7. Juni, Samstag, 15 Uhr. Das Thermometer zeigt knapp 30 Grad, der Himmel ist blau, die Sonne strahlt über Nürnberg. Bei Rock im Park spielen die ersten Bands, auf der Bergkirchweih läuft schon wieder das Bier, aber auch ein Freibadbesuch wäre bei diesem Wetter eine fantastische Idee. Doch auf dem Sportplatz an der Sudetendeutschen Straße steht noch ein entscheidendes Saisonspiel an. Fußball, der Letzte empfängt den Ersten, die DJK Falke II gegen den SC Germania.
Es ist der Schlusspunkt eines dramatischen Saisonfinales in der Kreisklasse 4. Über Monate hinweg haben sich der SC Germania und der Türkische SV Gostenhof ein spannendes Rennen um Platz eins geliefert. Dabei war Germania nicht ideal in die Saison gestartet. Doch seit dem elften Spieltag sieht die Bilanz blendend aus. Eine einzige Niederlage sticht aus der Siegesserie heraus — ausgerechnet gegen den Rivalen um den Aufstieg setzte es am 21. Spieltag eine 0:6-Klatsche, die Tabellenführung war fünf Spiele vor Schluss weg. „Da ist uns ein Malheur passiert“, sagt Trainer Serdar Dinc, und dass er nun so locker über die Niederlage sprechen kann, liegt daran, dass Germania danach jedes Spiel gewann. Stattdessen patzte Gostenhof, drei Spiele vor Saisonschluss. Bei den wiedererstarkten Laufamholzern reichte es nur zu einem 2:2.
Deshalb geht Germania als Tabellenführer mit einem Punkt Vorsprung ins Saisonfinale und erspielt sich gegen die heillos überforderte Heimelf von Beginn an Chancen im Minutentakt. Doch nach 33 Minuten steht es immer noch 0:0, einige Akteure werden bereits unruhig, ehe Thomas Hovington die Gäste mit dem Führungstor erlöst. Dann dreht der Gast endgültig auf, Falke leistet kaum mehr Gegenwehr. Am Ende steht es 0:8.
„Schade für den Gegner, aber es war in der Höhe verdient“, stellt Abteilungsleiter Tobias Brandl fest. 104 Tore in 30 Spielen gelangen dem SC Germania in dieser Spielzeit. „Wir sind unberechenbar“, freut sich Trainer Serdar Dinc. Getroffen hat zwar fast jeder Feldspieler, aber Marco Seinil sticht mit 32 Toren klar heraus. „Er hat dieses Jahr wirklich alle überrascht durch seine mannschaftsdienliche Spielweise. Er kriegt die Zuspiele und dankt es den Jungs dann mit Toren“, lobt Dinc. Am letzten Spieltag wird er besonders eifrig mit Pässen gefüttert und trifft fünfmal. Seinil, der Star, der alle anderen überstrahlt? Das lässt Dinc nicht gelten. „Wir sind eine Mannschaft. Wir haben in der Vorrunde etwas Anlaufschwierigkeiten gehabt, sind dann aber Woche für Woche zusammengewachsen. Das ist ein super Haufen. Wir kommen über die Gemeinschaft, die individuelle Klasse ist bei uns auch gut, aber die Mannschaft besticht.“
Nach dem Schlusspfiff darf die Mannschaft aber erst einmal ausgelassen feiern, vor der Sektdusche bleibt auch der Abteilungsleiter nicht verschont. „In der letzten Saison haben wir den Aufstieg in der Relegation verpasst, wir wollten dieses Jahr natürlich nach oben. Die Mannschaftsleistung war meistens perfekt“, lässt Brandl die Saison Revue passieren. Bis auf den Ausrutscher gegen Gostenhof eben. „Da haben wir einen sehr schlechten Tag erwischt.“
Beinahe hätte es wieder nur zum zweiten Platz gereicht, wie im Vorjahr eben, als man in der Relegation scheiterte. Doch es kam anders. „Am Ende ausschlaggebend waren die letzten zwei Siege und natürlich der Ausrutscher von Gostenhof am drittletzten Spieltag in Laufamholz. Ohne den Punktverlust von Gostenhof in Laufamholz hätten wir die Tabellenspitze nicht erobern können“, weiß Serdar Dinc. Abteilungsleiter Brandl stellt dem SV Laufamholz prompt eine Belohnung in Aussicht. „Das Danke ist schon unterwegs gewesen, aber es werden sicherlich noch ein oder zwei Kästen Bier nach Laufamholz kommen.“
Natürlich dürfen sich die Akteure und Funktionäre besonders selbst feiern, nach einer spektakulären Saison, die Lust auf mehr macht. Bei Germania haben sie ein Team zusammengestellt, das in fast unveränderter Konstellation dann auch in der Kreisliga antreten soll, wie Abteilungsleiter Brandl klarstellt. „Die Spieler bleiben zu 99 Prozent alle erhalten. Einer ist noch am überlegen, aber wir wollen mit zwei, drei Spielern aufstocken, weil die Kreisliga doch was anderes ist, aber ansonsten bleibt der Kader komplett zusammen.“
„Wir freuen uns auf die Kreisliga, es sind richtig gute namhafte Mannschaften dabei. Da gehören wir unserer Meinung nach hin. Es wäre vermessen, von irgendwelchen Platzierungen zu sprechen“, sagt Dinc, und auch Brandl versucht sich in Zurückhaltung: „Der Klassenerhalt steht im Vordergrund, wenn mehr nach oben geht, umso schöner.“ Bis es in die Sommervorbereitung geht, dürfen sich die Meisterspieler aber auf ihren Lorbeeren ausruhen. Vielleicht auf dem Berg, womöglich aber auch in Laufamholz, denn auch dort ist gerade Kirchweih.