2024-05-22T11:15:19.621Z

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Corona stoppt Michael James den Heijer

Die Pandemie hat das Leben des neuseeländischen Verteidigers des Oberligisten 1. FC Kleve auf den Kopf gestellt.  Jetzt kehrt er in seine Heimat zurück und wird dort für Auckland United spielen und als Jugendtrainer arbeiten.

Für den Oberligisten 1. FC Kleve kam Michael James den Heijer im Spätsommer vergangenen Jahres wie gerufen. Der Neuseeländer war in den Niederlanden bei NEC Nimwegen ins zweite Glied geraten und schaute sich fieberhaft nach einem neuen Klub um. Sein Blick schweifte nach Deutschland.

Am Bresserberg wiederum suchten die Kaderplaner seit Monaten händeringend nach einem Innenverteidiger. Schließlich hatte Leslie Rume den Verein kurz zuvor in Richtung TuS Fichte Lintfort verlassen, Sebastian van Brakel fiel zudem mit einem Riss der Patellasehne langfristig aus.

„Ich war eigentlich auf der Suche nach einem Verein auf Profi-Level. Der 1. FC Kleve war dann aber eine tolle Option, um mich zu zeigen und zu beweisen, dass ich auf hohem Niveau Fußball spielen kann. Ich habe die Zeit hier wirklich von Anfang an genossen“, sagt Michael James den Heijer. Sofort avancierte der Rechtsfuß an der Seite von Nedzad Dragovic im Defensivzentrum zur Stammkraft – und gab ein ehrgeiziges Ziel aus: „Ich sehe in Kleve die Chance, 44 Spiele in der kommenden Saison zu machen.“ Mittlerweile ist längst klar: Daraus wird nichts. Bislang hat den Heijer sieben Begegnungen (zwei Tore) für die Rot-Blauen bestritten, weitere werden nicht hinzukommen. Schon am kommenden Dienstag kehrt der Neuseeländer in die Heimat zurück.

„Es war eine harte Entscheidung für mich, nicht bis zum Saisonende zu bleiben. Ich hätte gerne bis zum Schluss alles für den Verein gegeben. Aber das vergangene Jahr war nicht einfach für mich. Corona hat viel verändert. Daher macht eine Rückkehr Sinn“, sagt den Heijer, der seine ersten Schritte im Profifußball in Neuseeland machte. Über eine Station in Japan landete er 2016 beim niederländischen Zweitligisten NEC Nijmegen. Dort aber kam er, auch unter dem deutschen Trainer Peter Hyballa, nur sporadisch zum Einsatz. In der Saison 2019/2020 lief den Heijer dann in der fünfthöchsten Spielklasse der Niederlande für den SV DFS Opheusden auf, ehe er sich dem Oberligisten 1. FC Kleve anschloss.

Bis zum Ausbruch der Pandemie arbeitete der Innenverteidiger als Kellner in einem Restaurant in Nijmegen. Doch dort wird er nun schon seit einem Jahr nicht mehr gebraucht. Umso schwieriger wurde es, den Lebensunterhalt zu bestreiten. „Ich habe die Zeit genutzt, mich körperlich fit zu halten. Außerdem habe ich meiner Freundin, die in einem Krankenhaus tätig ist, bei der Arbeit geholfen“, sagt den Heijer.

Und auch sportlich wurden die Pläne des 24-Jährigen mächtig durchkreuzt. Der Ex-Spieler von NEC Nijmegen wollte sich unter dem Klever Trainer Umut Akpinar für höhere Aufgaben empfehlen. So hatte er kurz nach seinem Wechsel zum 1. FC Kleve im Interview mit unserer Redaktion erklärt: „Ich will unbedingt in den Profifußball, um Nationalspieler Neuseelands zu werden. Die Dritte Liga ist mein langfristiges Ziel.“

Und tatsächlich: Michael James den Heijer bewies in der Getec-Arena, nicht nur ein ausgezeichneter Oberliga-Spieler zu sein, sondern auch das Potenzial für höhere Klassen zu besitzen. Mit bemerkenswerter Schnelligkeit, einer guten Übersicht und einem gewissen Offensivdrang bereicherte der Neuseeländer das Spiel der Mannschaft um Kapitän Fabio Forster. Zudem gab er dem Team viel Halt mit seiner abgeklärten Ausstrahlung.

„Ich war durchaus beeindruckt davon, wie hoch das Level in der Oberliga ist. Die Geschwindigkeit ist hoch. Und fast alle Mannschaften wollen nach vorne spielen“, sagt den Heijer. Seine Kollegen hätten richtig gut Fußball spielen können. Aber auch andere Teams wie der 1. FC Bocholt könnten auf hohem Niveau kicken, so Michael James den Heijer. Er habe sich beim 1. FC Kleve immer sehr wohl gefühlt. „Der Draht zu Umut Akpinar und dem Vorsitzenden Christoph Thyssen war immer richtig gut“, so den Heijer. Er sorge sich nun, dass Anhänger des Fusionsklubs enttäuscht sein könnten, dass er vorzeitig geht. „Hoffentlich nimmt man es mir nicht übel.“

Stand jetzt ist durchaus davon auszugehen, dass zumindest die Hinrunde nach dem sportlichen Corona-Lockdown in der fünfthöchsten deutschen Klasse noch ausgespielt wird. Es würden noch zwölf Begegnungen auf den 1. FC Kleve warten, der aktuell auf Tabellenplatz fünf steht. „Die Chance, dass der 1. FC Kleve noch aufsteigt, ist natürlich sehr gering. Gleichzeitig ist es sehr unwahrscheinlich, dass er noch etwas mit dem Abstieg zu tun hat. Der Verein ist in einer sehr soliden Position. Da mache ich mir keine Sorgen“, sagt den Heijer.

Und wie geht es für ihn weiter, wenn er am Mittwoch nach 24 Stunden Flugzeit in Neuseeland landet? „Ich werde in Vollzeit als Jugendtrainer bei Auckland United arbeiten und weiterhin an meiner eigenen Laufbahn als Spieler arbeiten“, sagt den Heijer. Der Verein aus Mount Roskill peilt langfristig den Profifußball an. Den Heijer wird die U-12- und U-16-Teams trainieren und parallel dazu als Spieler für den Klub aktiv sein.

„Ich bin sehr froh, dass meine Freundin ein Visum bekommen hat. Nun gehen wir zusammen nach Neuseeland. So kann ich ihr meine Heimat zeigen. Dort können wir dann auch entscheiden, ob wir langfristig eher in Neuseeland oder in Nimwegen leben wollen“, sagt den Heijer. Er sei froh über die Chance, die sich ihm nach dem beschwerlichen Corona-Jahr in 18.500 Kilometer Entfernung bietet.

Dennoch sagt der Neuseeländer: „Wenn Corona nicht gewesen wäre, wäre ich jetzt sicher noch weiter hier. Und ich kann mir auch gut vorstellen, irgendwann zurückzukommen und in Deutschland anzugreifen“, sagt den Heijer.

Auch ein erneutes Engagement beim 1. FC Kleve sei für den 24-Jährigen dann denkbar. Schließlich sieht der Innenverteidiger großes Potenzial im Bresserberg-Klub. „Die Vision des Vereins gefällt mir. In fünf Jahren kann er in der Regionalliga spielen“, sagt Michael James den Heijer.

Aufrufe: 015.3.2021, 12:00 Uhr
RP / Maarten OversteegenAutor