2024-05-10T08:19:16.237Z

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Xhevat Muriqi musste nach dem Wiederaufstieg und Klassenerhalt den FC Ismaning verlassen.  Foto: Leifer
Xhevat Muriqi musste nach dem Wiederaufstieg und Klassenerhalt den FC Ismaning verlassen. Foto: Leifer

Neuanfang nach 18 Jahren: Muriqis Abschied vom Heimatverein

Erfolgsstory geht in Moosinning weiter

Für Xhevat Muriqi war der FC Ismaning ein wichtiger Teil seines Lebens. 18 Jahre gab er als Spieler und Trainer alles für den Verein. Dann musste er gehen. Seine Erfolgsgeschichte setzt er jetzt beim FC Moosinning fort.

Den Weg zu seinem Trainingsplatz kann Xhevat Muriqi im Schlaf fahren. Fünf Minuten braucht er mit seinem Auto zum Ismaninger Sportpark. 18 Jahre lang ist er diesen Weg gefahren. Vor der zweiten Trainingseinheit der Saisonvorbereitung dachte Muriqi an alles andere, nur nicht an den Weg. Und dann stand er wieder dort: an der Kreuzung, an der es direkt zum FC Ismaning geht. Seinem Heimatverein. „Verrückt, oder? Ich bin im Kopf das bevorstehende Training in Moosinning durchgegangen, bin aber unterbewusst zum falschen Verein gefahren“, erzählt Muriqi.

In Ismaning ist Muriqi eine Legende. Hier ist er nicht Xhevat, sondern „der Jacky“. Trainer, Vorstände und Spieler kamen und gingen. Nur der Jacky blieb und erlebte alle Höhen und Tiefen. Dass Muriqi den FC Ismaning jemals als den „falschen Verein“ bezeichnen würde, hätte er sich noch vor einem Jahr niemals vorstellen können.

Muriqi zeigt in schwierigen Zeiten Flaage

2014 übernahm er ein Team, das am Boden lag. Der Absturz in die Landesliga war kaum mehr aufzuhalten. Als der Verein auf Muriqi zuging und ihn bat, das Traineramt zu übernehmen, fragten sich viele, warum er sich das antut. Bis dahin war er immer der Co-Trainer. Der Kumpel der Spieler. Der Vermittler zwischen Chefcoach und Team.

„Ich wollte mich nie in den Vordergrund drängen. Ich habe mich auch nie als Cheftrainer gesehen. Aber ich bin kein Typ, der sich aus dem Staub macht, wenn es nicht gut läuft“, erzählt Muriqi. Gerade in schwierigen Situationen braucht ein Verein Menschen, die Verantwortung übernehmen. Muriqi stellte sich der aussichtslosen Situation. Nach dem Absturz in die Landesliga musste er ein neues Team aufbauen. „Wir sind zwei Mal in Folge abgestiegen. Es war wenig Geld da. Warum hätte ein guter Spieler in dieser Zeit zu uns kommen sollen, wenn er auch nach Garching oder Unterföhring wechseln kann?“, fragt Muriqi.

"Eine tolle Zeit. Wir hatten eine geile Truppe"

Doch er packte den Neuanfang. Muriqi formte eine junge Mannschaft um den Führungsspieler Mijo Stijepic. Nach zwei Jahren feierte der Verein die Rückkehr in die Bayernliga. Unter dem Aufstiegsfoto auf der Facebook-Seite postete ein Fan ein Bild von Jacky. Der Trainer reißt darauf die Arme in die Luft. Über dem Foto steht: Der König von Ismaning. Muriqi bleibt an diesem Bild lange hängen, als er es auf dem Handy sieht. „Das war schon eine tolle Zeit. Wir hatten eine richtig geile Truppe.“

Noch heute schaut Xhevat Muriqi so oft es geht bei den Spielen des FC Ismaning zu. „Es bereitet mir Freude, diese junge Mannschaft spielen zu sehen“, sagt der Trainer. Der Ismaninger Sportpark bleibt seine Heimat. Obwohl der Verein ihm im vergangenen Winter mitteilte, dass in der neuen Spielzeit ein anderer Trainer an der Seitenlinie stehen wird. „Der Vorstand hat mir gesagt, dass ich ausgepowert sei und der Verein neue Reizpunkte setzen will“, sagt Muriqi. Er hat die Entscheidung akzeptiert. Verstehen kann er sie bis heute nicht. „Ob ich keine Power habe, werde ich wohl selbst am besten wissen“, sagt Muriqi. Er lacht dabei. Es ist ein trauriges Lachen.

"Habe mich sofort in Moosinning wohlgefühlt"

Als Fußballtrainer könnte Muriqi glücklich sein. Seit er beim FC Moosinning im Sommer angeheuert hat, steht sein Name für Erfolg. Seit 13 Spielen ist der FCM ungeschlagen, zwölf Mal gewann sein Team und steht an der Spitze der Bezirksliga Nord. Doch der Blick zurück schmerzt immer noch. „Ich habe mich in Moosinning sofort wohlgefühlt. Aber es ist immer noch ein seltsames Gefühl“, sagt Muriqi. Der Abschied von seinem Heimatverein und der direkte Neuanfang ist ihm schwergefallen: „Für einen Trainer, der alle zwei Jahre den Verein wechselt, ist es vielleicht kein Problem. Aber für mich war es hart, ein neues Kapitel aufzuschlagen.“

Auch in Moosinning ist Muriqi der Kumpeltyp geblieben. „Ich rede gerne mit den Spielern. Ihre Meinung ist mir sehr wichtig. Ich bin keiner, der sich auf den Platz stellt und sagt, dass er den Fußball erfunden hat.“ Muriqi ist sich bewusst, dass er sich auf einem schmalen Grat bewegt. Gerade dann, wenn der Erfolg ausbleibt. „Ich habe aber ein sehr gutes Gespür, wer meine Gutmütigkeit ausnutzen will.“

Urlaub mitten in der Saison "gab es zu meiner Zeit nie"

Als Trainer hat der Ismaninger feste Prinzipien: Wer nicht ins Training kommt, spielt am Wochenende nicht. Xhevat Muriqi kann nicht nachvollziehen, wenn Spieler mitten in der Saison in den Urlaub fahren. „Das gab es zu meiner aktiven Zeit nie. Solch ein Spieler lässt aus meiner Sicht seine Mannschaft im Stich. Aber das ist vielleicht der Unterschied zwischen der Bayernliga und der Bezirksliga.“

Noch hat Xhevat Muriqi beim FC Moosinning nichts erreicht. Doch sein Blick geht bereits nach oben. „Der Aufstieg in die Landesliga wäre richtig stark. Dafür werde ich als Trainer alles geben.“ Es ist sein Naturell, Vollgas zu geben. Auch wenn Moosinning nicht sein Heimatverein ist, soll sein neues Kapitel wieder eine Erfolgsstory werden: „Was macht denn einen Verein aus?“, fragt Muriqi am Ende des Gesprächs. „Es sind immer die Menschen, die sich für ihn einsetzen.“

Vor der Saison war Xhevat Muriqi in der Vorort-Redaktion zu Gast und sprach über seine Zeit in Ismaning und seine neue Aufgabe beim FC Moosinning.

Aufrufe: 018.10.2017, 09:22 Uhr
Christoph Seidl - Fussball VorortAutor