2024-05-08T14:46:11.570Z

Interview der Woche
– Foto: Teresa Kröger

Espelkamp-Boss Wiegmann: „Es fehlt kein Geld!“

Die Gerüchteküche im Kreis Lübbecke brodelt. Momentan wird in vielerlei Hinsicht über den Verein FC Preußen Espelkamp spekuliert. Wir sind den Gerüchten auf den Grund gegangen und haben mit Hendrik Wiegmann (Vereinspräsident) gesprochen.

Jahrelang war der FC Preußen Espelkamp als „FC Hollywood" bekannt. Ein Verein der Superlative. Die Situation hatte sich eigentlich wieder beruhigt und es schien so, als ob die chaotischen Zeiten vorbei seien. Nun kursieren wieder Gerüchte im Kreis Lübbecke, denen die FuPa Ostwestfalen-Redaktion einmal nachgegangen ist. Wir sprachen mit Espelkamp über die Gerüchte rund um Protagonist Mario Warkentin. Stimmt die Vereinskasse noch? Und wie geht es jetzt weiter? Die Antworten – nur bei uns.

Kommen wir direkt zur Sache. Laut den Gerüchten soll der nun ehemalige Vizepräsident Mario Warkentin in die Vereinskasse gegriffen haben. Ist da etwas dran?
Wiegmann: Das ist mir schleierhaft, woher das Gerücht kommt. Zu den Einnahmen des Vereins hatte Warkentin keinen Zugang. Das können nur zwei Personen, der Finanzvorstand und ich. Daher können wir gewissenhaft sagen, dass niemand dort Geld herausgenommen hat. Es fehlt auch kein Geld im Verein.


Okay, dabei gibt es aber auch einen konkreten Fall, der benannt wurde. Bei einem Testspiel gegen Arminia Bielefeld soll der Verein Einnahmen von 20.000 Euro getätigt haben. Lediglich 3.000 Euro landeten in der Kasse. Stimmt das?
Wiegmann: Wir kommentieren öffentlich keine Zahlen. Aber ich bin da ganz ehrlich. Es gab hier im Vorstand auch Ernüchterung wegen der Einnahmen an dem Tag. Es fehlt aber kein Geld. Trotzdem waren die Einnahmen sehr gering. Dafür gab es aber viele unterschiedliche Gründe. Es durften nur 1.000 Leute auf das Gelände. Die Firma Gauselmann hat eine Tribüne gesponsert und dafür haben wir natürlich einige Karten zur Verfügung gestellt. Alle Helfer und Nachbarn des Vereinsgeländes kamen auch umsonst rein. Außerdem hatten wir einen Online-Ticketshop eingerichtet, haben die obere Etage als VIP-Bereich genutzt und vieles mehr. Das Spiel war dafür da, zu schauen, ob wir solch ein Spiel ausrichten können. Dafür haben wir viel ausprobiert und hatten auch deswegen wenig Einnahmen.

– Foto: Jürgen Krüger

Es gibt auch noch einen zweiten Fall. Bei der Bewirtung eures Vereinsheim soll es Unstimmigkeiten geben. Sie würde wohl zu wenig Gewinn bei der Höhe der Einnahmen abwerfen. Was ist daran?
Wiegmann: Ich wünsche mir da auch mehr Gewinn. Wir können preismäßig da nicht ans Limit gehen. Dann steigen uns unsere Fans aufs Dach. Durchschnittlich haben wir so 100 bis 150 Zuschauer. Davon bekommen alle Vereinsmitglieder ermäßigten Eintritt und Jugenspieler, Trainer und Mitarbeiter kommen Umsonst rein. Unter der Woche wird alles günstiger verkauft und die Auflagen für die Reinigung müssen wir auch bezahlen. Das ist jetzt auch keine Gelddruckmaschine.


Warum wurde der Rücktritt nicht deutlicher kommuniziert? Dann wären diese Gerüchte eventuell gar nicht entstanden.
Wiegmann: Rückblickend war das ein Fehler, dass nicht gleich offen zu kommunizieren. Es fällt auch gleich auf, wenn jemand weniger am Platz ist. So erkläre ich mir diese Gerüchte, die aufgekommen sind. Es gibt ja auch über mich Rücktrittsgerüchte.


