2024-04-30T13:48:59.170Z

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Akkurt bezeichnet sich selbst als aussterbenden Spielertypen. Sven Leifer
Akkurt bezeichnet sich selbst als aussterbenden Spielertypen. Sven Leifer

Akkurt: „Fußball ist ein Geschäft, das ziemlich sch... laufen kann“

Ehemaliger Heimstetten-Stürmer ist bei Türkgücü-Ataspor angekommen

Am schwersten fiel Orhan Akkurt das Gespräch mit seinen Söhnen. Er hatte ihnen versprochen, dass er bis zum Karriereende nur noch das Trikot des SV Heimstetten tragen wird.

„Ich darf mich zu Hause nicht mehr blicken lassen, wenn ich diesen Verein in meinem Leben noch mal verlasse. Meine Söhne spielen in der Jugend. Einen Wechsel würden sie ihrem Papa niemals verzeihen“, scherzte Akkurt in einem Interview in der Aufstiegssaion. Doch Ende Januar musste der Torjäger seinen größten Fans mitteilen, dass der Papa künftig seine Tore eine Liga tiefer in der Bayernliga schießen muss. Für den SV Türkgücü-Ataspor. „Ich habe es ganz knapp gemacht und ihnen gesagt, dass es Sachen im Leben gibt, die man einfach akzeptieren muss“, sagt der Stürmer.

Den 25. Januar wird Akkurt in seinem Leben nicht mehr vergessen. Manager Michael Matejka kam auf ihn zu und teilte ihm mit, dass das Trainerteam nicht mehr mit ihm plant. Nach 133 Tore in 186 Pflichtspielen. „Es war nicht meine Entscheidung. Aber wenn man mich nicht mehr braucht und ich nicht mehr gut genug bin, muss ich die Reißleine ziehen und gehen“, sagt der Torjäger. Der SV Heimstetten will den Nichtabstieg mit einem neuen Spielsystem stemmen. Dass Akkurt darin keine Rolle mehr spielen sollte, nimmt der Stürmer so hin: „Ich laufe nicht 90 Minuten den Platz hoch und runter. Ich muss im Strafraum gefüttert werden. Dann schieße ich meine Tore. Aber dieser Spielertyp stirbt im Fußball leider aus.“

Akkurt will gegen niemanden nachtreten. Doch dass ihm das Trainerteam die Entscheidung nicht selbst mitgeteilt hat, kann er nicht nachvollziehen: „Man hätte sich auch anders trennen können. Ich weiß nicht, ob sie nicht mit mir reden wollten oder konnten. Ich habe für den Verein alles getan. Jetzt ist das Thema für mich abgeschlossen.“ Akkurt hat ein neues Ziel. Statt gegen den Abstieg zu spielen, will er im Sommer den zweiten Regionalliga-Aufstieg in Folge feiern. Der Neuanfang beim SV Türkgücü-Ataspor hat für Akkurt auch etwas Positives: „In meinem Alter bekommt man nicht mehr oft die Chance, mit so guten Spielern zu kicken. Die Qualität in der Mannschaft ist unglaublich.“ Dass Akkurt mit seinem neuen Team aufgrund der fehlenden Spielstätte einen möglichen Aufstieg im Sportpark Heimstetten feiern könnte, ist für ihn Ironie des Schicksals. „Ich weiß noch nicht, wie es mir geht, wenn ich in Heimstetten mein erstes Spiel für Türkgücü mache. Aber ein Fußballplatz ist ein Fußballplatz. Der hat überall zwei Tore. Wir wohnen gleich um die Ecke. Dann muss meine Familie nicht weit fahren, um mir zuzuschauen“, sagt Akkurt. Seine Söhne laufen weiter für den SV Heimstetten auf: „Ich habe sie im Verein gelassen. Sie sind noch klein und haben Freude am Fußball. Sie sollen noch nicht mitbekommen, dass das auch ein Geschäft ist, das ziemlich sch... laufen kann.“

Aufrufe: 021.2.2019, 15:04 Uhr
Christoph SeidlAutor