2024-04-25T14:35:39.956Z

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Sie flogen, sie grätschten und sie drückten sich: Die Germania-Spieler (in Blau) siegten, stiegen aber nicht auf. F: Günter Distler
Sie flogen, sie grätschten und sie drückten sich: Die Germania-Spieler (in Blau) siegten, stiegen aber nicht auf. F: Günter Distler

Nur "Meister Proper" bringt Würze ins Spiel

Weil der Türkische SV Gostenhof 300 Meter entfernt ebenfalls gewinnt, muss der SC Germania trotz eines 5:1 seine Aufstiegsfeier verschieben

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Sechs Tore, ein pfeifender Meister Pro­per und eine verpasste Vorentschei­dung: Mit 5:1 triumphierte der SC Ger­mania am Sonntag über den ESV Ran­gierbahnhof. Weil die Verfolger vom Türkischen SV Gostenhof aber eben­falls dreifach punkteten, wird der Meis­ter der Kreisklasse 4 erst am Pfingst­wochenende gekürt.

Fast klang es, als sei man selbst etwas überrascht gewesen von der unverhofften Gelegenheit. „Germania kann Meister!“ schlagzeilte es auf der Homepage des SC Germania. Ja, Ger­mania hätte am Sonntag den direkten Aufstieg in die Kreisliga besiegeln können.

Voraussetzung dafür wären freilich gewesen: ein Sieg und eine Nie­derlage. Nur bei einem Triumph über den ESV Rangierbahnhof und einer gleichzeitigen Niederlage des Türki­schen SV Gostenhof hätten die Schnieglinger als vorzeitiger Meister der Kreisklasse 4 festgestanden. Hät­ten. Um die Geschichte ohne Konjunk­tiv fortzuschreiben: Germania gewann 5:1, Gostenhof nur etwa 300 Meter davon entfernt allerdings auch. Die Meisterschaftsfeier? Fiel vorerst aus.

Die gute Nachricht: Der SC „kann immer noch Meister“. Und mit einiger Wahrscheinlichkeit wird er es auch werden. Wahnwitziges Reenactment Doch das ist Zukunftsmusik. Begin­nen wir lieber mit der Vergangenheit. Im Hinspiel hatte Rangierbahnhof zu Hause eine wahnwitzige 4:9-Schlappe hinnehmen müssen, und am Sonntag gaben sich die Rangers viel Mühe, die­se beinahe historischen 90 Minuten noch einmal nachzuspielen.

Warum auch nicht? Reenactment ist ja durch­aus modern. Neun Gegentore verlan­gen nach einer plausiblen Erklärung, und Rangierbahnhof schien sie bei Germania liefern zu wollen. Einfach indem das Team die Defensivleistung des Hinspiels kopierte und sich mög­lichst schnell viele Gegentreffer fing. Durch unzählige „einfache Fehler“, wie sie ein Zuschauer nannte, Fehlpäs­se im Spielaufbau und ein haarsträu­bendes Abwehrverhalten. Mit dem 0:4 zur Pause waren die Gäste, immerhin auf dem fünften Tabellenplatz notiert, noch gut bedient.

Andererseits bastelten die Kicker des SC bei wenig Gegenwehr gekonnt an ihrem Meisterstück – dass sie mit „dem letzten Aufgebot“ antraten, wie Trainer Serdar Dinc versicherte, spiel­te, so scheint’s, keine Rolle. Blieb also die Frage: Was macht Gostenhof? Nicht, dass man dem Tabellenzweiten einen Ausrutscher nicht zugetraut hät­te - sind doch die Gostenhofer nur des­halb Zweite, weil sie sich eine Woche zuvor ein 2:2 gegen den Viertletzten aus Laufamholz erlaubt und mit Ger­mania kurz vor Saisonende noch die Plätze getauscht hatten. Schon kursierten unter einigen auf­geregten Zuschauern Gerüchte über eine 2:0-Führung des Underdogs aus Großgründlach.

Nicht mehr als Schnieglinger Legenden, zeigte sich, denn Gostenhof hielt sich schadlos. Wer auf die richtigen Quellen vertrau­te oder einen kurzen Spaziergang hin­über zur Sportanlage in der Adolf-Braun-Straße machte, wusste das. Und weil sich der souveräne Auf­tritt der Konkurrenz herumsprach, war bald alle Spannung verflogen. Germania schaltete ein, zwei Gänge zurück. Rangierbahnhof blieb harm­los, und hätte sich nicht SC-Stürmer Marcel Klaußner dazu hinreißen las­sen, seinen Gegenspieler nach einem sehr durchschnittlichen Foul sehr laut zu beschimpfen und noch dazu den Schiedsrichter einen „Meister Pro­per“ zu nennen, der doch bitte mit sei­ner Zunge Dinge tun möge, die wir hier nicht wiedergeben können – es wäre wohl langweilig geworden. So aber erhielt die Partie doch ein wenig Würze. Die Lippen des Referees umspielte ein Lächeln, als er Germanias Num­mer 39 vom Platz stellte.

"Ist doch super"

Verderben ließ sich Serdar Dinc seine gute Laune von der Undiszi­pliniertheit seines Schützlings aber nicht. Auch nicht davon, dass die Entscheidung über Platz eins nicht vor Pfingsten fallen wird. Die Meisterschaft scheint für den Großteil des SC längst abgemach­te Sache, auch für Matt­hias Carl, der nicht nur für den guten Zustand des Rasens, sondern auch die Pressearbeit der Ersten zuständig ist. „Doch super“, sei es, wenn der erste Platz erst kommende Woche fix gemacht würde, fand Carl, denn: „Vor einem Feiertag lässt sich doch viel besser feiern.“

Niemand glaubt ernst­haft, dass die Meisterschaft beim Tabellenletzten Falke noch verspielt werden könnte, obwohl Germanias Vorsprung auf den Türkischen SV nur einen Punkt beträgt. „Wir fahren mit großem Selbstbewusstsein zu Falke“, sagte Dinc, der dieses Selbstbewusst­sein nicht mit Arroganz verwechselt sehen wollte. „Wir werden nicht den Fehler machen, abzuheben.“ Ja, Germania kann Meister. Und es sollte schon mit einem fußballeri­schen Teufel zugehen, wenn in einer Woche die Überschrift auf Germanias Homepage nicht durch ein „Germania macht Meister!“ abgelöst würde.

Aufrufe: 03.6.2014, 15:51 Uhr
Marco SchrageAutor