2024-04-25T14:35:39.956Z

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Rufat Dadashov (am Ball) behauptet das Leder gegen St. Paulis Igor Matanovic.
Rufat Dadashov (am Ball) behauptet das Leder gegen St. Paulis Igor Matanovic. – Foto: imago/Eibner

Vom Wildpark in Liga Zwei

Der Ex-Gonsenheimer Rufat Dadachov debütiert für Schalke 04 im Bundesliga-Unterhaus

Mainz. In der vergangenen Woche war das Erstaunen riesig im Umfeld des SV Gonsenheim. Rufat Dadachov hat sein Zweitligadebüt gefeiert, neuneinhalb Jahre nach seinem Abgang vom Wildpark, im Dress des FC Schalke 04, direkt in der Startelf. An diesem Freitag folgte der zweite Einsatz für die Königsblauen. Geboren in Baku, fußballerisch groß geworden beim FV Biebrich, kam der Deutsch-Aserbaidschaner als B-Junior zum SVG – und setzte dort zum Karrieresprung an.

„Er hat eine saubere Karriere hingelegt“, würdigte Mainz-05-Cotrainer Babak Keyhanfar seinen früheren Sturmkollegen, als er ihn in seine „Traumelf“ stellte. „Ich freue mich sehr für ihn, Schalke ist ja auch nicht irgendein Zweitligist“, sagt Dennis Probst, der SVG-Führungsspieler war, als Dadachov aus der Jugend kam – unter kuriosen Umständen.

Jürgen Collet sollte damals die U 19 vor dem Regionalliga-Abstieg retten und zog zu diesem Zweck drei Mann aus der U 17 hoch – unter anderem Dadachov. Die Mission klappte, der Stürmer knipste verlässlich – und Collets Nachfolger konnte mit Dadachov nichts mehr anfangen. „Er wollte damals nicht so viele starke Charaktere in seiner Mannschaft haben“, erinnert sich der aktuelle SVG-Kapitän Damir Bektasevic.

Collet, nunmehr Sportlicher Leiter, beförderte Dadachov, der als 18-Jähriger, während die U 19 abstieg, die Aktiven in die Oberliga schoss. Und sich dort am letzten Spieltag der Premierensaison mit einem Doppelpack den Status einer Clublegende sicherte. „Als er uns in Saarbrücken per Elfmeter ganz souverän zum Klassenerhalt geschossen hat, wären mir komplett die Nerven geflattert“, blickte Dennis Kirn in seiner „Traumelf“ auf das 2:1-Siegtor des damals 19-Jährigen beim FCS II zurück. „Dass Rufat den Elfmeter geschossen hat, war ein großes Zeichen“, sagt Probst.

Dadachov war oft als Erster auf dem Trainingsplatz und schoss Freistöße. Wenn die Kollegen duschen gingen, legte er sich noch Bälle auf den Elfmeterpunkt. Schon früh war der 1,89-Meter-Mann bemerkenswert abschlusssicher. „Ein hoch intelligenter Fußballer, technisch gut, raffiniert“, lautet Collets Urteil. Ob absehbar war, dass er einst Zweite Bundesliga spielen würde? „Nein“, betont der Trainer, „dafür fehlte ihm die Endgeschwindigkeit.“ Er habe es ihm gewünscht, sagt Bektasevic über seinen ehrgeizigen Fahrgemeinschaftspartner.

Schritt für Schritt an den Profi-Traum herangekämpft

Nach 28 Toren in 63 Oberligaspielen kämpfte sich Dadachov an seinen Profi-Traum heran, Schritt für Schritt. Etwas anderes, erinnert sich Collet, stand nie in seinem Fokus. FCK II, Zweibrücken, Saarbrücken, Halberstadt, Meuselwitz, im jährlichen Wechsel durchquerte Dadachov die Regionalligen, kürte sich als 26-Jähriger beim BFC Dynamo zum Torschützenkönig, spielte Dritte Liga in Münster, knipste verlässlich in der Zweiten Liga der USA – und wechselte im August zu Schalke II, als 24-facher Nationalspieler Aserbaidschans. Zu seinem Debüt lud er Collet ein.

Eine spektakuläre Karriere, aus dem Amateursport heraus. „Es ist nicht alles glatt gelaufen, aber er ist immer drangeblieben. Wille, Überzeugung und Arbeit sind wohl die Grundlagen“, sagt Probst. Rufats Bruder Renat (22) galt als größeres Talent, bekam eine „Sky“-Doku, flog aber im Leipziger Internat und bei Eintracht Frankfurt raus, weil er als Jungprofi mit Übergewicht ins Training kam. „Rufat ist Fußballer durch und durch“, sagt Collet. „Er hat zumindest 90 Prozent aus seinem Potenzial rausgeholt“, sagt Bektasevic, „ich hätte ihm gewünscht, dass er früher die Chance in der Zweiten Liga bekommt. Toll, dass er sich da jetzt beweisen kann.“



Aufrufe: 014.12.2021, 06:00 Uhr
Torben SchröderAutor