2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Seit 2018 läuft der gebürtige Landshuter Sebastian Maier für den VfL Bochum auf.
Seit 2018 läuft der gebürtige Landshuter Sebastian Maier für den VfL Bochum auf. – Foto: Carolin Woito

Sebastian Maier: Ruhrpott-Schnauze mit Niederbayern-Dialekt

Niederbayerische Exportschlager: Sebastian Maier - Teil 1: Nach Einsätzen und Stationen in der 1. und 2. Liga ist der Weihmichler inzwischen für den VfL Bochum aktiv

Sebastian Maier hat viel gesehen von Fußball-Deutschland in seiner bisherigen Karriere. Ausgebildet wurde der 26-Jährige beim TSV 1860 München. Es folgten Stationen bei St. Pauli und Hannover, ehe er in den Ruhrpott zum VfL Bochum wechselte. Zudem ist der Mittelfeldspieler ein niederbayerischer Exportschlager, denn geboren wurde er in Landshut, sein Heimatverein ist der SC Weihmichl. Im ersten Teil des FuPa-Interviews spricht Maier über seine fußballverrückte Familie, über seine Kindheit im Landshuter Raum und seine unverkennbaren, klischeehaften Eigenheiten.

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Sebastian, wie ist die Meisterschaftsfeier des TSV Tiefenbach ausgefallen? Blieb auch für Dich der ein oder andere Schluck Freibier übrig?
Auf der Meisterfeier selbst war ich nicht anwesend, weil parallel der VfL gespielt hat. Da ich leider verletzungsbedingt nicht spielen konnte, saß ich nur auf der Tribüne im Vonovia Ruhrstadion. Dort habe ich aber auch den TSV über den Liveticker verfolgt und so bei beiden Spielen mitgefiebert.

Dein Bruder Maximilian ist beim jetzigen Kreisklassisten Trainer. Dein Vater Vorstand bei der Spvgg Landshut. Von Toni Hohenester, Abteilungsleiter Deines Heimatvereins SC Weihmichl, sollen wir schöne Grüße ausrichten. Deine Verbindungen in Deine niederbayerische Heimat sind nach wie vor bestens, wie es scheint.
Das ist wahr, wir waren immer schon eine Fußball-Familie durch und durch. Mein kleiner Bruder (Johannes/Anm. d. Red.) spielt ebenfalls beim TSV Tiefenbach, unter der Leitung meines großen Bruders. Unser Papa war, seit ich denken kann, sehr engagiert in verschiedenen Vereinen. Erst war er beim SC Weihmichl. Über den Klub informiere ich mich noch oft, inzwischen sogar via Instagram. Mittlerweile ist mein Papa Vorstand bei der SpVgg Landshut und immer noch mit Leib und Seele dabei. Meine Mama darf ich natürlich nicht vergessen, die den ganzen Fußball-Wahnsinn immer bedingungslos unterstützt hat.


Die Maiers: Eine fußballverrückte Familie

War die "Spiele" und der SC praktisch allgegenwärtig?
Es hat sich bei uns schon immer sehr viel um den Fußball gedreht. Doch es war nicht so, dass wir drei Kinder nicht die Möglichkeiten gehabt hätten, auch andere Hobbys ausleben zu können.

Wie geht Dein großer Bruder damit um, dass der "Kleinere" erfolgreicher ist?
Das war bei mir und meinem großen Bruder nie ein Thema, auch bei meinem jüngeren Bruder kam nie Neid oder Missgunst auf. Im Gegenteil: Sie waren immer voll dabei und haben mich im Stadion so oft es ging unterstützt.

Welche Erinnerungen hast Du an Deine Zeit beim SC Weihmichl und generell an Deine Kindheit in der Landshuter Region?
Ich habe sehr, sehr viele schöne Erinnerungen an die Zeit in Weihmichl. Ich glaube, dass es damals das Beste war, was uns drei Jungs hätte passieren können. Wir haben sehr viele Stunden am Sportplatz verbracht. Ich kann mich auch noch bestens an die glorreiche Zeit der 1. Mannschaft mit zwei Aufstiegen erinnern. Gefühlt war das ganze Dorf bei den Heimspielen. Oft saß man lange zusammen, es wurde gegrillt. Die Stimmung war immer sehr familiär.


