2024-05-10T08:19:16.237Z

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Schiri in Bedrängnis. Ob sich solche Szenen wie bei dem Spiel zwischen dem FC Moosinning und dem TSV Eching mit einem VAR light vermeiden lassen würden? Wir wissen es nicht - und die Fifa vermutlich auch nicht.
Schiri in Bedrängnis. Ob sich solche Szenen wie bei dem Spiel zwischen dem FC Moosinning und dem TSV Eching mit einem VAR light vermeiden lassen würden? Wir wissen es nicht - und die Fifa vermutlich auch nicht. – Foto:  Christian Riedel 

Videobeweis für alle? "Recht weltfremder Unfug"

Kommentar von Dieter Priglmeier

Ein Video Assistant Referee für die Fußballer in der A-Klasse? Klingt seltsam, aber die Fifa hat schon schlimmere Dinge verbrochen.

Wäre Türkgücü Erding abgeschlagener Letzter, wenn es den Videobeweis auch in der Kreisklasse gäbe? Eine kalabrierte Linie hier (TGE – Aspis 1:2), acht Linien dort (TGE – Forstern 1:8) – schwupps, schon wären ein paar Punkte mehr auf dem Konto. Also, her mit dem Video-Beweis?

Ganz ehrlich, den Video-Assistant-Referee (VAR) auch im Amateurfußball einzuführen - das wird zurzeit wirklich geprüft - das wäre nicht dein allergrößter Unsinn, liebe Fifa. Aber nur, weil du dafür die Messlatte schon vorher zu hoch gehängt hast (Die WM in Qatar zum Beispiel ist wie ein Sieben-Meter-Satz im Stabhochsprung). Aber Respekt, werter Weltverband, mit dem Vorschlag Amateurfußball-VARiante liegst du nur knapp drunter.

Die Idee, Amateurfußball via digitaler Technik gerechter zu machen, ist bestenfalls ein gut gemeinter, aber doch recht weltfremder Unfug. Wo sollen die zusätzlichen Schiris herkommen, und wie lange würde ein Spiel dauern?

Aber sehen wir es positiv: Wenigstens taugt der „VAR light“ zu ein paar Gedankenspielen. Gerne fahnden wir schon mal nach einem Keller, in dem die VARs die Spiele beobachten würden. Naheliegend wäre Dorfen, das hemadlenznärmelige Landkreis-Pendant zum närrischen Köln. Aber gibt’s da überhaupt geeignete Keller? Ein paar 1000 Würmer haben vor ein paar Jahren den Fußballplatz untergraben, aber wird nicht reichen. Deshalb schlagen wir eine Mobil-Station vor, die zu ihren Einsatzorten fährt – sozusagen ein VAR-light-Express. Und dann freuen wir uns auf solche Dialoge zwischen Video-Mann und Schiedsrichter:

„Die Rote Karte müssen wir überprüfen.“ – „Hey, das war eine ehrliche Holzland-Blutgrätsche als Letzter Mann“ – „Ja, aber du hast den falschen Einwurf sechs Minuten vorher übersehen.“

„Tor!“ – „Wie? Was?“ – „Sorry, galt nicht dir“ – „Schaltet endlich Sky GO ab. Hier spielt Lengdorf, nicht Liverpool.“

„Das Tor für Fraunberg kannst du nicht zurücknehmen, Schiri.“ – „Das war drei Meter im Abseits“– „Mir egal, ist schon auf Insta und Tiktok, 8000 Zugriffe wow!.“

Ja, so weit wird’s irgendwann kommen. „Video killed the Referee-Star“ – das haben schon The Buggles gesungen. Schiri-Oldies vom Schlage Jakob Huber oder Dieter Prechtl werden nicht mehr dem 14-jährigen Neuling großväterlich von Schlachten auf den Hörgersdorfer Golanhöhen oder dem Neuchinger Ausweichplatz erzählen, sondern kleinlaut fragen: „Welche App war jetzt nochmal für die Torlinien-Technik?“

Keine Angst, der Schiri-Stammtisch danach dürfte spannend bleiben. Wie würde etwa der unfehlbare Christian Trompke damit umgehen, dass ihn der gutmütige Rudi Tenner dreimal korrigiert hat? Werden die wichtigsten Entscheidungen auf Großleinwand gezeigt und besprochen? Kein Problem – sofern ein 14-Jähriger da ist, der Beamer mit VAR-App koppelt.

Übrigens soll es schon mal eine Art Videobeweis im Kreisligafußball gegeben haben. In der Partie gegen Hochspeyer erkannte der Schiedsrichter ein Tor für den SV Mölschbach nicht an, weil er den Ball zuvor im Aus gesehen hatte. Ein Zuschauer zeigte seinen Smartphone-Mitschnitt dem Referee, der seine Entscheidung änderte. Die Partie wurde dann wiederholt. Die Zeit ist noch nicht reif für Digital-Kick.

Aufrufe: 022.11.2020, 09:39 Uhr
Erdinger Anzeiger /Autor