2024-09-18T12:22:00.113Z

Spielbericht
Zwischen 2004 und 13 ließ er sich bei Sechzig ausbilden: Sebastian Maier (li.) servierte Fetsch gefühlvoll das Siegtor.
Zwischen 2004 und 13 ließ er sich bei Sechzig ausbilden: Sebastian Maier (li.) servierte Fetsch gefühlvoll das Siegtor. – Foto: IMAGO/Eibner-Pressefoto/Heike

Süßer Triumph für Haching: Rotblaue Ex-Löwen „haben das Spiel am Samstag für uns entschieden“

SpVgg wildert gezielt beim Lokalrivalen

Im Derby-Sieg der SpVgg Unterhaching steckt ganz viel Löwen-DNA. Vor allem die Routiniers mit 1860-Vergangenheit haben den Unterschied gemacht.

München – No-Look-Pass von Basti Maier, Kopfball-Bogenlampe von Mathias Fetsch – damit war das S-Bahn-Derby frühzeitig entschieden. Es war eine Kombination, die nach blindem Verständnis aussah – und die den TSV 1860 doppelt ärgern muss, denn die beiden Spieler, die sie am Samstag besiegten, trugen nicht immer das Trikot der SpVgg Unterhaching, sondern haben beide auch ganz viel Löwen-DNA in ihrem Blut.

Kurzer Rückblick in die Saison 2009/10. Als Fetsch in der zweiten Mannschaft von 1860 seinen Durchbruch als Torjäger feierte (belohnt mit zwei Zweitligaeinsätzen unter Uwe Wolf), war Maier eines der herausragenden Talente der vereinseigenen U17. Plakativ ausgedrückt: Es waren zwei verlorene Söhne, die ihrem Ex-Verein am Samstag schwer zusetzten.

Die halbe Hachinger Mannschaft hat eine Löwen-Vergangenheit

Beteiligt am ersten Derbysieg der SpVgg seit 16 Jahren waren aber noch viel mehr Rotblaue mit weißblauer Vergangenheit. Neben Maier (inzwischen 30) und Fetsch (35) vervollständigte Kapitän und Sportchef Markus Schwabl (33) die Achse der Routiniers. Dazu kommt Präsident Manni Schwabl, in den 90ern Kapitän im Bundesliga-Team der Löwen.

Auf der Bank saßen die bei 1860 ausgebildeten Talente Max Lamby (20, linker Verteidiger) und Andreas Hirtlreiter (20, Rechtsaußen) – neben Co-Trainer Matthias Luginger (33), der sich bis 2019 um die Fitness des Lokalrivalen gekümmert hatte. Und hätten die Hachinger nicht so ein enormes Verletzungspech, hätte womöglich auch dieses Trio dem Spieltagskader angehört: Timon Obermeier, Benedikt Bauer, Ben Westermeier (alle 20), auch sie alle Seitenwechsler.

„Ob jetzt wir da viel richtig gemacht haben oder 1860 viel falsch – das ist immer schwierig zu beurteilen.“

Marc Unterberger über die ehemaligen Sechzig-Talente im Hachinger Kader.

Haben die Löwen all diese Extrakönner und Talente verkannt? Marc Unterberger lacht sich jedenfalls ins Fäustchen, dass er bei seiner SpVgg so viele gute, vom Lokalrivalen ausgebildete Spieler trainieren darf. Über seine Ü 30-Achse Schwabl/Maier/Fetsch sagte er zu unserer Zeitung: „Sie haben das Spiel am Samstag für uns entschieden, Maier und Fetsch mit ihrem Tor, Schwabl mit einem richtig guten Defensivspiel.“

Mindestens genauso viel Freude bereiten ihm aber auch die 20-jährigen Ex-Löwen, die den Weg in den Sportpark gefunden haben. „Man muss das differenziert betrachten“, sagt Unterberger: „Bene Bauer und Max Lamby wurden bei 1860 aussortiert. Andi Hirtlreiter haben wir aktiv geholt. Ich sage immer: Jeder versucht für seinen Verein das Beste zu machen, und als diese Jungs am Markt waren, haben wir keine Sekunde gezögert. Wir haben in ihnen ein Potenzial gesehen – jetzt haben wir sie im Drittligakader. Ob jetzt wir da viel richtig gemacht haben oder 1860 viel falsch – das ist immer schwierig zu beurteilen.“

„Wenn du Hachinger bist und 1860 vor der Haustür hast, dann zählt da kein Blabla, dann ist das einfach eines der Spiele, das du gewinnen willst.“

Markus Schwabl.

Für die Routiniers aus der rotblauen Löwen-Filiale war es jedenfalls eine Frage der Ehre, endlich diesen 16-jährigen Derbyfluch zu beenden. Und so spielten sie auch. Fetsch, der nun bei sieben Saisontoren steht (die besten Löwen Zwarts/Schröter bei vier), sagte: „1860 ist ein Ex-Verein von mir. Ich hatte damals eine richtig schöne Zeit hier. Der Verein wird immer etwas Besonderes für mich bleiben. Aber in so einem Derby – da ruht natürlich für 90 Minuten die Zuneigung.“

Schwabl jr. erklärte: „Wenn du Hachinger bist und 1860 vor der Haustür hast, dann zählt da kein Blabla, dann ist das einfach eines der Spiele, das du gewinnen willst – nicht nur wegen meiner persönlichen Vergangenheit.“ Und wer weiß, was die Zukunft noch bringt für die rotblaue 60er-Filiale? Kleiner Trost für den Derbyverlierer: Sollten die Hachinger ihren Lauf fortsetzen, dann wäre das indirekt auch ein Erfolg für den Ausbildungsbetrieb von der Grünwalder Straße. (ULI KELLNER)

Aufrufe: 028.11.2023, 09:04 Uhr
Uli KellnerAutor