Meistergeschichte: N.A.F.I. Stuttgart

Einen Stempel aufgedrückt zu bekommen ist nicht schön. Bei Nafi Stuttgart ist man das aber schon gewohnt. Ursprünglich als reines Futsal-Team gegründet, hat sich das Team von Trainer Damir Bosnjak zu einer ernst zu nehmenden Fußballmannschaft entwickelt. Dass Potenzial da ist, wurde schon in der Saison 2015/16 klar, als fast der Durchmarsch von der Kreis- in die Landesliga gelang. Der Traum vom zweiten Aufstieg in Folge endete aber jäh in der Relegation (2:4 gegen FV Senden).

„Der Stachel saß schon tief“, sagt Bosnjak rückblickend. „Wir haben deshalb vor der vergangenen Saison auch keine Ziele nach außen kommuniziert. Im Team wussten wir aber schon, dass es eigentlich nichts anderes als den Aufstieg geben kann.“ Und der wurde es dann auch. Zwar war es erneut knapp – knapper, als es Bosnjak lieb war. Erst am letzten Spieltag sicherte sich Nafi mit einem 1:0-Sieg beim VfB Obertürkheim die Meisterschaft. Nun spielen sie also Landesliga.

„Wir sind keine Söldnertruppe“

Mit dem Erfolg bekommt der Club, der 2012 gegründet wurde, den nächsten Stempel aufgedrückt: den des neureichen Emporkömmlings, der mit viel Geld den Erfolg ­einkauft. Das ist auch mit dem Namen Nafis Bakici, Sponsor und Namensgeber des Vereins, verbunden, der in der Anfangszeit den Aufstieg ermöglichte. Coach Bosnjak wehrt sich gegen dieses Bild. „Es wird häufig ­kolportiert, dass wir ein Verein sind, der alle anderen mit seinen finanziellen Mitteln aussticht“, sagt der 33-Jährige, „aber wir sind keine Söldnertruppe. Einige der Jungs kennen sich schon seit 20 Jahren, und der Kern des Teams ist 2014 Futsal-Meister geworden. Das ist der Grund, warum wir zusammen­gekommen sind.“ Auch Hakan Bakirci, Neffe von Nafis Bakirci und Präsident von Nafi, meint: „Viele Jungs kennen sich von früher vom Futsal. Über solche Kontakte haben wir höherklassige Spieler verpflichten können.“

Futsal ist also noch präsent, allerdings hat sich der Fokus verschoben. „Wir haben das Engagement im Futsal schon in der Bezirksliga runtergefahren“, sagt Nafi-Trainer Bosnjak. Das wird nun in der Landesliga noch mal mehr werden, denn der Aufwand sei inzwischen zu groß. Für die neu gegründete Futsal-Regionalliga hat sich Nafi nicht gemeldet, gespielt wird lediglich in der Württemberg-Runde (Pelada Futsal-Liga). „Wir sind dem deutschen Meistertitel jahrelang hinterhergejagt“, erklärt Bosnjak, „als wir ihn dann endlich hatten, war der Hunger darauf auch einfach nicht mehr so groß.“

Einstelliger Tabellenplatz wäre das höchste der Gefühle

Futsal ist nur noch eine nette Abwechslung für die Winterpause – und obendrein kein schlechtes (Technik-)Training. „Unser Kurzpassspiel haben wir aus der Halle mitgebracht“, erklärt Bosnjak, und damit spielten sie die Gegner regelmäßig schwindlig. 126 Toren in der Vorsaison ließ sein Team im Aufstiegsjahr 105 folgen.

Ob das so in der Landesliga weitergeht? Wohl eher nicht. Seit Bosnjak die Fäden bei Nafi in der Hand hält, hat sein Team noch nie drei Spiele in Folge verloren. Und das wird kommen, da ist er sich sicher. „Mal schauen, wie das Team damit umgeht“, sagt der Coach.

Ein einstelliger Tabellenplatz wäre das höchste der Gefühle. Sollte das nicht klappen, wünscht sich Bosnjak zumindest möglichst früh den Ligaverbleib. Dabei helfen sollen die Neuzugänge Vladimiros Gkiagkiaev (SV Böblingen) und Vojislav Jovanovic (TV Echterdingen), die beide Landesliga-Erfahrung mitbringen. Von der Sportvg Feuerbach (Bezirksliga) kommt Mahran Husein. „Wir sind immer noch ein sehr junger Verein und wachsen langsam. Die Landesliga ist für uns der nächste Schritt“, sagt Kapitän Daniel Bosnjak, der Bruder des Trainers. Nach der deutschen Meisterschaft kommt also die Landesliga. Bei Nafi ist eben alles ein bisschen anders.

Die Saison von N.A.F.I. in der Übersicht

Die bisherigen Meistergeschichten in der Übersicht

Teil (1): SGV Freiberg
Teil (2): TSG Tübingen
Teil (3): SV Hoffeld
Teil (4): SGM ABV/TSV 07 Stuttgart
Teil (5): Sportfreunde Dorfmerkingen
Teil (6): TSV Bernhausen
Teil (7): OFK Beograd
Teil (8): TSV Uhlbach

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