2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
– Foto: imago images / Noah Wedel

Saison einfrieren? OS-Stadt dagegen, Land dafür

Wie weitermachen in der Corona-Krise? Resultate der Vereinsbefragung aus der Region Osnabrück liefern differenziertes Bild / Gesamtbild tendiert eher pro Saisonabbruch

Die Fußballklubs der Region haben abgestimmt - zur Frage, wie mit der angesichts der Corona-Pandemie unterbrochenen Saison verfahren werden soll. Dabei hatte der Niedersächsiche Fußballverband (NFV) vorgeschlagen, die unterbrochene Spielzeit ab Mitte August fortsetzen zu lassen. Nun sickern Ergebnisse der Votings in den Kreisen durch - und diese wenden sich in der überwiegenden Mehrheit gegen die Idee des NFV.

Bis Mittwochabend hatten die Vorsitzenden in den einzelnen Fußballkreisen Zeit, im Rahmen von Videokonferenzen abzuklären, ob es eine Mehrheit gibt für den - analog zum geplanten Vorgehen in Bayern formulierten - NFV-Vorschlag, die laufenden Saison einzufrieren und frühestens ab Mitte August fertizuspielen, ehe ein neues Spieljahr beginnt. Eine öffentliche Kommunikation der Ergebnisse war nicht vorgesehen - dennoch sickerten bereits am Mittwochabend erste Ergebnisse durch. Und diese sprechen insgesamt nicht für viel Unterstützung der Einfrier-Idee des Landesverbandes. Der NFV will auf Basis aller Ergebnisse am Freitagabend entscheiden, wie nun mit der Saison 2019/20 verfahren werden soll.

Osnabrück-Land pro einfrieren

Bis dato ist - neben dem Kreis Gifhorn - der Fußballkreis Osnabrück-Land der einzige, für den jetzt bekannt ist, dass es eine (wenn auch knappe) Mehrheit gibt für den NFV-Vorschlag, die Saison fortzusetzen: 52,9 Prozent der abstimmenden Klubs (in absoluten Zahlen 37) sprachen sich dafür aus: 45,7 Prozent der abstimmenden Klubs (32) plädierten dagegen für einen Abbruch der Saison. Ein Verein (1,4 %) enthielt sich. Abgestimmt haben demnach 70 Vereine - das sind 84 Prozent der Klubs, die am Spielbetrieb teilnehmen (83).

Laut einer zusammenfassenden E-Mail des Kreisvorstands OS-Land an die Vereine nach der Abstimmung sei bei den Videokonferenz auch Unmut der Vereine zur Sprache gekommen: Man sei nicht gut über mögliche Szenarien informiert und dagegen jetzt schnell zu einer Entscheidung gedrängt worden. Viele Klubs äußerten demnach angesichts der komplexen Lage aber auch ihre Bereitschaft, eine jeweils anders lautende Entscheidung mittragen zu wollen - wobei eine einheitliche Linie in allen Landesverbänden angestrebt werden solle.

Probleme und Unsicherheiten gäbe es für die Vereine im Falle einer Saison-Fortsetzung, wenn dadurch Wechsel von (Vertrags-)spielern im Sommer verboten werden sollten oder das Aufrücken der Jugendspieler nicht wie gewohnt vonstatten gehe. Für den Fall, dass sich die Abbruch-Idee durchsetzt, wurden als Optionen diskutiert: Die Komplett-Annullierung der Runde (ohne Auf- und Absteiger) und unter Verzicht auf Absteiger eine Wertung - diese angesichts der aktuellen Tabelle oder mithilfe einer Quotientenregel. "Man merkt allen Vereinen die Unsicherheit an", schloss Bernd Kettmann als Vorsitzender des Fußball-Landkreises seine Mail an die Klubs.

Osnabrück-Stadt gegen NFV-Plan

Für den Kreis Osnabrück-Stadt ist indes kein genaues Abstimmungsergebnis bekannt - weil es offenbar keine richtige Abstimmung im Rahmen der Videokonferenz oder auch danach gegeben hat. Der Kreisvorsitzende Frank Schmidt teilte nun stattdessen in einer Mail an die Vereine mit: "Im Rahmen der Videokonferenz bzw. aufgrund nachgelagerter Rückmeldungen per Mail ist Fakt, dass die überwiegende Mehrheit der Vereine derzeit nicht dem Vorschlag des NFV-Vorstands folgt, die Saison 2019/20 'einzufrieren'". Dieses Ergebnis habe Schmidt bereits an die Verbandszentrale in Barsinghausen weitergeleitet.

Auch von vielen Stadtvereinen sei laut dem Kreisvorsitzenden die Bereitschaft dokumentiert worden, eine jeweils anders lautende Lösung mitzutragen. Ein Befund, den mehrere Teilnehmer der Videokonferenz aus den Klubs unabhängig voneinander bestätigen, wobei durchaus die verschiedenen Interessen der Vereine deutlich geworden sind: So sei der Osnabrücker SC als Kreisliga-Tabellenführer bei den Herren und Erstplatzierter bei einigen Jugendteams daran interessiert, dass die laufende Saison nicht komplett annulliert werde, wobei man seitens des OSC versicherte, auch anderslautende Lösungen zu akzeptieren. Der Teilnehmer aus dem Nachwuchsleistungszentrum des Fußball-Zweitligisten VfL Osnabrück habe dagegen den Fokus auf die Planungssicherheit gelegt - nicht nur in finanzieller Hinsicht und in Bezug auf Wechselfristen - und favorisierte demnach eher eine Abbruch-Lösung.

Weitere Kreise klar gegen NFV-Plan

In weiteren Fußballkreisen kristallisiert sich laut Medienberichten indes auch eine klare Tendenz in Richtung Abbruch der laufenden Saison heraus: Etwa im Fußballkreis Emsland. Dort stimmten 69 Clubs im Anschluss an die Videokonferenz des Kreisvorsitzenden für einen Abbruch der Saison, 14 für eine Fortsetzung. Leichte Verschiebungen bei diesem Ergebnis angesichts einiger Rückmeldungen per Mail von den bei der Videoschalte fehlenden etwa zwei Dutzend Vereinen aus dem Emsland sind noch möglich, eine Änderung der klaren Mehrheit pro Abbruch aber nicht mehr.

Im Kreis Stade etwa haben sich 24 der 35 Fußballvereine für einen Abbruch der Saison 2019/20 ausgesprochen - nur neun Klubs stimmten dem NFV-Plan zu (eine Enthaltung). Im Kreis Verden lautete das Votum ganz klar 27 zu 3 für Saisonabbruch. Im Kreis Vechta war das Ergebnis knapper: 15 zu 11 pro Abbruch und gegen den NFV-Plan, die Saison einzufrieren. Auch im Fußballkreis Oldenburg-Land/Delmenhorst gibt es eine Mehrheit pro Saisonabbruch (21 zu 10). Diese soll es laut Syker Kreiszeitung auch in Ostfriesland, der Grafschaft Bentheim, Cloppenburg, Nienburg, Region Hannover, Northeim/Einbeck und Göttingen geben.

In anderen Fußball-Landesverbänden sieht es folgendermaßen aus: Die Klubs aus Bayern sind dank einer deutlichen Zwei-Drittel-Mehrheit nach einer Befragung die bisher einzigen, der ab September weiterspielen wollen - der finale Beschluss des Präsidiums des Bayerischen Fußballverbandes steht aber noch aus. In Brandenburg hatten die Vereine mit 75 Prozent gegen die Verlängerung der Saison bei den Herren nach dem 30. Juni gestimmt, im Westfälischen Fußball- und Leichtathletikverband stimmten gar 88 Prozent für das sofortige Saisonende (allerdings hier für drei verschiedene Wertungsszenarien). In Sachsen soll ebenfalls eine Mehrheit der Vereine zum Saisonende tendieren.

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Aufrufe: 023.4.2020, 10:40 Uhr
Benjamin Kraus / NOZAutor