeden der Jungs meine Hand ins Feuer, aber ich sehe auch, dass wir irgendwann im Spiel total hilflos sind. Das macht mich unendlich traurig, das ist kaum zu ertragen. Aber ich muss auch ehrlich sein. Wenn eine Elf so wankt, dann hat das auch mit dem Trainer zu tun. Das was ich sage, kommt dann auch an seine Grenzen.“ Nach zwei heftigen Pleiten (2:7, 3:6) wiederholte sich das Einbrechen auch vor 14 Tagen beim 2:3 beim TV Herford nach einer komfortablen 2:0-Führung.

Daher hatte Markus Drawert für sich entschlossen, einen Schnitt zu machen, auch wenn ihn das so richtig mitnimmt. Das war im FuPa Ostwestfalen Gespräch zu spüren. Dieser Trainer hat für den SVLO mitgelitten, mitgefiebert. Pur. Echt. Drawert hob das tolle und menschliche Verhältnis zur Mannschaft hervor („ein fast schon väterliches Miteinander“), sah aber auch die Tücken der Harmonie, als er mit Vorsicht sagt: „Wenn du mit vielen Spielern, und es gab ja relativ wenig Fluktuation im Kader zuletzt, fünf Jahre zusammen arbeitest, dann sagst du ihnen nicht einfach „Du hast aber Scheiße gespielt“ auf den Kopf zu. Ich hatte meinerseits daher das Gefühl, bevor ich zu einer Belastung werde, muss ich den Zeitpunkt des Endes für mich erkennen. Und diese letzte Entscheidung habe ich getroffen.“


»Ich hoffe von Herzen, dass die Mannschaft am Sonntag gewinnt.«

Wichtig war ihm abschließend zu betonen, dass er dem Verein viel verdanke: „Einen fantastischen Einstieg in das Trainergeschäft hatte ich, mit ganz viel Unterstützung vom Verein. Ich habe tolle Menschen kennengelernt. Es waren Jörg Petzold, Sebastian Krüger, Carsten Scheer, Andreas Leukert oder Wolf-Dieter „Bubi“ Schütze und viele andere. Ich hoffe von Herzen, dass die Mannschaft am Sonntag gewinnt, und dass der neue Trainer vielleicht ein paar neue Worte findet.“ Er, so Markus Drawert, nimmt sich jetzt erst mal eine kleine Auszeit, gönnt sich Ruhe. Nach viereinhalb intensiven Jahren beim SV Löhne-Obernbeck.

Aufrufe: 010.9.2018, 23:05 Uhr
Egon Bieber / 
Wolfgang Döbber / FuPaAutor