2024-05-10T08:19:16.237Z

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Lukas Lazar.
Lukas Lazar. – Foto: MS-Sportfoto/Michael Schmitt

»Anfangs hebt man schnell ab«

Lukas Lazar über seine Zeit in der Jugendabteilung des 1. FC Kaiserslautern / Teil zwei: Die sozialen Aspekte

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ALBIG. Lukas Lazar spielte bis zur vergangenen Saison in der Jugend des 1. FC Kaiserslautern. In einer dreiteiligen Reihe schildert der 19-Jährige Eindrücke, Erlebnisse und Erfahrungen. In diesem zweiten Teil geht es um die sozialen Aspekte.

Wie waren die Anfangswochen?

An die ersten Eindrücke beim 1. FC Kaiserslautern, es war die Spielzeit 16/17, kann sich Lukas Lazar noch gut erinnern. „Du wirst da behandelt wie ein Profi. Das führt ganz schnell dazu, dass Du abhebst“, schildert der Albiger. Hinzu sonne man sich in dem Gefühl der Bewunderung, das vom alten Umfeld ausgehe. „Von dem Trip hat mich meine Mutter aber schnell wieder runtergeholt“, sagt er dankbar.

Wie hat es sich in dem neuen Umfeld gefühlt?

Anfänglich ging er, der bis zum Wechsel beim Jugend-Verbandsligisten TSV Gau-Odernheim stürmte, die Aufgabe mit sehr großem Respekt an. „Innerlich hatte ich Zweifel, ob ich den Anforderungen überhaupt gerecht werden könnte“. Die erledigten sich zügig, seine Sommervorbereitung lief gut. Auch im Freundschaftsspiel gegen die TSG Hoffenheim präsentierte er sich perfekt, wie er erzählt. An diese starke Form kam er in der ersten Saison in den Punktspielen jedoch nicht mehr heran: „Es lief nicht besonders“, reflektiert er.

Probleme mit der Umstellung

Wahrscheinlich lag das an der ungewohnten Belastung, die mit der gravierenden Umstellung seines Lebens einherging: „Deine Tage werden im Vergleich zu meiner Zeit beim TSV Gau-Odernheim lang“, skizziert Lukas Lazar. 6.30 Uhr klingelte daheim in Albig der Wecker. Dann machte er sich fertig und pendelte nach Alzey zur Schule. Bis 17 Uhr. Vom weiteren Unterricht war er wegen seines Sports freigestellt. Von Alzey ging es weiter zum Mitfahrerparkplatz an der A63, wo ihn der Fahrdienst des FCK einsammelte. Über weitere Stationen, wo ebenfalls Talente zustiegen, wurde er zum Training am Fröhnerhof chauffiert. 90 Minuten lang galt es dort, „110 Prozent zu geben. Daran schloss sich ein freiwilliges Individualtraining an, Technik oder Krafttraining“, sagt Lukas Lazar. Zurück in Albig war er abends um 21 Uhr. Müde. Trotzdem wollten noch die Hausaufgaben erledigt werden: „Tag für Tag“. Aus dem Trott ausbrechen können hätte er jederzeit – auf Kosten einer Trainingseinheit. „Doch dann darfst Du Dich nicht wundern, wenn Du nicht spielst“, beschreibt er die psychische Belastung, mit der er als Teenager fertig werden musste: „Man muss sich das klarmachen, dass das der Preis ist, den man zahlt, wenn man mal Profi werden möchte. Knapp vier Jahre lang habe ich das durchgehalten.“ Auch wenn er es am Ende nichts mit dem Absprung ins Profilager wurde, er bereut die jahrelange Strapaze nicht: „Wenn ich heute noch einmal vor der Entscheidung stünde, ich würde es ganz genauso machen“.

Was heißt „abheben“?

Ein Problem, das Lukas Lazar heute ausmacht, ist die Veränderung seines sozialen Status‘ im heimatlichen Umfeld. Er avancierte sozusagen zum Star, zu einem der mit dem Wechsel zum 1. FC Kaiserslautern das schaffte, wovon anderem Jungs in seinem Umfeld träumen „Man wird wegen des Sprungs zum 1. FC Kaiserslautern förmlich angehimmelt. Und auch in der Schule gewinnt man einen anderen Status. Da denkst Du, Du hast es geschafft – und realisierst gar nicht, dass Du immer noch einer von vielen bist“, beschreibt er. Dieses Bewusstsein stelle sich erst später ein – kein einfach zu verarbeitender Perspektivwechsel für einen Teenager.

Die „Kabine“

Innerhalb des Kaders, zu dem Lukas Lazar dann gehörte, etablierte sich naturgemäß ebenfalls eine Kultur. Lukas Lazar spricht in diesen Zusammenhang von „der Kabine“, wo sich die sozialen Normen und Werte herauskristallisierten. „Innerhalb der Gruppe wird sehr viel Wert gelegt auf Äußerlichkeiten. Was zählt, sind teure Marken. Wenn Du Dich dem nicht anpasst, bist Du out. Das spürt man an den Blicken, mit denen man gemustert wird. Aber es gibt auch manche in der Kabine, die einen deshalb richtig runtermachen. Den Kampf musst Du annehmen. Und auf der anderen Seite Deine Leistung auf dem Platz bringen.“ Ein Spagat, der deutlich macht: Es sind nicht nur die sportlichen Herausforderungen, die nach dem Wechsel über die Heranwachsenden hereinbrechen.

Geht das nicht ins Geld?

Lukas Lazar hat einen Weg gefunden, sich, seinen wirtschaftlichen Möglichkeiten und den Ansprüchen der Gruppe gerecht zu werden. „Ich habe mich angepasst, ohne die teuersten Produkte zu nehmen. Es ist dann auch im Freundeskreis üblicher geworden, sich anspruchsvoller zu kleiden. Ich finde das auch gut so“.

Kann man Freunde finden?

Rund zwei Dutzend Mann stark waren die Kader, zu denen Lukas Lazar gehörte. Alle verfolgten die gleichen Ziele: Viel Spielzeit bekommen, sich sportlich zu perfektionieren und mittelfristig zu den wenigen Auserwählten zu zählen, die den Absprung in den Profibereich schaffen. Ein Haifischbecken. Kann man dort Freunde finden? „In jedem Fall“, schildert Lukas Lazar: „Man verbringt ja praktisch jeden Tag miteinander. Auch wenn sich später die Wege trennen. Doch man trifft sich regelmäßig mal wieder. Heute noch. Es war auch nicht so, dass der Kader eine Gruppe von Egoisten war, in der nur jeder auf sich schaute. Hatte man eine gute Aktion, dann gab es auch Lob vom Konkurrenten.“

Und das Privatleben?

Den Punkt hakt Lukas Lazar in drei Sätzen ab: „Ich habe in dieser Phase fast nichts gemacht. Der Rhythmus bestand aus Schule, Training und Spiel. Da blieb keine Zeit für anderes.“

Aufrufe: 018.1.2021, 09:30 Uhr
Claus RosenbergAutor