2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
In gemütlicher Atmosphäre traf sich Petr Ruman mit FuPa-Reporter Dieter Rebel zum Interview.
In gemütlicher Atmosphäre traf sich Petr Ruman mit FuPa-Reporter Dieter Rebel zum Interview. – Foto: Dieter Rebel

Die Vergangenheit als Triebfeder

Ex-Profi und Klettblatt-Legende Petr Ruman (43) ist aktuell Trainer der U23 der Spvgg Greuther Fürth in der Regionalliga, strebt aber nach Höherem.

Als ehemaliger Profi und Kleeblatt-Legende gehört Petr Ruman ohne Zweifel zu den bekanntesten Gesichtern der Regionalliga Bayern. Eine Tatsache, die für den 43-jährigen Trainer der U23 der Spvgg Greuther Fürth durchaus von Vorteil ist im Umgang mit den jungen Spielern der Franken, wie er im Interview mit FuPa-Reporter Dieter Rebel zugibt. Der ehemalige tschechische Junioren-Nationalspieler weiß aber gleichwohl, dass die Vergangenheit zwar Einfluss hat auf die Gegenwart, aber nicht maßgeblich ist...

Petr, bist Du der Star der Regionalliga Bayern?
Ich sehe das nicht so. Ich bin kein Star. Da gibt es neben mir noch einige andere, die auf eine erfolgreiche Profikarriere zurückblicken können - wie zum Beispiel Marek Mintal in Nürnberg, oder Daniel Adlung und Roberto Hilbert, die zu meinem Trainerteam gehören. Als ehemaliger Profispieler hatte ich einfach das Glück, nach meiner Karriere in dem Bereich bleiben zu können, in dem ich mich auskenne.

Besteht die Gefahr, dass Du "größer" bist als Dein Team, das traditionell sehr jung ist?
Nein. Überhaupt nicht. Da ist eher das Gegenteil der Fall. Durch meine Erfahrung kann ich den Jungs aufzuzeigen, wie sie sich in welcher Situation verhalten sollen, um das beste daraus zu machen. Auf der anderen Seite lerne ich täglich Neues von den Spielern. Es ist also ein ständiger Austausch von Wissen, der dafür sorgt, dass wir uns gemeinsam weiterentwickeln.

Liegt der Fokus durch Deine Popularität auf Dir - und in Deinem Schatten können sich die Talente ideal entwickeln?
Die Tatsache, dass ich Ex-Profi bin, ist für die Spieler weder Vor- noch Nachteil. Die Jungs sind clever und wissen, dass sie sich einiges von mir abschauen können - genauso von Daniel Adlung oder Roberto Hilbert. Ihnen ist aber auch bewusst, dass sie ihren eigenen Weg gehen müssen.

Ein Extralob für Daniel Adlung und Robert Hilbert



Hast Du es als Trainer einfacher, weil Du durch Deine Erfolge als Spieler von Haus aus eine größere Autorität bist?
Am Anfang bestimmt. Letztendlich ist allerdings das fachliche Wissen und die Gegenwart entscheidend. Die Spieler merken relativ schnell, ob derjenige, der da vor ihnen steht, nur von der Vergangenheit lebt - oder ob er tatsächlich auch in neuer Funktion was erreichen will.

Dein Haufen ist jung, sehr jung. Der aktuelle Kader von Fürth II hat einen Altersschnitt von 20 Jahren. Wie ist es für Dich von so vielen jungen Menschen umgeben zu sein? Ist das Team Dein Jungbrunnen?
Es ist eine sehr spannende Aufgabe, mit jungen Menschen zu arbeiten. Man fühlt sich irgendwie in die eigene Jugend zurückversetzt. Gewisse Dinge, die man selbst miterlebt hat, sieht man mit mehr Lebenserfahrung etwas anders - und man kann den Talenten helfen. (überlegt) Ach, ich möchte mit meinem jetzigen Wissen nochmal so jung sein. Wie jeder andere auch würde ich vielleicht das ein oder andere anders machen. Aber ob dann alles besser gelaufen wäre, steht auf einem anderen Blatt.

