2024-05-02T16:12:49.858Z

WM 2014
Gonsenheims Babak Keyhanfar spricht mit uns über seine Verbindung zum Geburtsland seiner Eltern und über die Gruppe des Iran mir Argentinien, Nigeria und Bosnien.
Gonsenheims Babak Keyhanfar spricht mit uns über seine Verbindung zum Geburtsland seiner Eltern und über die Gruppe des Iran mir Argentinien, Nigeria und Bosnien.

Erste WM-Woche vom Urlaub aus

Babak Keyhanfar vom SV Mainz-Gonsenheim erklärt uns, warum er dem Land seiner Eltern in Brasilien die Daumen drückt

Mainz. Spieler, Cotrainer, U19-Coach – Babak Keyhanfar ist die Fleisch gewordene Schnittstelle zwischen Juniorenbereich und Aktiven-Oberliga beim SV Gonsenheim. Ganz nebenbei hebt der 29-Jährige zurzeit noch einen deutsch-japanischen Fußballverein, den FC Basara Mainz, aus der Taufe. Bei der Fußball-Weltmeisterschaft drückt der 123-fache Oberliga-Spieler aber dem Geburtsland seiner Eltern die Daumen: dem Iran.

„Ich war bislang dreimal dort, das letzte Mal mit sieben“, sagt Keyhanfar, der in Mainz geboren wurde. Seine Eltern kamen 1979 nach Deutschland, um zu studieren – der Vater Innenarchitektur, die Mutter Pädagogik. Die Verbindung in die Heimat ist heutzutage vor allem eine kulinarische: „Bei der Oma in Wiesbaden oder bei meinen Eltern wird persisch gegessen“, erzählt Keyhanfar, „der Kontakt zur Familie ist sehr eng und wird ständig gepflegt.“ So ist es ein Naturgesetz, dass am 20. März gemeinsam das persische Neujahrsfest begangen wird. „Aber Silvester feiere ich auch“, grinst der 29-Jährige, der lange Zeit eine doppelte Staatsbürgerschaft hatte: „Dann ist die iranische abgelaufen, und nun bin ich nur noch Deutscher.“

Ein übertrieben leidenschaftliches Verhältnis zur iranischen Nationalmannschaft merkt man dem Gonsenheimer nicht an. „Bei der Weltmeisterschaft war ich natürlich immer für das Land meiner Eltern“, erzählt Keyhanfar, der auch ein iranisches Nationaltrikot besitzt – und nur bedingt optimistisch ist, dass er es während der WM häufiger als zu drei Anlässen anziehen kann. „Drei Punkte gegen Nigeria sind Pflicht, wenn man weiterkommen will, weil es danach gegen Argentinien und Bosnien geht“, betont er. Das finale Gruppenspiel gegen den WM-Debütanten vom Balkan wird auch ein Daumendrück-Duell mit seinem ehemaligen Gonsenheimer Mitspieler Nenad Simic, der inzwischen für den TSV Schott Mainz aufläuft, sodass es in der kommenden Saison zu einem Wiedersehen in der Oberliga kommen wird. „Gegen Bosnien wird es sehr schwierig, aber im Fußball ist alles möglich“, sagt Keyhanfar, „aber ich sehe uns da nicht in der Favoritenrolle.“ Angesprochen auf Simic, grinst Keyhanfar: „In diesem Duell sehe ich uns weit weniger als Außenseiter.“

Die ersten eineinhalb Wochen der WM wird Keyhanfar mit Frau und Kind im gemeinsamen Türkei-Urlaub erleben, danach werden die Spiele mit iranischer Beteiligung traditionell mit den hier lebenden Cousins geguckt. „Durch unseren portugiesischen Nationaltrainer hat sich die Defensive verbessert“, hat der aktuelle Verbands-Double-Sieger mit der Gonsenheimer U19 beobachtet, „und die Disziplin ist zurückgekehrt.“ Als Hoffnungsträger hat Keyhanfar den ehemaligen Berliner und Wolfsburger Ashkan Dejagah ausgemacht. Doch um die WM-Krone streiten sich nach Keyhanfars Prognose mit Sicherheit andere. „Dieses Jahr ist es sehr schwer, einen Favoriten auszumachen, aber ich tippe auf Brasilien“, erklärt er. Doch, wie gesagt: Im Fußball ist alles möglich.

Aufrufe: 020.6.2014, 20:00 Uhr
Torben SchröderAutor