2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Steve Henrich hat im Vorfeld einer kurzfristigen Verlegung des Spiels gegen Böblingen nicht zugestimmt Foto (Archiv): Schmidt
Steve Henrich hat im Vorfeld einer kurzfristigen Verlegung des Spiels gegen Böblingen nicht zugestimmt Foto (Archiv): Schmidt

Dieses Spiel war ein Skandal

Herrenberger Frauentrainer Steve Henrich kann sich nach jüngstem Regionenliga-Spiel seiner Mannschaft kaum beruhigen

Am Sonntagnachmittag nahm Herrenbergs Frauentrainer Steve Henrich kein Blatt vor den Mund: „Das war ein Spieltag zum Vergessen.“ Trotz des 6:0-Erfolges bei Landesliga-Absteiger SV Böblingen war die Stimmung im Lager des Tabellenführers etwas gedrückt.

Nur mit sieben Spielerinnen angetreten

Der Grund: Die SV Böblingen trat mit nur sieben Spielerinnen an und Steve Henrich nahm nach einiger Zeit dementsprechend zwei Spielerinnen seines Teams vom Feld herunter. Aus Fairnessgründen. Es war dennoch Einbahnstraßenfußball über 90 Minuten. „Meine Spielerinnen wussten nicht so recht mit der Situation umzugehen und spielten teilweise ohne Druck nach vorne. Sie ließen nur den Ball laufen beziehungsweise getrauten sich gar nicht aufs gegnerische Tor zu schießen“, schilderte Henrich die ungewohnte Szenerie auf dem Böblinger Kunstrasenplatz.

Deutlicheres Ergebnis verpasst

Er musste seine Mannschaft nach 25 Minuten ermutigen, „dass es in Ordnung ist, wenn wir schneller und konsequenter aufs gegnerische Tor spielen“. Zwei Minuten später (27.) fasste sich Carolin Frasch ein Herz und netzte freistehend im Fünf-Meterraum zum 1:0 ein. Nur drei Minuten später erhöhte Caroline Müller aus halbrechter Position zum 2:0 (30.). Jessica Bonura gelang in der 40. Minute mit einem satten Schuss aus 25 Metern das 3:0. Nach der Pause ging die einseitige Partie mit sieben verteidigenden Böblinger Spielerinnen unverändert weiter. Der VfL Herrenberg brachte Janine Deffner, Emel Agca und Jessica Henzler in die Partie, dafür verließen Jessica Bonura, Julia Bauer und Jelissa Dias da Silva das Feld. Die sieben Böblingerinnen versuchten alles noch mal aus sich rauszuholen und verteidigten ihren Kasten so gut es ging. Sobald die VfL-Spielerinnen aber das Tempo anzogen, wurde es gefährlich. So auch in der 52. Minute, als Celine Philipp einem blitzschnellen Antritt einen noch besseren Abschluss zum 4:0 folgen ließ. Immer wieder wurde versucht, über die Außenspielerinnen zum Torerfolg zu kommen, doch letztlich fehlte die letzte Konsequenz im Abschluss.

"Das hat weder uns noch dem Gegner Spaß gemacht"

Zu diesem Zeitpunkt hätte es vom Ergebnis her auch noch deutlicher aussehen können. In der 70. Minute erzielte Nina Notter nach einem Eckball, wie auch schon im Spiel gegen Rottweil, per Kopfball das 5:0. Den Schlusspunkt zum 6:0 setzte erneut Celine Philipp: Nach einem schnellen Angriff über die linke Seite ließ sie der Böblinger Torhüterin bei ihrem 16. Saisontreffer in der 85. Minute keine Chance. Steve Henrich äußerte sich eindeutig nach der Partie: „Wir haken das Spiel schnellstmöglich ab. Ich kann nur hoffen, dass es bei diesem einen Spiel unter solchen Voraussetzungen bleibt. Das hat weder uns noch dem Gegner Spaß gemacht. So was sollte ein Einzelfall bleiben.“

Verlegungs-Anfrage kam zu spät

Richtung der Böblinger Fußballverantwortlichen zeigte Henrich wenig Verständnis. Denn schon früh müssten der SVB klar gewesen sein, dass es personell nach der Roten Karte für Katrin Rykala und der Ampelkarte für Hanna Ragg aus dem vorigen Spiel gegen den SC Neubulach eng werden würde. In Sachen Verlegung hatte Böblingen allerdings erst am Samstagmorgen um 11 Uhr offiziell angefragt – rund 24 Stunden vor dem Anpfiff. Da Henrich bereits schon in den Punktspielen gegen Grafenau und gegen Unterdigisheim Verlegungsmöglichkeiten auszuloten hatte (wir berichteten), deutete er gegenüber Böblingen an, dass ihm allmählich der Kragen platzen würde.

Eine 0:3-Wertung vermieden

Als der Herrenberger Trainer mit Böblingen auf keinen gemeinsamen Termin-Nenner kam, stellte er eine 0:3-Wertung zuungunsten der SVB in Aussicht. Doch Böblingen hatte bereits in dieser Spielrunde schon ein Spiel aus Personalmangel absagen und eine Wertung hinnehmen müssen. Hätte Böblingen nun wiederum abgesagt, dann wäre das Damoklesschwert über dem Traditionsverein geschwebt, dass bei einer dritten Spielabsage die Mannschaft aus dem Spielbetrieb gestrichen worden wäre.

Aufrufe: 018.11.2016, 18:48 Uhr
Andreas Gauß, GäuboteAutor