Wie wichtig sind Routinier Daniel Adlung und Co-Trainer Roberto Hilbert als weitere Anlaufstellen für die Jungs?
Sehr wichtig. Beide nehmen aufgrund ihrer Erfahrung eine sehr wichtige Rolle im Gesamtkonstrukt ein - fachlich und menschlich. Ich bin sehr froh, sie an meiner Seite zu haben. Wir ergänzen uns bestens.



Was glaubst Du? Ist es einfacher, Nachwuchskräfte zu entwickeln, wie Du es machst, oder ist es für einen Trainer dankbarer, mit fertigen Spielern zu arbeiten?
Auf diese Frage kann ich leider nicht antworten, da ich bisher nur mit Nachwuchskräften gearbeitet habe. Ich lege aber großen Wert darauf, meine Trainerkarriere langsam aufzubauen. Deshalb war ich zunächst im Jugendbereich aktiv, jetzt arbeite ich mit einer U23. Und es ist mein Ziel, irgendwann einmal Profis zu verantworten. Also müssen wir diese Frage für den Moment noch ein wenig zurückstellen.

Wie gehst Du damit um, dass Du praktisch nach jeder Spielzeit einen Neuaufbau machen musst. Die besten Spieler verlassen Dein Team regelmäßig - entweder in das eigene Zweitliga-Team oder zu anderen (Profi-)Clubs.
Ganz einfach: Das gehört dazu und ist meine Aufgabe. Geht man mehr ins Detail, erfolgt der Neuaufbau nicht nur jedes Jahr, sondern gehört bei einer U23 zur grundsätzlichen Philosophie. Die Durchlässigkeit nach unten, also zur U19, und nach oben zu den Profis ist sehr hoch, weshalb ich praktisch vor jedem Spiel einen anderen Kader zur Verfügung habe. Trotz allem sollen die Jungs, die auf dem Platz stehen, ein Team sein. Eine sehr spannende Aufgabe, die mich aktuell sehr erfüllt. Das Trainerteam muss sehr flexibel und kreativ sein.

Seit 2018 gibt Ex-Profi Petr Ruman bei der U23 der Spvgg Greuther Fürth die Richtung vor.
Seit 2018 gibt Ex-Profi Petr Ruman bei der U23 der Spvgg Greuther Fürth die Richtung vor. – Foto: Karl-Heinz Hönl


Ist angesichts der großen Fluktuation die Regionalliga Bayern für Euch das Maß aller Dinge und das Ende der Fahnenstange - oder geht Euer Blick doch in Richtung 3. Liga, sollte das regeltechnisch möglich sein?
Für unsere U23 ist die Regionalliga Bayern ist optimale Spielklasse. In dieser Liga können sich die jungen Spieler bestens entwickeln und somit den Übergang vom Juniorenbereich zu den Profis schaffen. In den letzten Jahren ist die Schere zwischen U19 und Profibereich weiter auseinandergegangen, die Regionalliga hat deshalb als Zwischen-Step an Wertigkeit gewonnen.

Hat sich die Trainerrolle verändert? Vergleich doch mal die Situation, als Du noch aktiv jetzt mit der jetzigen...
In meinen Augen hat sich sehr viel verändert. Als Trainer ist es nicht mehr nur wichtig, fachlich voranzugehen. Man muss die Spieler inzwischen auch überzeugen können. Die Jungs sind mündiger geworden, hinterfragen mehr. Von der Persönlichkeit sind die Spieler heute einen Tick weiter als wir es früher waren.

Abschließend ein Blick in die Zukunft. Was wünscht Du Dir?
Vor allem Gesundheit - für mich und meine Familie. Und natürlich auch für alle FuPa-Leser und -Mitarbeiter.

Schönes Schlusswort. Danke für das Gespräch und alles Gute für die Zukunft.

Aufrufe: 01.9.2020, 08:00 Uhr
Dieter RebelAutor