Für diesen Dienstag, 8.30 Uhr, war ein Gespräch mit dem Fußballlehrer anberaumt worden. Mit am Tisch: Sportvorstand Rouven Schröder sowie die U23-Verantwortlichen Manfred Lorenz und André Hechelmann. „Es war ein gutes Gespräch, ohne Schuldzuweisungen“, sagt Kunert, „ich hege keinen Groll, wir sind im Guten auseinander gegangen.“ Der 50-Jährige wurde zunächst bis zum 30. Juni freigestellt, sein Vertrag läuft bis 2019.
Es solle, so Schröder in der Pressemitteilung des Vereins, „Richtung Sommer“ überlegt werden, wie man Kunerts „große Qualität weiter im Sinne des Vereins nutzen“ könne. Schröder erklärte, man sei sowohl mit den Ergebnissen als auch mit der Entwicklung der einzelnen Spieler unzufrieden.
Verpatzte Heimspiele vor der Winterpause als Knackpunkt
„Nach der Winterpause hat es keine Entwicklung mehr gegeben“, sagt Lorenz. Knackpunkt seien die Spiele im November und Dezember in Frankfurt (1:1) sowie gegen Worms (0:4) und Koblenz (1:3) gewesen, mit denen die Aufstiegsränge außer Reichweite gerieten. „Danach fingen die Köpfe an zu rattern“, sagt Lorenz. Der Abwärtssog begann. Nur ein Sieg gelang in der Rückrunde, auch 50:50-Spiele wurden zuhauf verloren. Doch ein Bruch zwischen Team und Chefcoach war nicht auszumachen. „Die Mannschaft ist intakt“, stellt Kunert fest.
Schlechtestenfalls Platz fünf war die Vorgabe, wie Lorenz erinnert: „Die Eigenmotivation ist bei dem ein oder anderen weggeblieben. Sind die Ziele nicht mehr erreichbar, lässt die eigene Leistung nach.“ Kunert, mehr der Typ seriöser Arbeiter denn Motivationskünstler, gelang es nicht gegenzusteuern. Von den 05-Spielprinzipien – aggressives Verteidigen, schnelles Umschalten – war immer weniger zu sehen. Nach dem jüngsten 1:3 in Ulm, unter den Augen Schröders, wurde die Reißleine gezogen. „Natürlich macht man das sehr ungern, weil Dirk menschlich so ein guter Typ ist“, betont Lorenz, „aber die Sache steht im Vordergrund.“
Planerische Fehler erschwerten die Lage
Dass auch planerische Fehler gemacht wurden, gibt Lorenz offen zu. Der Kader war absichtlich schmal gehalten worden, weil mit regelmäßigen Verstärkungen aus der ersten Mannschaft gerechnet wurde – die dann, von drei missglückten Einsätzen Emil Berggreens abgesehen, ausblieben. Die ursprünglich eingeplanten Stürmer Devante Parker (St. Pölten) und Aaron Seydel (Holstein Kiel) wurden verliehen, bei den Profis schlug das Verletzungspech zu – und dann auch bei der U23. „Es war keine gute Konstellation“, sagt Lorenz. Und doch habe sich in der Hinrunde gezeigt, dass in dieser Konstellation Top-Leistungen möglich sind. Und die blieben zuletzt viel zu lange aus.
Ein größerer Umbruch im Kader ist geplant
Jetzt geht der Blick nach vorne. „Wir wollen eine junge, ehrgeizige Mannschaft aufbauen“, kündigt Lorenz an, „und da muss man umstrukturieren. Jetzt kommt die nächste Generation.“ Die Spieler-Gespräche sollten diese Woche starten. Weiter fest als Ankerpunkte eingeplant sind Sebastian Tyrala und Karl-Heinz Lappe. Kunert wird erst einmal in seine Heimatstadt Berlin zurückkehren, „den Kopf frei kriegen“. „Ich kann mir nichts vorwerfen, war immer mit Leib und Seele dabei, bin noch derselbe Trainer und Mensch wie vor einem Jahr. Ich habe alles gegeben.“ Ob es im Sommer eine Zukunft in Mainz gibt? „Dafür ist es noch zu früh.“