Da können wir jetzt nicht widersprechen. Gibt es denn eine Erklärung, woher die kommen?
Wiegmann: Das liegt daran, dass ich einen neuen Job in Osnabrück habe. Ich hatte vorher schon wenig Zeit und jetzt noch deutlich weniger. Da wurde ich öfter gefragt, ob ich den neuen Job und mein Amt im Verein unter einen Hut bekomme. Schließlich habe ich wenig Zeit, operativ tätig zu werden. Dafür müsste das Amt des Präsidenten umstrukturiert werden. Aktuell gibt es aus früheren Zeiten noch viele Aufgaben, die der Präsident in diesem Verein übernimmt. Aber erstmal mache ich es weiter, sonst würde ich nicht dieses Interview führen. Aber egal, was kommt, ich werde dem Verein in irgendeiner Funktion erhalten bleiben.


Wieso sind sie sich eigentlich so sicher, dass finanziell alles richtig läuft?
Wiegmann: Jedes Jahr haben wir Steuerprüfungen, Lohnsteuern, Sozialversicherungsprüfung, Umsatzsteuerprüfung und sind froh über unsere Steuerkanzlei, die uns da unterstützt. Es ist jeder da und alles wird minuziös abgedeckt. Würden solche Summen fehlen, dann würde es auffallen. Bei uns fehlt nicht ein Euro!


Zieht Mario Warkentin in Erwägung, Anzeige wegen Rufschädigung zu stellen?
Wiegmann: Also ich würde das an seiner Stelle tun. Aber soweit ich weiß, hat er das momentan nicht vor.


Preußen Espelkamp kommt wie ein professioneller Verein rüber. In welchen Bereichen möchte sich der Verein umstrukturieren?
Wiegmann:
Die Strukturen, die wir intern haben, passen nicht mehr ganz zu dem, was wir brauchen. Wir haben mittlerweile Mitarbeiter hier im Verein in Form von Tim Daseking, der Vollzeit im Verein arbeitet. Die kann ich beispielsweise nicht aufarbeiten, da wir einen ehrenamtlichen Vorstand haben. Kompetenzen, Aufgaben und Arbeitsorganisationen müssen wir intern neu strukturieren. Festzuhalten ist, dass wir den Vorstand verkleinern wollen, mehr Kompetenzen verteilen und die Satzung dementsprechend anpassen müssen. Nicht nur der sportliche Bereich muss professioneller werden, sondern auch der interne Bereich.


Gibt es da keine Streitigkeiten um die unterschiedlichen Ämter?
Wiegmann: Ja, wir streiten uns. Darum hört man auch ganz viel, wer wo zurückgetreten ist. Aber wir wollen für den Verein die beste Lösung finden. Unsere grobe Vorstellung ist ein Präsident, ein Stellvertreter für die Geschäftsführung, Marketing und Sportvorstand. Die restlichen Positionen stehen noch nicht fest.


Man hatte oft das Gefühl, das die internen Strukturen des Vereins nicht mit euren Zielen zusammengewachsen sind. So, wie sie eigentlich sein müssten bei euren Zielen oder?
Wiegmann: Die Erwartungshaltung an unseren Verein ist auch eine ganz andere, als noch vor ein paar Monaten. Da rufen zum Beispiel Ausrüster an und bieten uns einen Vertrag an. Natürlich sagen wir nicht, nein. Doch dann die Termine zu vereinbaren, ist schwierig. Oftmals bieten die uns um 10 Uhr oder 13 Uhr einen Termin an und dann kann niemand von uns anwesend sein. Dann ist die Frage, ob wir Tim Daseking dahin schicken können. In welchem Kompetenzrahmen darf er handeln? Das muss man natürlich gemeinsam mit dem Vorstand klären.


Welche Rolle wird Tim Daseking bei den Umstrukturierungen spielen?
Wiegmann:
Das kann ich ohne Absprache schon einmal sagen. Sicherlich werden viele Leute im Verein mehr Kompetenzen bekommen. Einer davon ist sicherlich Tim Daseking, aber das muss klar und verbindlich sein. Schließlich muss das alles transparent laufen.


Letzte Frage: Es gibt auch Gerüchte das Alexander Lang zurück nach Preußen Espelkamp kommt. Was ist da dran?
Wiegmann: Da kann ich aktuell gar nichts zu sagen. Ich habe ihn nach seinem Rücktritt nicht mehr gesprochen. Wenn man mal wieder in die Situation kommt, dass man miteinander sprechen möchte, auch wenn die Meinungen über Kreuz liegen, kann das nicht schaden. Das Angebot ist da und ich kann und möchte nichts ausschließen. Aktuell gab es keine Gespräche.

Aufrufe: 021.1.2020, 23:45 Uhr
Teresa Kröger und Michael Meier/ FuPa Autor