Langengeislinger Einsatz, Münchner Spielkunst

Langengeisling – Vielleicht hören ja die Fußballerinnen des FC Langengeisling etwas zu gut auf ihren Coach. „Schaut, dass ihr in den ersten 20 Minuten ein Unentschieden halten könnt“, hatte Stefan Karamatic vor dem Spiel zu ihnen gesagt. Tatsächlich hieß es nach 20 Minuten 1:1, danach wurde es dann doch noch ein munteres Tore schießen. Am Ende gewannen die U 17-Bundesliga-Juniorinnen des FC Bayern München 10:2 (6:1).

Der guten Stimmung aller Beteiligten tat dies keinen Abbruch. Die einen waren eben in Tor-, die anderen in Festlaune. „Gegen den FC Bayern spielt man schließlich nicht jedes Jahr“, sagte FCL-Kapitänin Steffi Esser.

Wie berichtet, war die Partie schon 2020 zum 100-jährigen Vereinsbestehen geplant gewesen. Nach der pandemiebedingten Pause fand sie nun ein Jahr später statt. Der FCL machte daraus ein kleines Volksfest mit Tombola (die Hauptpreise sponserte das Autohaus Maier), einem Schätzspiel der Fahrschule Pustal und einer Radar-Schießanlage, die Burak Kizilay (Deutsche Vermögensberatung), einst selbst ein toller Fußballer, zur Verfügung stellte. Den schärfsten Schuss des Tages gab übrigens FCL-Fußballer Maxi Maier ab (116 km/h).

Auf der Geislinger Anlage waren als weitere Alternative zur Tribüne 100 rote Stühle mit entsprechendem Abstand aufgestellt. Die Corona-Restriktionen sind inzwischen zwar deutlich lockerer, doch noch immer vorhanden. Am Einlass wurden die Zuschauer registriert.

Und es waren sehr viele Zuschauer. Mehr als 200 wollten sich das Spiel ansehen, in dem die Geislingerinnen allerdings schon nach vier Minuten in Rückstand gerieten. Danach hielten sie gut dagegen, spielten sich mehrfach bis zum Gästestrafraum durch. In der 8. Minute schließlich setzte Esser bei einem Angriff so energisch nach, dass die Gästekeeperin nur noch den Ball ins eigene Tor befördern konnte. Die nächsten zwölf Minuten brannte im FCL-Strafraum nichts an. Da hatte Trainer Stefan Karamatic sein Unentschieden.

Danach aber ging es dahin. Der U 17-Bundesligist spielte seine technische Klasse aus und bestrafte auch nahezu jeden Fehler der Geislinger Defensive. Ein, zwei Pässe – und schon stand wieder eine FCB-Spielerin vor Torfrau Steffi Karamatic. Manchmal roch es etwas nach Abseits, aber das war für den gut leitenden Schiedsrichter Andreas Hettenkofer (FC Inning) wirklich schwer zu sehen. Nicht nur deswegen bedauerten die Geislinger, dass die Schiedsrichtergruppe kein komplettes Gespann geschickt hatte. „Das wäre dem Rahmen durchaus angemessen gewesen“, meinte auch FCL-Vorsitzender Sepp Kaiser.

Nochmal zurück zum Referee. Alle waren froh, dass er die Rote Karte stecken ließ, nachdem die Keeperin der Gäste mit einer Notbremse verhindert hatte, dass FCL-Stürmerin Johanna Steinmaier allein aufs leere Tor zulief. Ein Platzverweis hätte nicht zu diesem ansonsten sehr fairen Spiel gepasst.

Die Gäste, bei denen auch Emily Kirsch (früher FC Moosinning) und Giselle Beylich (FC Finsing, SE Freising) in der Startelf standen, ließen Ball und Gegnerinnen laufen und kombinierten sich regelmäßig vors Tor des Bezirksligisten. 6:1 stand es zur Halbzeit. Stadionsprecher Wolfgang Krzizok wurde wahrlich nicht langweilig, zumal bei den sommerlichen Temperaturen auch munter durchgewechselt wurde.

In der Pause die nächste Ansage des Trainerteams Stefa Karamatic, Harry Kronthaler und Michael Kock: Die nächste Viertelstunde bitte kein Tor kassieren! Man ahnt es schon: Das 1:7 fiel in der 61. Minute. Zwei weitere schnelle Gegentreffer folgten, aber dann waren wieder die FCL-Frauen dran: Nach einem Kombination über Steffi Karbaumer und Jasmin Weißig überwand Yasemin Burunc die Bayern-Torfrau zum 2:9. Danach musste auch FCL-Keeperin Steffi Karamatic nur noch einmal hinter sich greifen. Kurz vor Schluss ließ sie am Fünfmeterraum mit einem Hackentrick die Bayern-Stürmerin ins Leere laufen. Nach dem Spiel zeigt sich die Torfrau im Interview mit Stadionsprecher Krzizok optimistisch, was den Aufstieg in die Bezirksoberliga anbelangt. Und Steffi Esser meinte grinsend: „Meinetwegen hätte der Schiedsrichter gleich nach unserem 1:1 abpfeifen können.“Dann allerdings hätten die Fans weitere 80 Minuten schönen Fußball verpasst.

Statistik:

FC Langengeisling: Steffi Karamatic, Monika Bichlmaier, Maike Schmidtner, Theresa Widl, Johanna Steinmaier, Julia John, Alisha van Horten, Steffi Esser, Rebecca Hawkins, Antonia Obermaier, Michelle Refeld, Steffi Karbammer, Lena Scheibl, Lena Altmann, Jasmin Weißig, Yasemin Burunc – FC Bayern München U17: Nelly Smolarczyk, Lena Kulbarsch, Michelle Meyer, Antonia Muchitsch, Emily Kirsch, Leni Fohrer, Aleksandra Sergeeva, Giselle Beylich, Amelie Roduner, Julia Rybak, Celine Chuang, Leyla Gervalla, Anna Höhel, Anna-Lena Gerstl, Annika Siebenhüter, Erjona Zani, Christina Gallert – Tore: 0:1 (4.) Roduner, 1:1 (9.) Esser, 1:2 (20.) Roduner, 1:3 (28.) Chuang, 1:4 (36.) Meyer, 1:5 (43.) Roduner, 1:6 (45.) Rybak, 1:7 (61.) Chuang, 1:8 (65.) Zani, 1:9 (67.) Rybak, 2:9 (69.) Burunc, 2:10 (76.) Sergeeva – Schiedsrichter: Andreas Hettenkofer (FC Inning) – Zuschauer: 200.