Der Schiedsrichter, das ewige Thema. Mit meiner D-Jugend erlebte ich vor Kurzem in einem Meisterschaftsspiel einen, der offensichtlich nicht seinen besten Tag erwischt hatte. Fehlentscheidungen hüben wie drüben. Durch eine gerieten wir 0:1 in Rückstand, ich äußerte meinen Ärger. Das Spiel wurde von Minute zu Minute hitziger, verbal wie physisch. Mit der Häufigkeit seiner Fehler stieg mein Lautstärkepegel, ich überschritt definitiv die von mir aufgestellten Regeln des
Umgangs mit Schiedsrichtern.
Glücklicherweise endete das Spiel wenige Minuten nach meinem Wutausbruch und ich, der sich mittlerweile gefangen hatte, ging auf den Schiedsrichter zu und entschuldigte mich. Als ich meine Mannschaft zusammenrief, erwartete mich allerdings ein Haufen frustrierter Jungs. Sie sagten Folgendes:
Sätze, gegen die wir tagtäglich im Training ankämpfen, fielen nun zuhauf. Mir wurde bewusst, dass ich durch mein Auftreten den Kindern jegliche Chance der Selbstkritik verwehrt hatte und ihnen die Tür öffnete, ihrer eigenen Wut freien Lauf zu lassen. Mir wurde vor Augen geführt, dass jegliches Handeln des Trainers eine direkte Auswirkung auf seine Spielerinnen und Spieler hat, wie groß unser Einfluss ist und welche Verantwortung wir tragen. Wenn sich der Trainer daneben benimmt, wird es das Team mit hoher Wahrscheinlichkeit auch tun. Die Folgen können Gewalt und Spielabbrüche sein.
Als Kinder- und Jugendtrainer stehen wir alltäglich vor der Herausforderung der Trainingsgestaltung. Unser Augenmerk liegt fast ausschließlich auf Technik, Taktik und Kondition. Häufig ist uns nicht bewusst, dass wir neben der Spielintelligenz auch die soziale und emotionale Intelligenz unserer Spieler, ihre personalen Kompetenzen trainieren können, vielleicht müssen.
Die D-Jugend ist auch dafür das goldene Lernalter. Von 10 bis 12 oder 13 sind Kinder nicht nur wahnsinnig lernfähig, was Koordination und Technik angeht, in diesem Alter festigt sich auch ihre Wahrnehmung von Moral. Und sie etablieren Verhaltensweisen, die in späteren Jahren nur sehr schwer zu revidieren sein werden. Mit meiner D-Jugend versuche ich also, neben meinen sportlichen Zielen, auch Themen wie Respekt, Selbstkritik, Zielorientierung und Frustrationstoleranz zu erreichen. In nahezu jedem Training versuche ich, Trainingsinhalte mit diesen Kompetenzen zu verknüpfen oder diese Werte durch meine Ansprachen zu vermitteln.
Als Trainer haben wir Möglichkeiten, ungewollten Verhaltensweisen vorzubeugen und unseren Spielerinnen positive Handlungsalternativen zu vermitteln. Dafür habe ich in den vergangenen Jahren fünf Schritte in mein Handeln integriert:
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#12 Gewalt im Fußball: »Wäre schön, wenn die Politik begreift« von Gerd Thomas
#11 »Wer das Hauptamt fördert, fördert auch das Ehrenamt« von Ute Groth
#10 Neue DFL-Taskforce: »Wir Amateure sind denen egal« von Michael Franke
#9 Kinderfußball: »Es sollen wirklich alle spielen!« von Younis Kamil
#8 »Duschen nach dem Spiel ist jetzt gefährlicher als nach dem Training« von Gerd Thomas
#7 Integration: »Flüchtlingsmannschaften machen mich skeptisch« von Michael Franke
#6 Pro Jugendarbeit: »Lieber kauft man ein neues Herrenteam zusammen« von Gerd Thomas
#5 Stellenwert des Amateurfußballs: »Großer Konkurrent ist die Kultur« von Michael Franke
#4 »Der Plan mit dem Neustart ist nicht durchdacht« von Ute Groth
#3 DFB: Gegen das System Pattex von Gerd Thomas
#2 Kindern die Angst nehmen: »Fehler sind etwas Tolles« von Younis Kamil
#1 »Corona hat die Leute vom Fußball entwöhnt« von Michael Franke