2024-04-25T14:35:39.956Z

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Thomas Krücken aus dem Rhein-Kreis arbeitet für Manchester City.
Thomas Krücken aus dem Rhein-Kreis arbeitet für Manchester City. – Foto: Marcel Eichholz

Neusser macht Karriere bei Manchester City

Als Leiter der Nachwuchsabteilung des Champions-League-Siegers arbeitet Thomas Krücken mit Trainer Pep Guardiola zusammen.

Seine Laufbahn begann beim VfR Neuss, jetzt bildet er die Talente von Manchester City aus: Thomas Krücken ist ein beeindruckender Karriere-Schritt gelungen, er leitet die Nachwuchsabteilung des internationalen Top-Klubs Manchester City. Anfang November wechselte der gebürtige Neusser vom VfB Stuttgart zum amtierenden Champions-League-Sieger und kehrte damit zu den Anfängen seiner Karriere im Profi-Fußball zurück.

Alles fing jedoch beim VfR Neuss an: Seine Fußballschuhe schnürte Krücken in der Jugend für den VfR, wurde als A-Jugendlicher damals sogar ins Oberliga-Team berufen. Der Traum der Profi-Karriere war aber schnell ausgeträumt. Das Knie machte nicht mehr mit. Deshalb konzentrierte sich Krücken früh auf den Trainerjob und die Ausbildung von Talenten, übernahm mit gerade einmal 19 Jahren die A-Jugend des TSV Bayer Dormagen. Während seines Studiums an der Sporthochschule Köln stieg er schließlich als Trainer beim 1. FC Köln ein.

Schon damals weckte er das Interesse von Manchester City, ging für ein Jahr als Jugendtrainer nach England. Nach zahlreichen Stationen im Nachwuchsbereich renommierter Bundesliga-Klubs (Hertha BSC, TSG Hoffenheim, Mainz 05 und VfB Stuttgart) führte sein Weg jetzt schließlich zurück zu Manchester City.

Seit Anfang November ist er dort Leiter der Nachwuchsabteilung. Ein Headhunter kontaktierte ihn schon Ende Februar. „Ich habe am Anfang selbst nicht daran geglaubt, dass ich ausgewählt werde. Allein ein Kandidat gewesen zu sein, hat mich mit Stolz erfüllt“, berichtet Krücken. Schließlich bekam er den Anruf und die Zusage von Manchester City. „Dadurch dass ich eine Vergangenheit bei dem Verein hatte und die Stadt kenne, musste ich nicht lange nachdenken“, so Krücken und weiter: „Ich bin unheimlich dankbar und stolz, dass ich hier sein kann.“ Dank richtet der Neusser auch an seinen Ex-Klub VfB Stuttgart, über dessen sensationellen Aufschwung unter dem neuen Trainer Sebastian Hoeneß er sich richtig freut.

Harter Kampf um Talente

„Ich habe im Mai den Sportdirektoren-Lehrgang von DFL/DFB abgeschlossen. Das Wissen hilft mir natürlich jetzt bei der Arbeit in Manchester. Ich bin dem VfB Stuttgart sehr dankbar, dass ich diesen 18-monatigen Kurs parallel zur Arbeit angehen und absolvieren durfte. Das weiß ich sehr zu schätzen.“ Inzwischen ist der 46-Jährige in Manchester angekommen, hat die ersten Wochen in der neuen Rolle absolviert. „Ich bin von den Kollegen sehr gut aufgenommen wurden, sie haben mir den Einstieg sehr leicht gemacht. Es herrscht eine tolle Willkommenskultur“, schwärmt Krücken. Es gebe viele Parallelen zu deutschen Profi-Klubs, die größten Unterschiede seien aber die Anzahl der hauptamtlichen Mitarbeiter, die damit verbundene Detailtiefe in der Ausbildung und der Beginn der Talentförderung.

Anders als in Deutschland werden Talente in England schon ab dem 5. Lebensjahr gefördert, ab dem 11. Lebensjahr kommen sie dann auf eine Partnerschule. „Der Kampf um die Talente mit dem FC Liverpool, Manchester United und dem FC Everton ist hart“, berichtet Krücken.

Nun stellt sich die Frage: Wo setzt man bei einem Weltklub wie Manchester City an? Was kann man da überhaupt noch verbessern? „Wir müssen eine Vorstellung haben, was die Zukunft bringt, wie das Spiel der Zukunft aussieht und die Spieler für diese Zukunft vorbereiten. Wir müssen der Zeit voraus sein“, erklärt Krücken seinen Auftrag. Zunehmende Spielgeschwindigkeit und Entscheidungsverhalten unter Druck seien wichtige Faktoren. Und man müsse sich auf die neue Generation, die sogenannte „Gen Z“, einstellen. Themen wie Trainingsformen, Führung und Digitalisierung beschäftigen den Nachwuchschef.

Arbeiten auf oberstem Niveau

Bei Manchester City arbeitet Krücken künftig nicht nur mit den besten Talent Englands zusammen, sondern auch mit einigen außergewöhnlichen Persönlichkeiten. Txiki Begiristain, Sportdirektor von Manchester City und früherer spanischer Nationalspieler, ist sein erster Ansprechpartner. Mit ihm steht er jeden zweiten Tag in Kontakt – und auch mit Star-Trainer Pep Guardiola hat er schon gesprochen. „Für mich ist Guardiola der weltbeste Trainer und das zeigt sich hier im Alltag, mit welcher Hingabe er sich der Talententwicklung widmet“, sagt Krücken und berichtet vom ersten Treffen: „In meiner Anfangszeit haben wir uns gleich kennengelernt. Er ist ein sehr netter Mensch. Wir haben uns auch auf Deutsch über seine Zeit in München unterhalten.“

Sein Auftrag ist klar: „Er meinte ‚entwickle mir die besten Talente‘ und hat gelacht. Wir wollen auf der erfolgreichen Arbeit, die geleistet worden, aufbauen und sie fortführen.“ Mit dem Jobwechsel stand für Krücken auch ein Ortswechsel an. Von Heidelberg ist er in ein Dorf südlich von Manchester gezogen. Seine Frau und die beiden gemeinsamen Kinder (5 und 8 Jahre alt) sind vor Weihnachten nachgekommen. „Es ist sehr schön, hier zu wohnen. Die Kinder starten Anfang Januar mit der Schule. Dass die Kinder zweisprachig aufwachsen, ist ein Geschenk für die Sprachentwicklung. Vom Alter her ist es der richtige Zeitpunkt, so was nochmal einzugehen“, sagt Krücken.

Dem Rheinland und dem Rhein-Kreis hält er trotz allem die Stange. Schließlich wohnen seine Eltern noch in Dormagen. „Ich versuche natürlich weiterhin, so oft wie möglich ins Rheinland zu kommen. Wenn Geburtstage anstehen oder Ferien sind, ist es wichtig, dass die Kinder ihre Großeltern sehen.“ Und wenn Krücken mal selbst nicht nach Deutschland reisen kann, stünde immer noch ein Gästezimmer im neuen Haus bereit.

Auch an den VfR Neuss denkt er hin und wieder zurück, verfolgt die Situation bei seinem Heimatverein. „Wenn ich Ben Manga sehe, spreche mit ihm immer über Neuss und den VfR. Selbstverständlich fiebert man als gebürtiger Neusser aus der Ferne noch mit und beobachtet das“, sagt Krücken. Auch wenn die erfolgreichsten Jahre des VfR Neuss längst vorbei sind ...

Aufrufe: 025.12.2023, 16:30 Uhr
RP / Von Felix StrerathAutor