2024-05-02T16:12:49.858Z

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Für Holger Seitz könnte die Personaldecke im Laufe der Saison dünn werden.
Für Holger Seitz könnte die Personaldecke im Laufe der Saison dünn werden. – Foto: Sven Leifer

FC Bayern Amateure: Vom Meister zum Abstiegskandidaten?

Umbruch in München

Nach zahlreichen Abgängen steht Holger Seitz vor einer schwierigen Aufgabe. Geht es dieses Mal sogar gegen den Abstieg?
  • Die FC Bayern Amateure mussten einen echten Umbruch vollziehen.
  • Die personelle Situation könnte zum Problem werden.
  • Der Titelverteidiger zählt somit nicht zum engeren Favoritenkreis.

München - Es war eine Serie, wie sie wohl nicht einmal die größten Optimisten erwartet hätten. Standen die FC Bayern Amateure im Winter noch im Niemandsland der 3. Liga, zündete man nach dem Re-Start den Turbo. Nach und nach pirschte sich die Mannschaft von Sebastian Hoeneß an die Tabellenspitze heran, ehe man den Platz an der Sonne endgültig eroberte und auch nicht mehr hergeben wollte. Das unerwartete Ergebnis: Meistertitel.

Nur wenige Wochen später - der Saisonstart steht kurz bevor - häufen sich die Fragezeichen bei den kleinen Bayern. Trainerwechsel, Abgänge und ein echtes Mammutprogramm. Wohl kaum einer zählt die Bayern-Reserve zu den Titelfavoriten, viele sehen sie eher am anderen Ende der Tabelle. Doch wo sollte man den FC Bayern II in aller Nüchternheit wirklich einordnen?

FC Bayern II: Zahlreiche Herausforderung zu meistern

Die Herausforderungen sind tatsächlich vielfältiger Natur. Zuallererst muss man einen grundlegenden personellen Umbruch verkraften, begonnen beim Trainer. Denn: Sebastian Hoeneß weckte erwartungsgemäß Begehrlichkeiten und landete letzten Endes im Fußball-Oberhaus bei der TSG 1899 Hoffenheim.

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Mit der Verpflichtung seines Nachfolgers ließ man sich beim FC Bayern erstaunlich viel Zeit, nur um wieder bei einem alten Bekannten zu landen: Holger Seitz. Die Bayern-Bosse überredeten den stellvertretenden NLZ-Leiter und Aufstiegs-Trainer von 2019, noch einmal für ein Jahr einzuspringen. Man könnte auch sagen: Der eine Erfolgstrainer geht, der andere Erfolgstrainer kommt. Man hätte sich sicher für schlechtere Lösungen entscheiden können. An dieser Personalie wird es in dieser Saison wohl nicht scheitern.

Viele Abgänge, wenig Neuzugänge

Verzwickter ist die Personallage auf dem Feld. Die Liste der hochkarätigen Abgänge ist lang, die Liste an Neuzugängen überschaubar. Etwa ein halbes Dutzend Stammspieler wird man ersetzen müssen. Schmerzhaftester Verlust dürfte wohl Top-Torschütze Otschi Wriedt sein, der seine Segel in Richtung Niederlande gesetzt hat. Zusätzlich wird zuletzt auch über eine mögliche Leihe von Leon Dajaku sowie Chris Richards spekuliert. Die Vorzeichen könnten besser sein. Abgegangen sind neben Wriedt bereits: Lars Lukas Mai, Sarpreeth Singh, Christian Früchtl, Derrick Köhn und Wooyeong Jeong.

Zumal man auf dem Transfermarkt bis dato auch relativ inaktiv war. Bis auf den 19-jährigen Lenn Jastremski aus der U19 des VfL Wolfsburg beschränkt man sich offenbar hauptsächlich auf Spieler aus der eigenen Nachwuchsabteilung. Mit den Senkrechtstartern Malik Tillmann und Jamal Musiala, die nach dem Re-Start fulminant aufspielten, hat man zuletzt gute Erfahrungen gemacht. Doch klar ist auch: Die beiden kamen in ein eingespieltes Team. Jetzt müssen sie den nächsten Schritt gehen und selbst zu den Leistungsträgern werden, an denen sich die Nachwuchsspieler orientieren können. Ob das reicht, bleibt abzuwarten.

Straffes Programm Nachteil für die Bayern Amateure

Erschwerend hinzu kommen die Anomalien der Pandemie. Das Programm hat es nämlich in sich. Zusätzliche englische Wochen, eine abgespeckte Winterpause, keine Länderspielunterbrechungen. Allen voran letzterer Punkt könnte die kleinen Bayern unverhältnismäßig heftig treffen. So dürften stets zahlreiche Spieler der U23 für Junioren-Nationalmannschaften nominiert werden. Dann noch eine schlagkräftige Truppe aufzustellen, könnte für Holger Seitz einer Herkules-Aufgabe gleichkommen.

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Naheliegend wäre demnach definitiv noch die Verpflichtung eines weiteren gestandenen Profis. Momentan hat man Nico Feldhahn, Timo Kern und Maximilian Welzmüller drei Ü23-Spieler im Kader. Maximal drei dürfen laut Reglement gleichzeitig auf dem Platz stehen. Jedoch baute man Rekordmeister in der Vergangenheit stets auf einen routinierten Viererpack. Mit Otschi Wriedt ist dieser Fixpunkt im Angriff nun verloren gegangen. Ein weiterer erfahrener Spieler - womöglich für die Offensive - wäre demnach wohl ein interessante Option. Das Transferfenster ist jedenfalls noch bis 5. Oktober offen, doch die Zeit bis zum Saisonstart schmilzt.

FC Bayern: Hohe Belastung auch bei den Profis

Nicht zu unterschätzen ist auch der Einfluss, den das ebenfalls sehr stramme Programm der Profis auf die Situation der Amateure haben könnte. Schon zum Ende der vergangenen Saison waren Spieler wie Lars Lukas Mai oder Oliver Batista Meier regelmäßig im Kader von Hansi Flick. Da die Belastung sicher nicht geringer wird, werden die Bayern wohl auch immer wieder kleinere Verletzungen begleiten. Ausbaden müsste es dann vermutlich Holger Seitz.

Momentan sorgen Seitz und Co. im Kurztrainingslager im Stubaital für den letzten Feinschliff. „Wir werden die Zeit so intensiv wie möglich nutzen – auf und neben dem Platz“, kündigte der Bayerns Übungsleiter an. Doch zuletzt lief es alles andere als geplant. Denn: Ein positiver Corona-Test eines U23-Akteurs stellte kurzzeitig den Trainingsablauf auf den Kopf. Sogar das geplante Testspiel gegen Champions-League-Teilnehmer Red Bull Salzburg fiel flach. Nach vorübergehendem Individualtraining befindet man sich jedoch seit vergangenen Samstag wieder im Mannschaftstraining.

Doch so aussichtslos wie im Horror-Szenario gezeichnet ist die Lage dann wohl doch nicht. Die kleinen Bayern verfügen immer noch über eine Menge feiner Fußballer und nicht zuletzt einen Coach, der sein Metier beherrscht. Dass die Titelverteidigung nicht das realistische Ziel sein kann, ist auch klar. Doch wir haben es schon oft genug erlebt. Die 3. Liga entzieht sich jeglicher seriöser Vorhersagen. Deshalb gilt auch dieses Mal: Überraschung darf man nicht ausschließen.

Aufrufe: 09.9.2020, 13:19 Uhr
Pascal Edenhart / Redaktion Fussball VorortAutor