Das neue Kolumnen-Format der Hartplatzhelden startet jetzt auch auf FuPa: Ab sofort kommen kreative und kritische Köpfe aus dem Amateurfußball zu Wort, die sich mit den Sorgen und Nöten unseres geliebten Sports befassen, aber auch Ideen für die Zukunft vorstellen. Zum Auftakt wirft Michael Franke, erster Vorsitzender der FT München-Gern, die große Frage auf: "Kommen nach Corona alle Spieler zurück?"
Kommen alle zurück? Als Vorsitzender eines Fußballvereins ist das meine größte Corona-Sorge, auch wenn jetzt alle über Saisonabbruch und Einnahmeverluste debattieren. Manche mögen denken: Wenn es wieder losgeht, strömen die Spieler, Trainer, Betreuer und Fans auf den Sportplatz. Klingt logisch, ist aber keineswegs gesagt. Mein Eindruck ist, das kann ganz anders kommen. Die vielen Monate der Unterbrechung haben die Leute möglicherweise vom Fußball entwöhnt und fußballferne Verhaltensmuster gefestigt. Es freute sich die Frau oder Freundin. Es freute sich manch Chef über Potential für Mehrarbeit.
Das Handicap im Mannschaftssport war nun mal schon immer die Zeitgebundenheit. Zeit ist eine wertvollere Währung als früher. Zweimal wöchentlich Training, Spiel am Wochenende. In vielen Familien waren diese Termine Taktgeber. Doch seit der Pandemie stehen Dienstag- und Donnerstagabend zur freien Verfügung.
Der Amateurfußball wird enorme Widerstände überwinden müssen, um wieder den gewohnten Platz im Leben zurückzuerobern. Es wird ein ungewisser Neustart. Da sind zum einen die Spieler. Ich kenne es aus anderen Zusammenhängen. Nach langen Unterbrechungen, zum Beispiel nach jeder Winterpause, erscheinen einige nicht mehr. Gerade dann verliert der Fußball regelmäßig viele Kicker in der Pubertät oder im jungen Erwachsenenalter. Da stürmt vieles auf die jungen Menschen ein, da bieten sich ihnen viele andere Optionen, auch Sportarten. Basketball ist schon lange ein ernster Konkurrent, Parkour ist zurzeit sehr angesagt. Jetzt ist die Gefahr größer als sonst, denn wir befinden uns praktisch im sechsten Monat der Winterpause. In Bayern dauert die von Mitte November bis Anfang März, wir hatten unseren Betrieb vor Corona noch gar nicht wiederaufgenommen.