2024-04-25T14:35:39.956Z

FuPa Portrait
Regionalliga – wir kommen: Pipinsrieds Manager Roman Plesche (hinten Mitte) steht nicht oft im Mittelpunkt, ist aber eine Schlüsselfigur des FCP-Erfolges. So kam er zum Dorfklub.	F.: Wolfgang Zink
Regionalliga – wir kommen: Pipinsrieds Manager Roman Plesche (hinten Mitte) steht nicht oft im Mittelpunkt, ist aber eine Schlüsselfigur des FCP-Erfolges. So kam er zum Dorfklub. F.: Wolfgang Zink

Er zieht die Fäden im Hintergrund

Roman Plesche hat als Manager großen Anteil am Regionalliga-Aufstieg +++ Der 30-Jährige unterstützt Klubchef Konrad Höß in vielen Bereichen

Es gibt keinen Bäcker in dem kleinen Dorf Pipinsried (Gemeinde Altomünster) im Dachauer Hinterland, keine Wirtschaft, gerade einmal 550 Einwohner – und seit Kurzem einen Regionalligisten. Durch einen 3:2-Sieg im Relegationsrückspiel gegen die SpVgg Greuther Fürth II hat der FC Pipinsried den Aufstieg in Bayerns höchste Amateurspielklasse geschafft. Der Erfolg hat viele Namen. In erster Linie werden dann Klubchef Konrad Höß oder Spielertrainer Fabian Hürzeler genannt. Doch auch Manager Roman Plesche hat einen großen Anteil am Pipinsrieder Wunder. Ohne den Organisator im Hintergrund wäre es wohl nicht so weit gekommen.

Plesche gibt 100 Prozent für den Verein. Vor dem entscheidenden Spiel in Fürth holte er Torjäger Atdhedon Lushi höchstpersönlich vom Flughafen ab, weil er sonst nicht rechtzeitig beim Spiel gewesen wäre. Dass Lushi das 1:1 erzielte und so erst die Verlängerung ermöglichte, passt ins Bild. Der Rest war Freude pur – die Spieler lagen sich in den Armen. Mit dabei im Aufstiegsshirt auch Roman Plesche. Nicht ganz so euphorisch und etwas im Hintergrund. „Ja, es ist schon ordentlich die Post abgegangen“, sagt Plesche über die anschließenden Aufstiegsfeierlichkeiten. Der 30-jährige Sulzberger (Oberallgäu) ist eine Schlüsselfigur beim Dorfverein. Die Art und Weise, wie es zu seinem Engagement in Pipinsried gekommen ist, passt zum oberbayerischen Fußballmärchen.

Plesche spielte vor ein paar Jahren noch selbst. In der Landesliga für den TSV Kottern, in der Bezirksliga für den FC Wiggensbach und für seinen Heimatverein, den TSV Sulzberg. Er kennt sich bestens aus im schwäbischen Fußballgeschehen und traf bei den Gastspielen des FC Pipinsried immer wieder auf dessen exzentrischen Präsidenten Konrad Höß. „Wir haben festgestellt, dass wir die gleichen ambitionierten Ziele haben“, erzählt Plesche. Als er vor fünf Jahren das Allgäu berufsbedingt in Richtung München verlassen hat, zog es ihn oft hinaus aufs Land. Das Provinzielle hat es ihm in Pipinsried angetan. „Das ist ein riesiger Kontrast zur Großstadt, wie die Idylle daheim im Oberallgäu. Ich fühle mich hier sehr wohl“, erzählt der 30-Jährige.

Vor fast genau einem Jahr hat Plesche beim FCP seinen besten Kumpel und Geschäftspartner Fabian Hürzeler – die beiden handeln mit zeitgenössischer Kunst – als Spielertrainer ins Gespräch gebracht. „In den Verhandlungen hat sich dann ergeben, dass Herr Höß mich als Manager haben wollte. Da ich gerade mein Sportmanagement-Studium abgeschlossen hatte, habe ich angefangen“, erzählt Plesche weiter.

Der 76-jährige Höß wollte sich etwas mehr zurücknehmen und fand in Plesche genau den richtigen Mann. Gemeinsam mit Hürzeler hat er vor der Saison annähernd den gesamten Kader umgebaut, 18 Spieler wurden ausgetauscht. „Wir hatten freie Hand. Und es hätte nicht besser laufen können in unserer Premierensaison. Wir haben das geschafft, was uns niemand zugetraut hat. Alles, was jetzt kommt, ist Zugabe“, sagt der Sulzberger.

Der Spielertrainer, der 24-jährige Hürzeler, steht exemplarisch für den Kader, der größtenteils mit Kickern bestückt ist, denen der Sprung ins Profigeschäft aus diversen Gründen verwehrt geblieben ist. Viele dieser Akteure verstehen es daher, ausgezeichnet Fußball zu spielen, der Sport steht aber nicht mehr an erster Stelle. Plesche: „In Pipinsried wird tatsächlich seit Jahr und Tag nur zweimal in der Woche trainiert. Für einen Regionalligisten ist das wohl einmalig. Aber es ermöglicht Zeit für Beruf, Privatleben und Fußball auf hohem Niveau.“

Seit dem Aufstieg sind Plesches Arbeitstage stressiger geworden. Kaum vergeht eine halbe Stunde, in der nicht das Handy klingelt. Spielerberater preisen ihre Klienten an, Gespräche mit potenziellen Sponsoren stehen an und rund um das kleine Stadion musste für die vierte Liga umgebaut werden. Alles fällt in das Aufgabengebiet des Allgäuers. „In der Regionalliga kommt so viel auf uns zu. Wir wollen einerseits die Tradition des Vereins wahren, andererseits dürfen wir uns dem Neuen nicht verschließen. Es ist schon fast ein Vollzeitjob“, sagt er.

Auch diese Aufgabe würde er sich zutrauen. Momentan gelte sein ganzes Augenmerk dem FCP, seinen Vertrag als Teammanager hat er um ein weiteres Jahr verlängert. Noch ist die Freude auf die Saison mit dem Dorfverein größer, als auf das Heimspiel gegen den TSV 1860 München und das Gastspiel daheim beim FC Memmingen. Und doch meint Plesche: „Ich setze mir immer neue Ziele, will was erreichen und suche mir neue Herausforderungen. Daher kann ich mir auch einen Job im professionellen Fußball vorstellen.“ Aktuell zählt aber ausschließlich der FCP.

Am 25. Juli startet der Aufsteiger ins Abenteuer Regionalliga. Mittendrin ist dabei Roman Plesche. Präsident Konrad Höß befindet sich seit Dienstag im Krankenhaus. Die Ärzte testen, ob der Klub-Boss einen Herzschrittmacher braucht. Doch Höß muss sich keine Sorgen machen: „Wir werden die Aufgaben im Team übernehmen. Wichtig ist, dass er wieder gesund wird. Um alles andere kümmern wir uns schon“, so Plesche, der auch zur neuen Saison wieder sieben neue Spieler geholt hat.

Aufrufe: 012.7.2017, 13:57 Uhr
Aichacher Nachrichten / Schöttl, RichlyAutor