Seine ersten Stehversuche als Profi machte der Weihmichler bei seinem Herzensverein, den Löwen.
Seine ersten Stehversuche als Profi machte der Weihmichler bei seinem Herzensverein, den Löwen. – Foto: imago


Der Großteil der Einwohner von Weihmichl war erst 60-Fan, dann Anhänger von St. Pauli, Hannover und nun Bochum - nur wegen Dir. Ehrt es einem, wenn die früheren Nachbarn so zu einem stehen?
Das freut mich natürlich zu hören. Ich kann mich noch sehr gut an die Samstagnachmittage erinnern, als die Bundesliga lief und jeder in der Konferenz seinem Verein zugejubelt hat. Die Vorstellung, dass die Leute im Sportheim jetzt meine Spiele ab und an verfolgen, ist schon cool.

Nach Deiner Ausbildung beim TSV 1860 München hast Du Dich auf Deutschlandtour begeben: Über Hamburg (St. Pauli) und Niedersachen (Hannover) ging es in den Ruhrpott. Erzähl uns doch mal: Wie ist es zu dieser Wanderschaft bekommen?
Erstmal muss ich sagen, dass ich bei 1860 eine tolle Jugend verbracht habe und im Internat eine richtig schöne Zeit hatte, in der ich auch sehr gute Freunde gewonnen habe. Bei meinem Ausbildungs- und Herzensverein die ersten Profischritte machen zu dürfen, war natürlich ein Traum. Da ich nicht länger als der Junge aus der Jugend gesehen werden wollte, habe ich später den Schritt zum FC St. Pauli gewagt.


Die Kultklubs TSV 1860 und St. Pauli, dann zu Hannover: »Der logische Weg« zum Kindheitstraum.

Zum zweiten, großen Kultklub in deiner Vita...
Ja, genau. Dort hatte ich drei sehr lehrreiche Jahre - auf und neben dem Platz -, für die ich sehr dankbar bin. Der Klub ist geprägt von einer einzigartigen Fan-Kultur. Der nächste Schritt zu Hannover 96 war der logische Weg in Richtung meines Kindheitstraums Bundesliga, da mit dieser Mannschaft der Aufstieg ins Oberhaus sehr realistisch war. Und wie sich herausstellte, hat sich diese Entscheidung als richtig erwiesen. Nach den bislang aufregendsten zwei Jahren meiner bisherigen Karriere, aber leider mit zu wenig Spielzeit, war für mich klar, es nochmal bei einem ambitionierten Zweitligisten wie dem VfL Bochum anzupacken. Leider wurde ich, nach immer wieder guten Phasen, von Verletzungen ausgebremst. Doch der Weg hier in Bochum ist noch nicht zu Ende.

Du hast also in den vergangenen Jahren unterschiedlichste Regionen Deutschlands kennen gelernt, einhergehend mit unterschiedlichsten Kulturen und Eigenheiten. Wie würdest Du in diesem Zusammenhang die Niederbayern einordnen? Entsprechen wir tatsächlich den weitum bekannten Klischees?
Tatsächlich war ich in den unterschiedlichsten Ecken Deutschlands und habe viele verschiedene Menschen und Kulturen erleben dürfen. Man wird, allein schon sprachbedingt, oft auf die bayerische Art angesprochen. Ich habe bislang aber durchweg positive Resonanzen auf die Eigenarten der Bayern bekommen.



Würdest Du Dich auch heute noch als Niederbayern bezeichnen?
Auf jeden Fall! Auch wenn ich manchmal ein paar Minuten zu Beginn des Heimatsurlaubs brauche, um wieder voll im Element zu sein. (lacht)

War es im Rückblick ein Vor- oder Nachteil, dass Du eher im ländlichen Raum, der in Sachen Fußball als strukturschwach gilt, aufgewachsen bist? War der Weg in den Profifußball für Dich steiniger als für ein Talent aus einer Großstadt?
Für mich war es definitiv kein Nachteil, dass ich meine Kindheit so unbeschwert auf dem Land verbringen konnte. Und schließlich war in Sachen Fußball der Schritt nach München möglich - durch die hervorragende Arbeit der DFB-Stützpunkte und deren Vernetzung.

Im zweiten Teil des Exportschlager-Interviews thematisiert Sebastian Maier seine vielen Wechsel und die Identifikation mit dem jeweiligen Verein. Außerdem geht er auf die Unterschiede zwischen 1. und 2. Bundesliga ein.

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Aufrufe: 06.5.2020, 14:00 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor