2024-05-08T14:46:11.570Z

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Christian Bernkopf ist Spielleiter der Landesliga Südost und Vorsitzender im Kreis Niederbayern Ost
Christian Bernkopf ist Spielleiter der Landesliga Südost und Vorsitzender im Kreis Niederbayern Ost – Foto: privat

Bernkopf: »Teilnahme am Ligapokal ist nach wie vor freiwillig«

Der Spielleiter der Landesliga Südost zeigt klare Kante: »Es beschweren sich nur diejenigen, die scheinbar mit ihrer Lage unzufrieden sind»

Der Aufschrei war zum Teil ziemlich groß, als mitten im "Lockdown light" bekannt wurde, dass es in der Landesliga Südost bereits am 20. Februar schon wieder mit Partien des Liga-Pokals sowie Nachholspielen losgehen soll. Wir haben uns in der Vorwoche mit einem Vereinsvertreter unterhalten, der nicht namentlich genannt werden wollte und seinen Unmut zu einigen Dingen äußerte. Das hat innerhalb der Landesliga Südost für Wirbel gesorgt und auch Spielleiter Christian Bernkopf, der auch Vorsitzender im Fußballkreis Niederbayern Ost ist, vor den Kopf gestoßen. Im Interview geben wir dem 42-jährigen BFV-Funktionär nun die Möglichkeit, Stellung zu beziehen.

Herr Bernkopf, nicht alle Vereine der Landesliga Südost sind von dem Vorhaben begeistert, dass geplant ist, bereits am 20. Februar den Spielbetrieb in der Landesliga Südost mit Nachhol- und Ligapokalspielen aufzunehmen. Können Sie den Unmut mancher Klubs nachvollziehen?
Christian Bernkopf (42): Ich kann diese Kritik nur bedingt nachvollziehen, da auf den von FuPa veröffentlichten Artikel die entscheidenden Einzelheiten schlichtweg nicht ins Feld geführt worden sind. Kritik nehme ich immer sehr ernst. Was ich aber schon bedenklich finde, ist der Umstand, dass dies anonym passiert und noch dazu musste der Deckmantel der Anonymität für fadenscheinige Gründe herhalten. Wenn jemand mit Entscheidungen nicht einverstanden ist, dann ist das sein gutes Recht. Allerdings sollten wir dann so fair sein und alle Argumente auf den Tisch legen – und nicht nur die, die einem recht sind. Das ist dann nur die halbe Wahrheit. Man muss nämlich schon auch berücksichtigen, dass in der Landesliga Südost seit vielen Jahren das letzte Februar-Wochenende ohnehin ein allgemeiner Nachholspieltag ist. Wir beginnen lediglich eine Woche früher mit einzelnen Ligapokalspielen. Wenn man sich vor Augen führt, dass ab Ende Januar regelmäßig Freundschaftsspiele ausgetragen werden, so werden die meisten Vereine auch in der Lage sein, Ligapokal-Spiele zu bestreiten. Zudem wurden die Durchführungsbestimmungen dahingehend abgeändert, dass ausgefallene Spiele im Ligapokal nur dann nachgeholt werden, wenn es beide Vereine auch wünschen. Andernfalls greift die Quotientenregelung. Und man muss auch eines bedenken: Die Teilnahme am Ligapokal ist nach wie vor für alle Mannschaften freiwillig. Sollte also eine Mannschaft am Ligapokal nicht mehr teilnehmen wollen, so braucht sie mir das nur entsprechend mitteilen. Wir dürfen nicht vergessen, in welcher Situation sich unsere Gesellschaft aktuell befindet. Dafür braucht es Lösungen – und diese zu finden und in Einklang zu bringen, ist nicht einfach. Zu kritisieren, ist das eine, eine Lösung für alle Mannschaften zu unterbreiten, das andere.



Hand aufs Herz: Die Winter waren zwar in den letzten Jahren meist nicht mehr so streng wie noch vor ein paar Jahrzehnten, aber glauben Sie wirklich, dass Vereine wie Erlbach und Töging, die keinen Kunstrasen haben, im Februar daheim Spiele austragen können oder das Bayerwald-Vereine wie Hauzenberg und Waldkirchen von solchen Plänen begeistert sind?
Mit Glauben kommen wir nicht weiter. Die Vorbereitungszeit stellt die meisten Vereine alljährlich vor größere Herausforderungen. Natürlich sind Kunstrasenplätze hilfreich. Wenn man auf den Spielplan sieht, wird man feststellen, dass in den erfahrungsgemäß schneeträchtigsten Orten zu Beginn die spielfreien Tage bzw. Auswärtsspiele angesetzt sind. Auch das gehört zu einem vollumfänglichen Bild. Aber dazu muss man sich damit auch auseinandersetzen wollen. Die allermeisten machen das – und dafür bin ich auch dankbar.

»Wir müssen in der Lage sein, ab dem frühestmöglichen Zeitpunkt wieder einen Spielbetrieb anzubieten.«


Die Corona-Pandemie hat das ganze Land und auch den Fußball seit Monaten fest im Griff. In den kalten Jahreszeiten breitet sich das Virus nachweislich wesentlich aggressiver als in den wärmeren Monaten aus. Wäre es nicht sinnvoller und vor allem vernünftiger, den Vereinen erst Ende März, Anfang April den regulären Spielbetrieb wieder aufnehmen zu lassen? Der Ligapokal ist eine gutgemeinte Idee, aber ist dieser Wettbewerb so wichtig, dass man die Mannschaften in dieser Zeit, in der die Menschen mit zahlreichen Einschränkungen leben müssen, bereits im Januar wieder mit der Vorbereitung beginnen lassen muss?
Die durch Corona verursachten und von staatlicher Seite verordneten Pausen des Amateurfußballs haben unsere Vereine natürlich Nachteile gebracht, was sich in der anstehenden Winterpause weiter verschärfen kann. In dieser Zeit ist uns bewusst geworden, wie wichtig eine möglichst frühe Fortsetzung des Spielbetriebes ist. Die Kernaufgabe des Spielbetriebs ist es, Spielangebote für die Zeiträume zu machen, in den wir spielen dürfen und können. Die Teilnahme ist wie gesagt immer noch freiwillig! All unsere Planungen basieren auf der Voraussetzung, dass wir pünktlich mit dem Spielbetrieb beginnen dürfen. Sollte es coronabedingt weitere Verzögerungen geben, müssen wir die Planungen sowieso anpassen. Die entsprechenden Vorgaben wird uns die Staatsregierung geben. Wir müssen in der Lage sein, ab dem frühestmöglichen Zeitpunkt wieder einen Spielbetrieb anzubieten, zum Wohle unseres Amateurfußballs, aber auch zum Wohle des einzelnen Vereins. Sollten wir erst dann die Planungen konkretisieren, wenn wir weiterspielen dürfen, würden wir viele wertvolle Zeit im Frühjahr verlieren. Also handeln wir. Im übrigen gibt es in der Landesliga Südost Mannschaften, die kein Nachholspiel offen haben und auch im Ligapokal schon ein Spiel absolviert haben wie der Kirchheimer SC und der 1. FC Passau. Auch diesen Mannschaften müssen wir einen Wettbewerb anbieten. Sollten wir den Ligapokal weiter kürzen bzw. streichen, so hätten diese Mannschaften erst am 10. April ihr erstes Pflichtspiel, und sie würden für lediglich sechs Spiele eine Vorbereitung machen. Welche Diskussion führen wir dann? Eine Fußball-Liga ist eine Solidargemeinschaft, in der man nicht nur seine eigenen Gegebenheiten sehen darf, sondern das große Ganze!


Stichwort Ligapokal: Die ursprünglich geplante Vorrunde muss aus terminlichen Gründen gestrichen werden, der ganze Wettbewerb muss für die Landesligen reformiert werden. Wie viele Spiele sind nach jetzigem Stand insgesamt notwendig, um ein Finalspiel für einen Aufstiegsplatz erreichen zu können?
Es hat jede Mannschaft vier Zwischenrundenspiele zu absolvieren. Die sechs Gruppensieger und die zwei besten Zweitplatzierten qualifizieren sich für das Viertelfinale. Also steht der Ligapokalsieger der Landesliga Südost nach sieben Spielen fest. Diese Mannschaft muss im Vergleich mit den anderen vier Landesligen noch ein weiteres Spiel gewinnen, um einen der begehrten Aufstiegsplätze in die Bayernliga zu ergattern.



Neben Ihrer Tätigkeit als Spielleiter der Landesliga Südost sind Sie ja auch noch Kreisvorsitzender im Fußballkreis Niederbayern Ost. Die Verbandsfunktionäre werden seit Monaten von allen Seiten kritisiert und hin und wieder sogar ein Stück weit angefeindet. Ist das nicht völlig demotivierend?
Nein. Kritik gehört zum Geschäft, sie muss aber sachlich sein und man sollte sich auch dazu bekennen. Nur so funktioniert ein konstruktiver Austausch. Die Rückmeldungen der Vereinsverantwortlichen wie Vorsitzenden und Abteilungsleiter sind zu einem sehr, sehr großen Teil positiv und geprägt von Verständnis. Die große Mehrheit trägt unsere Entscheidungen mit und bestätigt uns alle in vielen persönlichen Gesprächen und Schreiben – auch gerade auf die jüngste Berichterstattung, die einzelne Personen dazu nutzen, um Stimmung aus Eigeninteresse zu machen. Wir dürfen gerade aber jetzt nicht egoistisch und emotional vorgehen, wir müssen die Gemeinschaft im Blick haben. Es beschweren sich nur diejenigen, die scheinbar mit ihrer Lage unzufrieden sind. Diese Einwürfe sind zwar dann sehr laut vernehmbar, stellen aber nicht das allgemeine Bild dar. Sollte es dann im Einzelfall Gesprächsbedarf geben, so wissen diese Vereinsverantwortlichen, dass sie sich gerne bei mir oder den zuständigen Verbandsmitarbeitern melden dürfen. Wir haben in der Corona-Zeit auch neue Kommunikationsmittel etabliert, um wichtige Entscheidungswege zu skizzieren und die Gründe darzulegen. Auch dies kam in den vergangenen Monaten sehr gut an. Also kann sich jeder Vereinsverantwortliche bei uns melden, wenn er diesen Bedarf sieht. Unterm Strich sind wir alle fußballnarrisch, wollen nur das Beste für den gesamten Fußball. Und ja, dann zählt es auch, Eigeninteressen hinten anzustellen – und nachzudenken, ehe man gezielt vorgeht und dabei wichtige Fakten ganz bewusst außen vor lässt.

Aufrufe: 023.11.2020, 12:25 Uhr
Thomas SeidlAutor